Demo für Atomkraft in Gundremmingen
Der Verein Nuklearia plant am Sonntag eine Kundgebung am AKW. Zur selben Zeit sind auch die Gegner da
Gundremmingen Normalerweise wird rund um das Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen gegen die Kerntechnik protestiert. Am Sonntag wird das etwas anders sein: Wie an weiteren Standorten an anderen Terminen hat der Verein Nuklearia, der sich für den Weiterbetrieb der Anlagen in Deutschland einsetzt, unter dem Motto „Klimakrise? Kernkraft!“zu einer Pro-Atomkraftwerke-Demo aufgerufen.
Gegründet hat den Verein Rainer Klute, dessen Vorsitzender er auch ist. Er sieht die Energie- und Klimawende der Bundesregierung scheitern. Atomkraftwerke vermieden jährlich Millionen Tonnen CO2. Der Atomausstieg mache das künftig unmöglich – und die erneuerbaren Energien seien keine Alternative. Sie könnten nicht rund um die Uhr den Bedarf decken.
Die Nuklearia hat nach Klutes Worten 281 Mitglieder, auch in Österreich, in der Schweiz – sowie zwei in den USA und Kanada. „Die Deutschen wissen sehr viel über die Kernenergie, aber das meiste davon ist falsch“, findet er. Sie müssten die Vor- und Nachteile abwägen, sich ein eigenes Bild machen. Es brauche eine Neubewertung der Risiken des Klimawandels und der Atomkraft – und deren seien weitaus geringer.
Das vorrangige Ziel sei, das Abschalten der Kernkraftwerke zu verhindern. Die Chancen schätzt Klute aber als verschwindend gering ein. Stattdessen werde es künftig vor allem darum gehen, den Boden für den Wiedereinstieg zu bereiten. Denn mit der Energiewende „werden wir uns eine blutige Nase holen“: Wenn die Strompreise weiter stiegen und die Versorgungssicherheit fehle, werde der Leidensdruck irgendwann groß genug sein, um zu erkennen, dass es keine Alternative zur Kernenergie in Deutschland gebe. In einem Gastbeitrag für die Zeit hatte Klute zudem geschrieben, dass es inzwischen moderne Reaktoren gebe, „die Energie aus bereits angefallenem ,Atommüll‘ gewinnen können. Allein aus den gebrauchten Brennelementen in den verschiedenen Zwischenlagern könnte Deutschland 250 Jahre lang komplett mit Strom versorgt werden.“
Was er aber so nicht stehen lassen will: Der Spiegel hatte berichtet, dass sich Klute auch gern zu AfDAnhörungen einladen lasse, obwohl die Partei den menschengemachten
Klimawandel leugne und die Nuklearia offiziell mit der Klimakrise argumentiere. Ja, sagt der Vorsitzende, er habe bei der AfD-Bundestagsfraktion schon einen Vortrag gehalten. Und er habe auch keine Berührungsängste mit der Partei, wenn es um einen sachgerichteten Dialog gehe. Aber der Artikel sei der Versuch gewesen, „uns in die rechte Ecke zu stellen“. Aus einem Kontakt werde eine inhaltliche Übereinstimmung konstruiert.
Sonst gehen in Gundremmingen vor allem die Mahnwache und die Bürgerinitiative Forum auf die Straße beziehungsweise vors Werkstor, um Zeichen gegen die Atomkraft zu setzen. Doch Thomas Wolf, das Gesicht der Mahnwache und Mitglied bei der Bürgerinitiative, sieht die Demo von Nuklearia gelassen. Bei den vorangegangenen Kundgebungen seien nur wenige Teilnehmer dabei gewesen. Daher werde keine Gegenveranstaltung initiiert, sondern zur „klimaneutralen Mahnwache“aufgerufen – zu der mit Fahrrädern oder solargeladenen Elektroautos angereist werden soll. Sie beginnt um 15 Uhr am Kraftwerk.
Die Argumentation, dass Atomkraft das Klima schütze, findet Wolf nicht ganz schlüssig, da etwa bei der Windkraft weniger CO2 pro Kilowattstunde erzeugt werde. „Auch die Behauptung, man könne den Atommüll mit technischen Verfahren unschädlich machen, ist vor allem Theorie.“Ein Endlager werde trotzdem benötigt. Außerdem sei die Atomkraft gefährlich, wie die Vorfälle von Three Miles Island, Tschernobyl und Fukushima zeigten. „Ich sehe diese Pro-AKW-Demo als ein letztes Aufbäumen von ein paar einzelnen AtomenergieBefürwortern“, betont Wolf.
Zum Termin am Sonntag haben diese 100 Teilnehmer angemeldet. So wolle man den Corona-Auflagen gerecht werden, sagt Nuklearia-Organisator Daniel Spannbauer, denn er rechnet mit weniger. In Grohnde (Niedersachsen) seien es zuletzt gut 40 Leute gewesen. Los geht es um 14 Uhr. Man werde nichts tun, um jemanden zu provozieren, gerade auch mit den Betreibern des Kraftwerks wolle man keinen Ärger. Die Polizei in Burgau rechnet auch nicht damit, dass es welchen gibt.