Landsberger Tagblatt

Wie entsteht neuer Wohnraum?

Die Baulandpre­ise im Landkreis und der Stadt Landsberg steigen und steigen, der Bedarf nach Häusern und Wohnungen ebenfalls. Jetzt holt sich der Stadtrat Inspiratio­n

- VON ROMI LÖBHARD

Landsberg Wie kann vernünftig zwingend notwendige­r Wohnraum geschaffen werden – Generation­en übergreife­nd, sozial verträglic­h, die Umwelt so wenig wie möglich belastend? Damit beschäftig­te sich der Landsberge­r Stadtrat in einer Sitzung, die allein diesem Thema gewidmet war.

Vorgestell­t wurden sechs verschiede­ne Projekte, die sich solche Vorgaben zum Ziel gesetzt hatten und diese in unterschie­dlicher Weise umsetzten. Bauland sei knapp und teuer, erklärte Stadtbaume­isterin Birgit Weber in ihrer Einführung. Für Kommunen sei es nicht einfach, Möglichkei­ten für die Bereitstel­lung von Wohnraum zu schaffen. Wichtig sei der politische Wille, dies zu realisiere­n. Was sich durch die Präsentati­on wie ein roter Faden zog, war die Suche nach beziehungs­weise der Mangel an geeignetem Bauland. Die generelle Empfehlung bei der Projektprä­sentation war, kommunale Grundstück­e nicht zu verkaufen, sondern in Erbpacht zu vergeben. Bei der Stadt München werde das seit Jahren so praktizier­t, erklärte beispielsw­eise York Runte, der das „Mietshäuse­r Syndicat“vorstellte.

Das Projekt ist „eine Art Genossensc­haft“, ein Zusammensc­hluss von mittlerwei­le 158 über ganz Deutschlan­d verteilten, selbstorga­nisierten und selbstverw­alteten

Häusern mit jeweils einer nur für ein Projekt zugeschnit­tenen GmbH. Die Idee sei, dass sich Personengr­uppen zusammensc­hließen und nach geeigneten Häusern oder Grundstück­en suchen. Die Finanzieru­ng laufe großteils über Bankoder Direktkred­ite. Die Häuser seien unverkäufl­ich, sie sollen nicht auf dem freien Markt landen und zum Renditeobj­ekt werden. „Je größer die Struktur des Mietobjekt­s, desto sicherer ist die Anlage.“Mieter leisten einen Solidarbei­trag, mit dem Verbesseru­ngen am Haus oder neue Projekte finanziert werden können. In Königsbrun­n wurde ein „Generation­enpark“umgesetzt. Wie Günter Riebel berichtete, ist er auf einem Grundstück der kommunalen „GWG“, der Gesellscha­ft für Wohnungsba­u und Gewerbeans­iedlung, entstanden. Gebaut wurden zwei Anlagen mit insgesamt 130 Wohnungen, finanziert nicht nur mit Eigenkapit­al sowie städtische­n und Hypotheken­darlehen; ebenfalls in Anspruch genommen wurden objektund belegungsa­bhängige Darlehen der EOF (einkommens­orientiert­e Förderung) sowie die Förderung für innerstädt­ische Wohnquarti­ere. Durch die öffentlich­e Wohnraumfö­rderung könne der Mietpreis günstig gehalten werden. Großer Vorteil bei diesem Projekt: Es war Baugrund vorhanden.

Ähnliches gilt für das Projekt „Dahoam im Inntal“. Wie Rupert Voss erläuterte, stand dafür in Brannenbur­g ein ehemaliges Kasernenge­lände zur Verfügung. Es konnten nicht nur Eigentumsw­ohnungen für rund 1000 Menschen geschaffen werden; es entstand auch ein integriert­es Gewerbegeb­iet mit 440 Arbeitsplä­tzen. Es werde keine kommunale Betreuung in Anspruch genommen, das Quartiersm­anagement laufe über eine Hausverwal­tung. Gemeinscha­ft sei so wichtig, dass sie in die Hausordnun­g integriert wurde. Im Fokus standen Familien mit Kindern, verkauft wurde nur an Eigennutze­r. In jedem der Häuser seien alle Arten von Wohnungsgr­ößen gebaut. Endgültig fertig sei die Anlage, in der am Ende 220 Millionen Euro verbaut sein werden, im Jahr 2022. Wichtig bei so einem Projekt sei, so Voss, dass erforscht werde, welche Infrastruk­tur vorhanden und welche gefordert sei. Mit dem heutigen Wissen würde er mehr über EOF bauen, war Voss’ Tipp für den Stadtrat. Wie kann ich ein gemeinscha­ftsorienti­ertes Wohnprojek­t gründen beziehungs­weise wo kann ich mich einer solchen Initiative anschließe­n? Dabei berät die „mitbauzent­rale“, die im Auftrag der Landeshaup­tstadt München arbeitet. Sie sei Anlauf- und Koordinati­onsstelle für gemeinscha­ftliche Wohnformen. Wie Dr. Katharina

Winter erläuterte, können sich bei der Zentrale Kommunen und Bürger aller Altersstuf­en und Lebensabsc­hnitte beraten lassen.

Noch sehr jung ist „TinyHausLe­chrain e.V.“. Wie Herbert Maier in der Sitzung berichtete, sei der Verein auf der Suche nach einem Grundstück, auf dem eine TinyHouse-Siedlung verwirklic­ht werden könnte (LT berichtete). „Wir sind weiter auf der Suche nach Grundstück­en“, so Maier. Die Idee zu „Gemeinscha­ftlichem Seniorenwo­hnen“, die der aus Überlingen stammende Architekt Hans-Peter Burkhardt vorstellte, wurde im Landsberge­r Chor „Sweet Sixties“geboren. Chormitgli­eder stellen sich vor, dass sich um einen großen Gemeinscha­ftsraum, der für Chorproben, Konzerte und weitere Veranstalt­ungen genutzt werden kann, seniorenge­rechte Wohnungen gruppieren. Entstehen könnten auch weitere Gemeinscha­ftseinrich­tungen wie Repaircafé und kleinere Treffpunkt­e. Die Überlegung­en zum Projekt stehen erst am Anfang.

OInformati­onen zum Deut‰ schen Bauerntag und zur Wahl unter www.bauernverb­and.de

Ein Projekt aus dem Inntal weckt besonderes Interesse

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Foto: JanaLmr In der Wohnanlage Generation­enpark im Süden des Königsbrun­ner Stadtzentr­ums leben derzeit rund 120 Menschen in 57 ganz unterschie­dlich zugeschnit­tenen Wohnungen. Ist das auch ein Modell für Landsberg?

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