Das Kreuz mit dem Verkehr
Das Thema Verkehr brennt vielen Dießenern nicht erst seit Kurzem unter den Nägeln. An vielen Tagen herrscht Chaos in der Ammersee-Gemeinde: Viel befahrene Hauptstraßen, Ampeln, Engstellen, fehlende Umfahrungsmöglichkeiten und schmale Gehwege machen vielen Anwohnern das Leben schwer, sorgen bei Verkehrsteilnehmern (auch bei Radfahrern und Fußgängern) für Verdruss.
Dass sich Anwohner diesem Thema widmen und jetzt demonstrieren, ist total nachvollziehbar und ihr gutes Recht. Aber wirklich Bewegung bringen sie (noch) nicht in die Sache. Nur zwei Kommunalpolitiker des sehr engagierten neuen Gemeinderats ließen sich bei der Demonstrationspremiere am Donnerstag blicken. Und auch in sozialen Netzwerken ergießt sich eher Spott über die Organisatoren als breite Zustimmung. Das könnte ein klein wenig am Auftreten und den Forderungen der Hauptakteure liegen. Der eine hätte vor seinem Haus gerne eine Ampelschaltung mit Einbahnregelung, die das Problem nur vor die Haustüren anderer verlegen würde. Der andere – Peter Kaun junior – war selbst etliche Jahre Kommunalpolitiker. Er trat 2002 als SPD-Bürgermeisterkandidat an und verfolgte damals schon das Ziel, den Ort verkehrstechnisch zu entlasten, hatte jedoch keinen Erfolg damit und setzte sich als Gemeinderat nur bedingt für diese Sache ein.
Wenn es generell um Verkehr geht, argumentiert Kaun auch zwiespältig. Als Veranstalter des großen Flohmarkts am See scheint er kein Problem damit zu haben, dass am Veranstaltungstag in Dießen verkehrstechnisch jedes Mal das Chaos regiert. Allein vergangenes Jahr wurden 149 Parkverstöße geahndet. Ein Parkkonzept für das von ihm veranstaltete Event brauche es seiner Meinung nach nicht, die Belastung sei einmal im Jahr vertretbar, meinte er damals im Gespräch mit unserer Zeitung. Natürlich handelt es sich bei den Verkehrsproblemen rund um den Flohmarkt um ein eintägiges Ereignis, die andere Thematik hat 365 Tage Bestand. Solange sich weder die Kommunalpolitik noch Behörden ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen, wird sich in Dießen in den nächsten Jahren nicht viel tun. Leider wurde das Thema in vergangenen Jahrzehnten stiefmütterlich behandelt, als die Möglichkeit, Umfahrungen zu bauen, eher gegeben war als heute. »Seite 23