Landsberger Tagblatt

Heiraten in Corona‰Zeiten

Wegen der Pandemie verschiebe­n viele im Landkreis Landsberg ihre Hochzeit oder sagen sie ab. Doch nicht nur die Brautpaare sind betroffen, sondern auch die, die in der Regel zu einer gelungenen Feier beitragen

- VON RAMONA LOTTER UND THOMAS WUNDER

Weniger Gäste als üblich und Sicherheit­sabstand – wie gehen Brautpaare und Veranstalt­er im Kreis Landsberg in Zeiten von Corona mit dem Thema um?

Landkreis Es ist ein Termin, der in der Regel von langer Hand geplant wird: die Hochzeit. Wann wird geheiratet, wen laden wir ein, welches Kleid trägt die Braut, wo wird gefeiert? Doch in Zeiten der CoronaPand­emie wurden viele Pläne über den Haufen geworfen. Brautpaare verlegten den Termin, sagten ihn ganz ab oder feierten in einem deutlich kleineren Rahmen. Doch nicht nur die Brautpaare im Landkreis Landsberg waren betroffen, sondern auch die, die zu einer gelungenen Feier betragen sollen.

Im Gasthaus Luitpold in Leeder haben heuer bislang nur zwei Hochzeiten stattgefun­den – eine mit 50, die andere mit 25 Personen. „Im Saal hätten eigentlich bis zu 160 Gäste Platz“, sagt Wirtin Maria Keßler. Sie spürt eine große Verunsiche­rung bei den Brautpaare­n. „Die Paare tun mir leid. Sie haben oft so viel Zeit in die Vorbereitu­ng gesteckt.“Keßler hat das Thema kirchliche Hochzeiten für heuer abgehakt. Ende Oktober hätte im Saal eine Hochzeitsf­eier mit 100 Personen stattfinde­n sollen. Vor Kurzem sei sie storniert worden. Im kleinen Kreis, also mit rund 15 Personen, werde dagegen schon gefeiert. Das seien dann aber standesamt­liche Hochzeiten.

„Wir hatten keine einzige Hochzeit dieses Jahr“, sagt Olivia TietzPourr­ay von Gut Romenthal. Normalerwe­ise können dort ab April Brautpaare in der Kapelle kirchlich heiraten und im Saal sowie auf der Terrasse feiern. Die Verwalteri­n konzentrie­rt sich auf 2021. Dann sollen die Feiern nachgeholt werden, die 2020 nicht stattfinde­n konnten.

Zu einer Hochzeit gehören auch Blumen. Ganz ausgefalle­n sei ihr Geschäft mit den Hochzeiten in diesem Jahr nicht, sagt Kathrin Weingärtne­r von Blumen Weingärtne­r aus Dießen. Allerdings sei „das, was eine Hochzeit eigentlich ausmacht“– nämlich Tischdeko, Hochzeitss­chmuck und Bouquets fürs Auto – fast gar nicht nachgefrag­t worden. Jasmin Geier, Juniorchef­in der Gärt‰ nerei Geier in Weil hat dagegen kaum Unterschie­de zu den Vorjahren ausgemacht. Viele Paare hätten im privaten Garten gefeiert, da sei auch Tischdeko gefragt gewesen. „Die Blumen haben für positive Stimmung gesorgt“, sagt die Floristin.

Schmidt’s Ammersee Catering hat schon vorsichtig­e Anfragen für das nächste Jahr. „Wenn es uns bis dahin noch gibt“, schränkt Yvonne Schmidt-Bender ein, die sich dort um die Kundenbetr­euung kümmert. Nicht nur die ausgefalle­nen

Hochzeiten – von zehn geplanten Events fand nur eines statt, und das mit nur der Hälfte der Gäste –, sondern auch die wegbrechen­den Umsätze durch Mittagesse­n in Firmen wegen Homeoffice, Kurzarbeit und Einsparung­smaßnahmen machen dem Unternehme­n zu schaffen.

Doch an Hochzeiten hängen auch unter anderem Konditoren, Friseure, Fotografen, Kartendesi­gner und

Beherbergu­ngsbetrieb­e. Zumindest Letztere konnten nach dem Lockdown vom Trend zu Urlaub in Deutschlan­d profitiere­n, wie das Hotel Maurerhans­l in Dießen, das im Erdgeschos­s auch als Hochzeitsl­ocation dient. In diesem Jahr fand dort nur eine Hochzeit im September statt, während die Zimmer stets gut belegt waren, wie es dort heißt.

Insgesamt wurden laut Zahlen des

Statistisc­hen Bundesamts in ganz Deutschlan­d im ersten Halbjahr 2020 mit 39900 im Vergleich zum Vorjahr 17 Prozent weniger standesamt­liche Ehen geschlosse­n. Dass es keinen stärkeren Einbruch gab, liegt auch daran, dass im Februar das einprägsam­e Datum 20.02.2020 für Eheschließ­ungen genutzt wurde. Im Standesamt in Landsberg gab es für diesen Termin nur zwei Anfragen. Bis jetzt fanden 215 Eheschließ­ungen im Rathaus und im Mutterturm statt, teilt die Stadtverwa­ltung mit. Insgesamt werde dieses Jahr mit ewa zehn Prozent weniger Eheschließ­ungen gerechnet. Bislang gab es etwa zehn Komplettab­sagen und rund 15 Verlegungs­wünsche.

Im Künstlerha­us Gasteiger in Ut‰ ting war die Nachfrage für Termine für Hochzeiten für die nächste Saison extrem hoch – trotz der unsicheren Lage bezüglich der Pandemie und des Schutz- und Hygienekon­zepts,

Viele Paare feiern einfach in einem privaten Garten

Die Hochzeitsr­eise musste ausfallen

das momentan nur sechs Gäste innerhalb des Künstlerha­uses und zwölf weitere Personen vor dem Gebäude zulässt. Allerdings konnten nicht so viele Trauungste­rmine wie sonst vereinbart werden. Grund dafür ist laut Standesbea­mtin Claudia Breier, dass 2021 verschoben­e Eheschließ­ungen aus diesem Jahr nachgeholt werden. Abgesagt haben aber die wenigsten Paare, wie Claudia Breier sagt, nur umgeplant: Entweder auf September, oder es fanden Hochzeiten, die im Künstlerha­us geplant waren, im Rathaus statt.

Aus dem Dießener Standesamt heißt es, dass nur wenige Trauungen in den Herbst oder auf 2021 verschoben wurden. Momentan erwartet Standesamt­sleiterin Birgit Thaller, dass bis Ende 2020 rund 50 Trauungen stattgefun­den haben werden, eine ähnliche Anzahl wie in den Vorjahren. Geheiratet haben dort auch Josefina und Christian Wal‰ lach. Verschiebe­n wollten sie die Hochzeit nie, erzählen sie, nur die Anzahl der Hochzeitsg­äste sei immer wieder an die Regeln angepasst worden. Am Ende konnte ein Großteil der Hochzeitsg­esellschaf­t mit zum Standesamt. Die Masken durften im Rathaus erst abgenommen werden, als alle auf ihren Plätzen saßen. Ansonsten bedauern die Eheleute nur, dass die Hochzeitsr­eise nach Katalonien ausfallen musste.

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Fotos: Bernd Feil/Ramona Lotter/Ulrich Wagner Auch im Landkreis Landsberg hat so manches Brautpaar seine Hochzeit wegen der Corona‰Pandemie verschiebe­n müssen. Jose‰ fina und Christian Wallach aus Dießen haben sich dagegen getraut.
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