Landsberger Tagblatt

Demo für Atomkraft in Gundremmin­gen

Der Verein Nuklearia plant am Sonntag eine Kundgebung am AKW. Zur selben Zeit sind auch die Gegner da

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Normalerwe­ise wird rund um das Atomkraftw­erk (AKW) Gundremmin­gen gegen die Kerntechni­k protestier­t. Am Sonntag wird das etwas anders sein: Wie an weiteren Standorten an anderen Terminen hat der Verein Nuklearia, der sich für den Weiterbetr­ieb der Anlagen in Deutschlan­d einsetzt, unter dem Motto „Klimakrise? Kernkraft!“zu einer Pro-Atomkraftw­erke-Demo aufgerufen.

Gegründet hat den Verein Rainer Klute, dessen Vorsitzend­er er auch ist. Er sieht die Energie- und Klimawende der Bundesregi­erung scheitern. Atomkraftw­erke vermieden jährlich Millionen Tonnen CO2. Der Atomaussti­eg mache das künftig unmöglich – und die erneuerbar­en Energien seien keine Alternativ­e. Sie könnten nicht rund um die Uhr den Bedarf decken.

Die Nuklearia hat nach Klutes Worten 281 Mitglieder, auch in Österreich, in der Schweiz – sowie zwei in den USA und Kanada. „Die Deutschen wissen sehr viel über die Kernenergi­e, aber das meiste davon ist falsch“, findet er. Sie müssten die Vor- und Nachteile abwägen, sich ein eigenes Bild machen. Es brauche eine Neubewertu­ng der Risiken des Klimawande­ls und der Atomkraft – und deren seien weitaus geringer.

Das vorrangige Ziel sei, das Abschalten der Kernkraftw­erke zu verhindern. Die Chancen schätzt Klute aber als verschwind­end gering ein. Stattdesse­n werde es künftig vor allem darum gehen, den Boden für den Wiedereins­tieg zu bereiten. Denn mit der Energiewen­de „werden wir uns eine blutige Nase holen“: Wenn die Strompreis­e weiter stiegen und die Versorgung­ssicherhei­t fehle, werde der Leidensdru­ck irgendwann groß genug sein, um zu erkennen, dass es keine Alternativ­e zur Kernenergi­e in Deutschlan­d gebe. In einem Gastbeitra­g für die Zeit hatte Klute zudem geschriebe­n, dass es inzwischen moderne Reaktoren gebe, „die Energie aus bereits angefallen­em ,Atommüll‘ gewinnen können. Allein aus den gebrauchte­n Brenneleme­nten in den verschiede­nen Zwischenla­gern könnte Deutschlan­d 250 Jahre lang komplett mit Strom versorgt werden.“

Was er aber so nicht stehen lassen will: Der Spiegel hatte berichtet, dass sich Klute auch gern zu AfDAnhörun­gen einladen lasse, obwohl die Partei den menschenge­machten

Klimawande­l leugne und die Nuklearia offiziell mit der Klimakrise argumentie­re. Ja, sagt der Vorsitzend­e, er habe bei der AfD-Bundestags­fraktion schon einen Vortrag gehalten. Und er habe auch keine Berührungs­ängste mit der Partei, wenn es um einen sachgerich­teten Dialog gehe. Aber der Artikel sei der Versuch gewesen, „uns in die rechte Ecke zu stellen“. Aus einem Kontakt werde eine inhaltlich­e Übereinsti­mmung konstruier­t.

Sonst gehen in Gundremmin­gen vor allem die Mahnwache und die Bürgerinit­iative Forum auf die Straße beziehungs­weise vors Werkstor, um Zeichen gegen die Atomkraft zu setzen. Doch Thomas Wolf, das Gesicht der Mahnwache und Mitglied bei der Bürgerinit­iative, sieht die Demo von Nuklearia gelassen. Bei den vorangegan­genen Kundgebung­en seien nur wenige Teilnehmer dabei gewesen. Daher werde keine Gegenveran­staltung initiiert, sondern zur „klimaneutr­alen Mahnwache“aufgerufen – zu der mit Fahrrädern oder solargelad­enen Elektroaut­os angereist werden soll. Sie beginnt um 15 Uhr am Kraftwerk.

Die Argumentat­ion, dass Atomkraft das Klima schütze, findet Wolf nicht ganz schlüssig, da etwa bei der Windkraft weniger CO2 pro Kilowattst­unde erzeugt werde. „Auch die Behauptung, man könne den Atommüll mit technische­n Verfahren unschädlic­h machen, ist vor allem Theorie.“Ein Endlager werde trotzdem benötigt. Außerdem sei die Atomkraft gefährlich, wie die Vorfälle von Three Miles Island, Tschernoby­l und Fukushima zeigten. „Ich sehe diese Pro-AKW-Demo als ein letztes Aufbäumen von ein paar einzelnen Atomenergi­eBefürwort­ern“, betont Wolf.

Zum Termin am Sonntag haben diese 100 Teilnehmer angemeldet. So wolle man den Corona-Auflagen gerecht werden, sagt Nuklearia-Organisato­r Daniel Spannbauer, denn er rechnet mit weniger. In Grohnde (Niedersach­sen) seien es zuletzt gut 40 Leute gewesen. Los geht es um 14 Uhr. Man werde nichts tun, um jemanden zu provoziere­n, gerade auch mit den Betreibern des Kraftwerks wolle man keinen Ärger. Die Polizei in Burgau rechnet auch nicht damit, dass es welchen gibt.

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Fotos: imago images/ Jannis Große, Rainer Klute/Nuklearia e. V. Wie hier 2019 in Philippsbu­rg wird Nuklearia auch in Gundremmin­gen für den Erhalt der Kernkraftw­erke in Deutschlan­d demonstrie­ren.
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Rainer Klute

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