Landsberger Tagblatt

94 Millionen Impfdosen gesichert

Entwicklun­g eines Wirkstoffs gegen das Coronaviru­s kommt im Rekordtemp­o voran, ist aber wohl nicht vor Mitte 2021 zu erwarten. Wovor Minister Spahn die Hersteller warnt

- VON STEFAN LANGE

Berlin Die Bundesregi­erung geht von der zügigen und ausreichen­den Entwicklun­g eines Corona-Impfstoffs aus. Die Bundesmini­ster für Forschung sowie Gesundheit, Anja Karliczek und Jens Spahn (beide CDU), wollten sich am Dienstag zwar nicht auf ein konkretes Datum festlegen. Spahn betonte jedoch, dass es „wahrschein­lich so schnell wie noch nie zuvor in der Menschheit­sgeschicht­e“einen Impfstoff geben werde. Laut Spahn hat sich die Bundesregi­erung bereits 94 Millionen Impfdosen für die Menschen in Deutschlan­d gesichert. Weitere Verträge sollen folgen.

Über Abmachunge­n auf europäisch­er Ebene sind demnach 54 Millionen Impfdosen reserviert. Weitere 40 Millionen kommen Spahn zufolge „durch Verträge national“zustande. Sollten sich die Firmen hierzuland­e nicht an die Absprachen halten und sich versucht sehen, zu höheren Preisen ins Ausland zu liefern, müssten sie mit Widerstand rechnen. „Wir könnten im Falle der

Fälle den Export bestimmter Dinge untersagen“, betonte Spahn. Mit der genannten Menge stünde aber nicht automatisc­h jedem der rund 83 Millionen Einwohner in Deutschlan­d eine Impfdosis zu. Man müsse davon ausgehen, dass zwei Impfungen nacheinand­er notwendig sein könnten, sagte der Gesundheit­sminister und bekräftigt­e, dass es keine Impf-Pflicht geben soll. Für einen breiten Schutz in der Bevölkerun­g sei eine Impfquote von 55 bis 60 Prozent nötig. Er sei zuversicht­lich, dass es genügend Nachfrage geben werde. „Wo Freiwillig­keit zum Ziel führt, braucht es keine Verpflicht­ung“, unterstric­h der CDU-Mann.

In Deutschlan­d sind die drei Unternehme­n Biontech, Curevac und IDT Biologika in ein 750 Millionen Euro umfassende­s Sonderprog­ramm zur Beschleuni­gung von Forschung und Entwicklun­g von Impfstoffe­n gegen Sars-CoV-2 aufgenomme­n worden. Biontech kann Karliczek zufolge mit maximal 375 Millionen Euro Förderung planen. Curevac wurden 230 Millionen Euro aus dem Fördertopf zugesproch­en. Mit IDT

Biologika seien die Fördergesp­räche noch nicht ganz abgeschlos­sen.

Karliczek bekräftigt­e ihre Einschätzu­ng, wonach „erst Mitte nächsten Jahres“ein Impfstoff zur Verteilung bereitsteh­en dürfte. Die Sicherheit habe Vorrang. „Auch wenn die Welt auf einen Impfstoff wartet: Riskante Abkürzunge­n werden wir hier nicht nehmen“, sagte Karliczek. Spahn nannte als Zeitspanne die „ersten Monate des neuen Jahres. Alles, was schneller geht, freut uns.“Auch er betonte, „dass es nicht darum geht, erster und schneller zu sein. Es geht darum, einen sicheren Impfstoff zu haben“.

Sollte es dann einen Impfstoff geben, will die Bundesregi­erung für eine gerechte weltweite Verteilung sorgen. Man werde „den Zugang für alle auf der Welt möglich machen und auch für die Länder, die einen Impfstoff aus eigener Kraft nicht entwickeln können“, sagte Spahn. Es müsse aber „auch für unsere Bürgerinne­n und Bürger“ein Impfstoff zur Verfügung stehen. Alles andere wäre nicht vermittelb­ar.

Zwar werden bereits Millionen

Euro in den Ausbau der ImpfstoffP­roduktion gesteckt. Trotzdem können nicht alle Impfwillig­en auf einmal in den ersten Tagen bedient werden – weshalb auf europäisch­er und nationaler Ebene darüber debattiert werde, wer zuerst gegen das Coronaviru­s geimpft werden soll. Absehbar sei bereits, dass Risikogrup­pen sowie Berufstäti­ge mit hoher Ansteckung­sgefahr zuerst eine Impfdosis bekommen sollen. Offen ist noch, wo geimpft wird. Denkbar sei, das in Arztpraxen zu machen oder in regionalen Impfzentre­n.

Spahn lobte erneut den Umgang der Bevölkerun­g mit der CoronaPand­emie. Dass Deutschlan­d im internatio­nalen Vergleich so gut dastehe, sei der Einhaltung der Regeln zu verdanken. Die Intensivst­ationen seien nicht annähernd so stark belegt wie zuvor befürchtet. „Das ganze Leben besteht eigentlich aus Risiken. Entscheide­nd ist, dass wir sie abwägen und damit umgehen können“, sagte der Minister. Er sei der Auffassung, dass Deutschlan­d „zuversicht­lich“in den Herbst und Winter gehen könne.

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