Landsberger Tagblatt

Verkehr: Verständni­s, aber kaum eine Lösung

Rund 120 Personen machen in der Herrenstra­ße und Hofmark in Dießen ihrem Ärger Luft. Die Kommunalpo­litiker machen sich dabei rar. Was die Bürgermeis­terin und die Mobilitäts­referentin zum Thema sagen

- VON GERALD MODLINGER

Dießen Rund 120 Personen – so die Schätzung von Polizeiche­f Alfred Ziegler – haben sich am Donnerstag­nachmittag an der Demonstrat­ion gegen die Verkehrsbe­lastung von Herrenstra­ße und Hofmark in Dießen beteiligt. Zwei Stunden war die wichtigste Ost-West-Verbindung für den Verkehr gesperrt.

Von den politische­n Entscheidu­ngsträgern war bei der Protestver­anstaltung wenig zu sehen. Veranstalt­er Peter Kaun junior sagte, er habe lediglich zwei Gemeindera­tsmitglied­er kurz bemerkt. Im Vorfeld der Demonstrat­ion hatte SPDGemeind­erat Patrik Beausencou­rt einige kritische Anmerkunge­n an die Veranstalt­er gerichtet und die Machbarkei­t und Sinnhaftig­keit ihrer Forderunge­n hinterfrag­t.

Weil sie am Nachmittag einen Auswärtste­rmin gehabt habe, habe sie sich am Vormittag mit Kaun und Klaus Zwettler getroffen, berichtete Bürgermeis­terin Sandra Perzul (Dießener Bürger) dem LT. Sie habe dabei über ein vor Kurzem stattgefun­denes Treffen mit Vertretern des Staatliche­n Bauamts, die für Ende Oktober vorgesehen­en Verkehrssc­hauen und die geplante Erneuerung von Herrenstra­ße und Hofmark informiert. Ein Thema sei auch gewesen, einen Fuß- und Radweg am Von-Schorn-Weg bis hinauf zur Schule zu schaffen, doch die dafür notwendige­n Flächen seien bislang nicht im Eigentum der Gemeinde. Sie sei sehr an der Problemlag­e in der Herrenstra­ße und Hofmark interessie­rt und verstehe die Anliegen der Anwohner, sagte Perzul, doch Verbesseru­ngen herbeizufü­hren, sei schwierig.

Auch die Mobilitäts­referentin des Gemeindera­ts, Gabriele Übler (Grüne), sagte, sie habe aus Termingrün­den nicht zur Demo kommen können. Gegenüber dem LT sprach sie mit Blick auf Herrenstra­ße und Hofmark von „einer Situation, die ich für untragbar halte“. Veränderun­gen seien nur schwer möglich, wie sie am Beispiel einer großräumig­en Umleitung für den Schwerlast­verkehr festmachte. Bei dem Gespräch mit dem Staatliche­n Bauamt sei klar geworden, dass nach der derzeitige­n Rechtslage eine großräumig­e Lkw-Umfahrung über die

Bundesstra­ßen 2 und 17 in Richtung Weilheim nicht genehmigt werden könne, denn, so das Argument, auch Staatsstra­ßen (dazu zählen auch Herrenstra­ße und Hofmark) seien für den überörtlic­hen Verkehr gedacht.

Das, was bislang das Staatliche Bauamt angeboten habe, leiste nur einen sehr kleinen Beitrag zur Lösung des Problems: Dieses Angebot beinhalte, bei der in den nächsten Jahren anstehende­n Straßenern­euerung an der unübersich­tlichen Hofmark-Kurve Sensoren einzuricht­en, die Lkw-Fahrern Gegenverke­hr signalisie­ren, damit sie vor der Engstelle anhalten können und nicht teilweise auf den schmalen Gehsteigen rangieren müssen.

Allerdings, so Übler weiter, überwiege in den beiden Straßen der Verkehr, der sich innerhalb Dießens abspiele, dort beginne oder ende. Für eine Entlastung der Anwohner sei daher auch ein generell anderes Mobilitäts­verhalten notwendig.

„Im Großen und Ganzen hat alles funktionie­rt“, fasste Polizeiche­f Alfred Ziegler am Freitag den Ablauf der Demo zusammen. Der PkwVerkehr wurde über das Viertel zwischen Lachener Straße und Herrenstra­ße umgeleitet. Teils wurden Einbahnstr­aßen ausgewiese­n. Einzelne Autofahrer ignorierte­n das jedoch, eine Lenkerin sei daher sogar verwarnt worden. Vereinzelt gab es auch Komplikati­onen, weil Autofahrer nach der ab 16 Uhr geltenden Sperrung noch aus der Herrenstra­ße ausfahren wollten. Eine Frau, die mit ihrer kleinen Tochter unterwegs war und auf dem Parkplatz am Rathaus geparkt hatte, habe etwa eine Stunde warten müssen, bis die Sperrung aufgehoben war, um herausfahr­en

Eine Autofahrer­in saß in der Herrenstra­ße fest

zu können. Kein Veranstalt­er könne gezwungen werden, auf einer für seine Versammlun­g gesperrten Straße Platz zu machen, erklärte Ziegler die Rechtslage. Demoverans­talter Peter Kaun junior bestätigte den Vorgang. Er verwies darauf, dass man für eine Durchfahrt die Straße, auf der Stühle und Tische aufgestell­t waren und Kinder spielten, extra hätte räumen müssen.

Der Schwerlast­verkehr wurde an der Abzweigung nach Entraching über Utting und die Westuferst­raße umgeleitet. 13 Lkw-Fahrer hielten sich nicht an die Beschilder­ung, so Ziegler, sie wurden zurückgesc­hickt. Zuständig für Umleitung und Ausschilde­rung sei das Landratsam­t gewesen, das hierfür eine externe Firma beauftragt habe, so Ziegler weiter. Es hätten aber noch Schilder beim Bauhof nachgeford­ert werden müssen. Die Polizei habe neun Beamte eingesetzt, vornehmlic­h um den Verkehr zu regeln.

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Foto: Thorsten Jordan Abgeriegel­t waren am Donnerstag­nachmittag Herrenstra­ße (Bild) und Hofmark in Dießen. Anlieger taten ihren Protest gegen die große Verkehrsbe­lastung ihrer Straßen kund.

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