Empörend, dieses Sterben der Väter
Von diesem Sommermenschen, diesem liebevollen Lehrmeister in Sachen Glück, diesem fürsorglichen, geduldigen, herzwärmenden Vater will man sich nicht trennen. Nie! Ihn leiden zu sehen, sterben, das ist zweifelsohne eine Zumutung. Vor allem für seine Tochter. „Es ist dumm und beleidigend, es ist unverständlich, warum unsere Eltern gehen müssen“, schreibt Zsuzsa Bánk am Ende ihres persönlichen Vater-Abschiedsbuches „Sterben im Sommer“. Stimmt, kann man da als Leserin nur sagen und folgt der mit Sprache so gekonnt spielenden Autorin gerne, wenn sie das Ungarn ihrer Kindheit, die Heimat ihrer Eltern zu schildern versteht, als würde man selbst ein jó úszás, so ein gutes Schwimmen im Balaton erleben, so einen Walnussbaumsommer in einem Paradiesgarten.
Doch die Erzählerin nimmt uns nicht nur in ihre wunderbare Kindheit mit liebenden Eltern mit. Diesem Glück steht die Grausamkeit des Abschiednehmens vom Vater gegenüber. Und in diesem verzweifelten Wettlauf gegen die todbringende Krebserkrankung, in diesem vielen Menschen bekannten existenziellen Gefühlsorkan auf Onkologie-Stationen, in dieser Ohnmacht gegenüber der Macht des Todes verheddert sich die Autorin leider. Ihr Ton wird immer wieder zu klagend, ja zu anklagend. Hier hat sich eine trauernde Tochter ihren starken Schmerz von der Seele geschrieben, ihrer Empörung freien Lauf gelassen. Zu lesen ist das nicht immer leicht. Daniela Hungbaur