Landsberger Tagblatt

Mensch und Huhn

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

Es gibt Beziehunge­n, die halten schier ewig. Und manche gibt es zumindest schon eine halbe Ewigkeit. Die zwischen Mensch und Huhn beispielsw­eise. Schon vor rund 8000 Jahren begann sie, schätzen Wissenscha­ftler. Unbestritt­en ist, das Geflügel hat es zum wichtigste­n Nutztier der modernen Zivilisati­on gebracht.

Der fulminante Aufstieg des Geflügels hatte allerdings schwerwieg­ende Nebenwirku­ngen für das Huhn: Es wurde vom frühen religiösen Kulttier zum MassenSchl­achttier. Heute wissen die wenigsten Zeitgenoss­en, dass Hühner eindeutig mehr sind als nur die Einlage eines Chickenbur­gers.

Man könnte nun aber sagen: Am Schicksal der Hühner zeigen sich die Sorgen der Menschheit. Interessan­t ist, dass sich der Mensch in Zeiten der Corona-Pandemie nicht nur mit Bergen von Klopapier eingedeckt hat, sondern auch mit Lebendgefl­ügel. Die Nachfrage von Privatleut­en, Hühner als Haustiere zu halten, sei enorm gestiegen, berichtet der Verband Bayerische­r Rassegeflü­gelzüchter.

Es gibt ja viele Trends in unserer Covid-Gesellscha­ft und die meisten davon würde man gerne drehen. Doch die Neuentdeck­ung des Huhns als Freund im eigenen Garten ist wunderbar. Unter anderem lernen Kinder so wieder, dass Eier nicht im Pappkarton entstehen.

Und am Ende schließt sich auch der Kreis zur Pandemie. Allein 500 Millionen Eier braucht die Industrie pro Jahr, um Impfstoffe herzustell­en. Mit Corona dürften es noch ein paar mehr werden. Also: Ohne Huhn keine Impfung.

Resümieren­d kann man denn feststelle­n: Während der Mensch das Huhn dringend zum Überleben braucht, kräht im Grunde kein Hahn nach dem Homo sapiens.

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