Vom Lieben und Sterben
Der Hospiz- und Palliativverein Landsberg zeigt einen besonderen Film, der unter die Haut geht
Landsberg „Der Mensch steht im Mittelpunkt“, betonte der Ärztliche Leiter des ambulanten Palliativteams Fürstenfeldbruck und Landsberg, Dr. Karlheinz von Jan, in seinem Vortrag anlässlich des Welthospiztages. Im Stadttheater Landsberg stellte er bei der Veranstaltung des Hospiz- und Palliativvereins ausführlich den Hospizgedanken und dessen Umsetzung vor. Zu dem im Anschluss gezeigten Film „Vom Lieben und Sterben“, in dem sich die Protagonisten mit der Thematik Sterbehilfe auseinandersetzen müssen, erklärte von Jan die aktuelle Gesetzeslage dazu.
Nachdem das Bundesverfassungsgericht Paragraf 217, gegen den Ärzte und Schwerkranke in Karlsruhe geklagt hatten, mit seinem Urteil vom 26. Februar gekippt hatte, sei eine Entscheidung zum Freitod in letzter Konsequenz zu akzeptieren. Aus seiner Erfahrung konnte Dr. Karlheinz von Jan berichten, dass bisher nur ein kleiner Prozentsatz seiner Patienten den
Wunsch nach einem begleiteten Suizid geäußert habe. Der Dokumentarfilm „Vom Lieben und vom Sterben“von Katrin Nemec (Frau von „Tatort“-Kommissar Miroslav), die sechs lange Jahre zwei Menschen begleiten durfte, deren Welt in einem tragischen Moment aus den Fugen geriet, ist frei von Voyeurismus. Er beleuchtet einfühlsam zwei unterschiedliche Zukunftsvisionen.
Im Leben des 51-jährigen Musikers Robert Wolf wird durch einen nicht selbst verschuldeten Unfall auf der Autobahn von München nach Augsburg jäh alles zerstört, was es bis dahin ausmachte. Er ist er vom Hals an querschnittsgelähmt, unfähig, etwas selber zu tun. Bis zum 30. November 2008, um 16.04 Uhr, war es die Musik, der er alles andere untergeordnet hatte, drei Ehen zerbrachen, als Vater war er nicht erfolgreich. Die Erfolge feierte er mit seiner Combo „Quadro Nuevo“auf großen Konzertreisen, Preisverleihungen und bei wechselnden Frauen. Seit einem Jahr ist er mit Angelika
zusammen, sie ist fast 20 Jahre jünger und er ist ihre ganz große Liebe. Diesmal will sich Robert wirklich auf einen anderen Menschen einlassen. „Ich habe Angelika gesucht, bevor ich sie kannte.“Sie pflegt ihn aufopfernd, versucht, ihm sein Leben erträglicher zu machen, zieht mit ihm in ein behindertengerechtes Haus mit schöner Terrasse, die beiden heiraten, Freunde kommen gelegentlich vorbei. Doch für Robert ist ein Leben, in dem er aktiv keine Musik mehr machen kann, nicht vorstellbar.
Er war ein großartiger Gitarrist, etwas anderes kann und will er nicht sein, vor allem kein Held, der sich mit den Gegebenheiten arrangiert. Während der nächsten sechs Jahre keimt gelegentlich die Hoffnung nach Veränderung seines Zustandes auf, doch mittlerweile ist ihm längst klar: Da gibt es keine mehr. Der Wunsch, sein Gefangensein in einem kaputten Körper zu beenden
Der frühere Musiker will nicht mehr gefangen sein
und in Würde sterben zu dürfen, wird immer konkreter. Seine Frau will ihn und eine gemeinsame Zukunft nicht aufgeben, sie versteht ihn nicht. Die Option, im Hospiz zu verhungern, verwirft er und entscheidet sich für eine Infusion in der Schweiz, doch der Amtsschimmel bewegt sich langsam. Weitere Bilder erspart die Regie den Zuschauern.
Sprecher Miroslav Nemec schildert in der Doku seiner Frau und Regisseurin Katrin das Ende.