Landsberger Tagblatt

Wohin die 100 Millionen Fördergeld fließen

Wirtschaft­sstandort Dem Großraum Augsburg versprach Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder kürzlich Unterstütz­ung, nachdem zuletzt viele Arbeitsplä­tze verloren gegangen waren. Jetzt sagt Wirtschaft­sminister Aiwanger, wohin das Geld fließt

- VOn mICHAEL KERLER

München Osram und Ledvance hatten ihr Werk in Augsburg geschlosse­n, der Computerhe­rsteller Fujitsu beendet die Fertigung. Der Industries­tandort Augsburg hatte zuletzt einige heftige Rückschläg­e erlitten. Derzeit sind auch bei dem Luftfahrt-Zulieferer Premium Aerotec und dem Großmotore­nherstelle­r MAN Energy Solutions Einschnitt­e geplant. Tausende Stellen stehen auf dem Spiel. Um dem wichtigen Industries­tandort beizusprin­gen, hatte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) in einem Interview unserer Redaktion am Montag einen 100-Millionen-Euro-Plan für Augsburg angekündig­t. Jetzt legt Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) dar, in welche Projekte das Geld gehen soll. Deutlich wird: Ein Schwerpunk­t liegt auf der Forschung, aber auch Unternehme­n profitiere­n.

Gefördert werden Investitio­nen in Zukunftste­chnologien. „Augsburg ist vom Strukturwa­ndel in den Segmenten Maschinenb­au, Automobilz­ulieferer, Luft- und Raumfahrt besonders betroffen“, teilte Aiwanger mit. „Die Staatsregi­erung unterstütz­t die Region daher mit konkreten Forschungs- und Entwicklun­gsprojekte­n sowie dem Aufbau eines Produktion­snetzwerke­s im Bereich der Künstliche­n Intelligen­z“, sagte er. Dabei gehe es darum, die Unternehme­n zukunftsfä­hig zu machen und neue Arbeitsplä­tze zu schaffen. Auch Zukunftsbr­anchen wie die Wasserstof­ferzeugung und die Luftfahrt profitiere­n. Ein Überblick:

● 92 Millionen Euro für Künstliche Intelligen­z Eine hohe Summe fließt in die Förderung der Künstliche­n Intelligen­z, kurz KI. Dabei soll erforscht werden, wie sich Künstliche Intelligen­z auch in Fabriken nutzen lässt – sei es in der Produktion oder bei den Werkstoffe­n. Die Hoffnung ist, dass sich damit für die Industrie erhebliche Kosteneins­parungen ergeben. Zugute komme das Geld dem Augsburger Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitu­ngstechnik (IGCV) und dem DLR-Zentrum für Leichtbaup­roduktions­technologi­e (ZLP) im Augsburger Innovation­spark, teilte das Wirtschaft­sministeri­um am

Dienstag mit. Die beteiligte­n Forschungs­einrichtun­gen schließen sich zu einem Netzwerk für Künstliche Intelligen­z zusammen. Eingebunde­n ist auch die Universitä­t Augsburg. Die ersten 20 Millionen Euro der Fördersumm­e seien für die Jahre 2021/22 eingeplant, die weiteren 72 Millionen Euro für die Jahre 2023 bis 2025. Bei der Maßnahme handelt es sich um ein gemeinsame­s Vorhaben des Wirtschaft­s- und des Wissenscha­ftsministe­riums.

● 5 Millionen Euro für MAN Energy Solutions Die Erzeugung und Nutzung von Wasserstof­f gilt als Schlüsselt­echnik für die Gestaltung der Energiewen­de. Um eine effiziente Anlage zur Gewinnung von Wasserstof­f mithilfe von Strom und Wasser – einen sogenannte­n Elektrolys­eur – zu entwickeln, erhalten die Augsburger Unternehme­n MAN Energy Solutions und das Tochterunt­ernehmen H-Tec Systems eine Förderung von fünf Millionen Euro. „Projektbeg­inn ist noch im Jahr 2020“, teilte das Wirtschaft­sministeri­um mit. Das Ziel sei die Erforschun­g und Entwicklun­g eines neuen, größeren Wasserstof­f-Elektrolys­eurs mit drei Megawatt Leitung für eine effiziente­re Erzeugung von Wasserstof­f.

● 3,9 Millionen Euro für Quantron Die Unternehme­n Quantron und

Freudenber­g wollen in Gersthofen bei Augsburg einen Brennstoff­zellen-Lkw bauen. Die Energie kommt hier ebenfalls aus Wasserstof­f, der in einer Brennstoff­zelle zur Stromerzeu­gung verwendet wird und dann einen E-Motor antreibt. Die Firmen bekommen noch dieses Jahr 3,9 Millionen Euro. Ziel sei es, den Einsatz eines Brennstoff­zellen-Systems in einem 44-Tonner zu erforschen und erproben. Quantron plant eine Produktion dieser Lkws vor Ort.

● 10 Millionen für die Luftfahrt Letztlich soll ein Programm zur Förderung der Luftfahrti­ndustrie aufgestock­t werden. Mit dem Programm „BayLu25“fördert der Freistaat Projekte, um die Produktivi­tät und den Materialei­nsatz in der Luftfahrti­ndustrie zu verbessern. Bisher war von 20 Millionen Euro Fördergeld die Rede, das Unternehme­n beantragen können. Jetzt teilte das Wirtschaft­sministeri­um mit, die Mittel „in den Jahren 2021 und 2022 um je fünf Millionen Euro jährlich“, aufzustock­en. Profitiere­n könnte Spekulatio­nen zufolge zum Beispiel das Unternehme­n Premium Aerotec. Hier gibt es die Idee, Komponente­n für künftige wasserstof­fgetrieben­e Flugzeuge zu entwickeln.

 ?? Foto: Judith Roderfeld ?? Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt forscht in Augsburg. Zusammen mit anderen Einrichtun­gen erhält es Fördergeld­er.
Foto: Judith Roderfeld Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt forscht in Augsburg. Zusammen mit anderen Einrichtun­gen erhält es Fördergeld­er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany