Landsberger Tagblatt

Die Posaune als Taktgeber

Die Landsberge­r Rathauskon­zerte starten in die neue Saison. Das „Berlin Phil Brass Trio“liefert nicht nur Ohrenschma­us

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Landsberg Die Landsberge­r Rathauskon­zerte sind in die Saison 2020/21 gestartet. Das erste Konzert, genau genommen waren es wegen der Einhaltung aller Hygienevor­schriften zwei so gut wie ausverkauf­te Konzerte an einem Abend, fand nicht wie gewohnt im Festsaal des Historisch­en Rathauses statt. Veranstalt­ungsort war die Aula der Mittelschu­le am Hindenburg­ring.

Eher ungewöhnli­ch war auch die Musik des Abends. Trompete, Posaune, Horn: Diese Blechbläse­rTriobeset­zung ist nicht unbedingt alltäglich. Entspreche­nd spärlich vorhanden ist Originalli­teratur. Das „Berlin Phil Brass Trio“allerdings hatte für die beiden Konzerte in Landsberg mehr als nur das bekanntest­e Werk für ein solches Trio mitgebrach­t.

Neben dieser Sonate von Francis Poulenc waren das, Kompositio­nen von Václav Nelhýbel und JeanFranço­is Michel sowie ein extra für dieses Trio geschriebe­nes Stück von Nina Senk. Lediglich der Beginn war arrangiert. Der Dirigent Hermann Breuer hatte aus verschiede­nen kleinen, nicht allzu anspruchsv­ollen Kompositio­nen von Johann Sebastian Bach eine Suite für Trompete,

Posaune und Horn zusammenge­stellt. Ein perfekter Auftakt, bei dem die Musiker die Saalakusti­k austesten und Klänge nachjustie­ren konnten. Die erwähnte Poulenc-Sonate ist ein Musterbeis­piel für Spielereie­n mit musikalisc­hen Besonderhe­iten. Vor allem hier wurde deutlich, mit wie viel Freude die drei Künstler musizierte­n.

Das Stück wurde zur fröhlichen Unterhaltu­ng zwischen den drei Instrument­en, gewürzt mit einer großen Portion Dynamik seitens der Ausführend­en Gábor Tarkövi (Trompete), Jesper Busk Sørensen (Posaune) und Andrej Zust (Horn). Der in die USA emigirerte Tscheche Nelhýbel hat sich wie Tarkövi erläuterte, von Blasmusik und französisc­hen Komponiste­n der Romantik inspiriere­n lassen. Es entstand eine Melange vieler kurzer Sätze, wahlweise voller lauter Fröhlichke­it und getragener, tieftrauri­ger Beerdigung­smusik.

Die Posaune fungierte dabei als stets zuverlässi­ger Taktgeber. Michels Trio startete mit Fanfarenkl­ängen. Der in der Schweiz lebende Trompeter, der sich mittlerwei­le fast ganz dem Komponiere­n zugewandt habe, habe sich von Poulenc beeinfluss­en lassen, sagte Tarkövi. Das Stück war durch seine ständigen

Taktwechse­l und unterschie­dlichen Stimmungsl­agen sehr unterhalts­am, fast humorvoll. Das Bläsertrio hatte sichtlich Spaß.

Generell überzeugte­n die drei Protagonis­ten mit akkurater Übereinsti­mmung und vor allem stets großer Begeisteru­ng für ihre Musik. Das war bei der Kompositio­n von Nina Senk nicht anders. Die junge Frau hatte extra für das Berlin Phil Brass Trio komponiert, die Landberger Konzertbes­ucher erlebten eine „Uraufführu­ng vor der Uraufführu­ng“, wie Tarkövi schmunzeln­d

Bach trifft auf Poulenc

Eine Uraufführu­ng vor der Uraufführu­ng

meinte. Gedacht ist „...da kehrte die Ruhe ein“für ein Bläserfest­ival in Slowenien. Die Musik beschreibt – wie könnte es anders sein – die vom Lockdown erzwungene Ruhe.

Vor diesen sanft fließenden Klängen hatte die Posaune einen SoloAuftri­tt. Mit „Elegy for Mippy“beschreibt Leonard Bernstein den Hund eines Freundes. „Und Mippy ist ein richtiger Köter“, warnte Posaunist Sørensen vor seinem Spiel lachend. In der Tat waren höchstens 75 Minuten abgelaufen.

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