Die letzte Orgelmatinee überrascht
Axel Flierl sorgt beim Landsberger Orgelsommer für einen besonderen Schlusspunkt. In der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt bietet er den Besuchern ein Programm, mit dem sie nicht gerechnet haben
Landsberg Richtig gehört hatten in der letzten Matinee des Landsberger Orgelsommers 2020 all diejenigen, denen der eingangs gespielte Bach „irgendwie merkwürdig“erschien. Denn dieser „Bach“war ein Gigout. So feierlich wie es aber in der wunderbar vom Sonnenlicht durchfluteten Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt erklang, hätte man das von Axel Flierl gespielte „Grand Choeur Dialogué“durchaus auch für die im Programm angekündigte „Sinfonia D-Dur aus der Ratswahlkantate“halten können und dessen französischen Komponisten Eugène Gigout für seinen – jedoch beinahe 200 Jahre früher wirkenden deutschen Kollegen Johann Sebastian Bach.
Der war nun an die dritte Stelle hinter Franz Liszts elegisches Miserere und hinreißend zartes Ave verum corpus aus „Evocation à la Chapelle Sixtine“gerückt und sorgte dort wiederum bei den WagnerKennern für gespitzte Ohren. Denn die bewegt vorantreibenden barocken Tonarabesken, die die Kirche nun erfüllten, hatten so gar nichts gemein mit dem erwarteten „Pilgerchor“
Ein wunderbarer Spannungsbogen
aus dessen Oper Tannhäuser. Den, nicht aber die „Festmusik“aus den Meistersingern, gab es anschließend zu hören, und dies in einer besonders eindrucksvollen OrgelTranskription des großen WagnerFörderers Franz Liszt.
Ein Übermittlungsfehler hatte dafür gesorgt, dass das zur Matinee ausgelegte Programm nicht mehr auf die letzten von Axel Flierl vorgenommenen Änderungen abgestimmt werden konnte. Und so war in dieser Matinee einiges anders als erwartet – anders schön. Durch die Umstellungen wurden die Stücke in einen wunderbaren Spannungsbogen gesetzt, in dem melodiöse, teils meditative Elemente mit polyfoner und akkordischer klanglicher Dramatik abwechselten. Und es war be
wie Axel Flierl für alle Wendungen den „passenden Ton“fand und in seiner Registrierung mal den vollen Orchester-, das andere Mal zarten Violinenklang baute und unterschiedliche Stimmungen in ebenso unterschiedliche Klangfarben hüllte.
So wohl dieser sich an der Landsberger Orgel hörbar fühlte, so begeistert zeigte sich das Publikum von der musikalischen Darbietung Flierls. Nach dem lange gehaltenen Schlussakkord des großen Finales aus Louis Viernes Sinfonie Nr. 3 fis-Moll gab es minutenlangen Applaus, und als letzte Premiere dieser Saison: eine Zugabe. Sphärische Klänge, über die sich eine zarte Melodie erhob wie ein kleiner Vogel hinauf in den hohen Himmel, bildeten das stimmige Schlussbild des 35. Landsberger Orgelsommers.
Eines ganz besonderen Orgeleindruckend, sommers übrigens, der aufgrund der ungewissen Lage im Corona-Jahr 2020 bereits abgesagt war und durch dann geänderte Bestimmungen doch noch stattfinden konnte: zunächst mit nur 50, dann 100 und zuletzt mit 180 Zuhörern pro Matinee. Um den problematischen Austausch von Bargeld zu vermeiden, war man, so der künstlerische Leiter des Landsberger Orgelsommers Johannes Skudlik, „ins kalte Wasser gesprunAxel gen“und hatte die Konzertreihe auf Spendenbasis durchgeführt. „Die Rechnung“, so deutet Skudlik an, sei allerdings nicht ganz aufgegangen. Dennoch plane man bereits für das kommende und darauffolgende Jahr.
Verein Als Veranstalter des Orgelsommers hat sich der Verein Orpheus-LL e.V. gegründet. Unter www.landsbergerkonzerte.de besteht die Möglichkeit, diesen Verein zu unterstützen.
OObei Reisebüro Vivell, Landsberg, Hauptplatz 149, Telefon 08191/917412 oder per E-Mail: tickets@vivell.net