Darum ist die GrippeImpfung im CoronaWinter wichtig
26 Millionen Impfdosen gegen die Influenza stehen bereit. Einen Engpass befürchtet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten
Angesichts der Corona-Gefahr mahnen die Gesundheitsbehörden in diesem Jahr besonders eindringlich zur Grippe-Impfung. Warum? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) befürchtet, dass das Gesundheitssystem überlastet wird, sollten eine schwere Grippewelle und die befürchtete Zunahme von Corona-Fällen zusammenkommen. Ziel der staatlichen Gesundheitsstrategie für diesen Winter sei es, dass beide Krankheiten in diesem Winter so wenig wie möglich auftreten. Die Grippe-Impfung bietet für Spahn gleich dreifach Schutz: „Für mich selbst, für die Mitmenschen und für das Gesundheitssystem.“
Wer soll sich impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission empfiehlt allen über 60-Jährigen, Menschen, die chronisch krank sind oder an besonderen Vorerkrankungen leiden, Schwangeren, Bewohnern von Pflegeeinrichtungen die Impfung. Auch Menschen, die in medizinischen Berufen arbeiten oder mit Angehörigen von Risikogruppen zusammenleben, sollen sich die Spritze geben lassen.
Wie gefährlich ist die Grippe?
Die Influenza oder echte Grippe ist nicht zu verwechseln mit einer Erkältung, dem harmloseren, sogenannten grippalen Infekt. Sie kann bei schwerem Verlauf bis zum Tod führen und ist meldepflichtig, so Lothar Wieler, Chef des Robert-KochInstituts (RKI). Grippewellen gibt es seinen Angaben zufolge jeden Winter, meist beginnen sie um den Jahreswechsel und erreichen Ende Februar/Anfang März ihren Höhepunkt, bevor sie wieder abklingen. Doch die Verläufe unterscheiden sich von Jahr zu Jahr. Sie können mild sein, aber auch sehr heftig wie im Winter 2017/18. Damals mussten 60000 Menschen wegen Grippe ins Krankenhaus, rund 25000 Menschen starben.
Was hilft gegen eine Ansteckung? Gegen eine Infektion mit Grippe wie mit dem Coronavirus hilft laut RKI: Abstand halten, regelmäßiges Händewaschen und das Tragen von Masken in bestimmten Situationen. Regelmäßiges Lüften wird ebenfalls empfohlen. Während aber gegen Corona noch kein Impfstoff verfügbar ist, gibt es bereits seit Jahrzehnten einen gegen Grippe. „Ein mächtiges Instrument“, sagt RKI-Chef Wieler. Da immer wieder neue Grippeviren auftreten, kann eine Impfung nicht in allen Fällen vor einer Erkrankung schützen. In der Regel sorgt sie aber selbst bei neuen Virustypen für einen milderen Verlauf der Krankheit. RKI-Chef Wieler hofft: „Wenn sich viele impfen lassen, dann können wir die Welle flach halten.“
Wie hoch sind die Chancen, dass sich die Grippe in diesem Winter im Zaum halten lässt?
Lothar Wieler berichtet von erfreulichen Beobachtungen, etwa in Australien oder Neuseeland. Auf der Südhalbkugel erreiche die Grippewelle gewöhnlich ihren Höhepunkt, wenn bei uns Sommer ist. In diesem Jahr sei sie allerdings fast komplett ausgefallen. Der RKI-Chef führt dies vor allem auf die Corona-Infektionsschutzmaßnahmen zurück.
Wird der Grippe-Impfstoff ausreichen?
Befürchtungen, dass es zu Engpässen beim Grippe-Impfstoff kommen könnte, weist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zurück. Die Regierung habe insgesamt 26 Millionen Impfdosen bestellt, so viele wie nie zuvor. Diese würden aber nicht auf einmal ausgeliefert, sondern nach und nach. So könne es zwar zeitweise zu lokalen Engpässen kommen, insgesamt sei aber die Versorgung gesichert. Trotzdem gibt es Kritik von den Hausärzten. „Die Nachfrage ist in vielen Regionen, sicherlich auch aufgrund der medienwirksamen Aufrufe aus der Politik, sehr früh in diesem Jahr sehr hoch“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, am Mittwoch. Das gebe eigentlich Anlass zur Freude. Allerdings seien in einigen Hausarztpraxen die ersten Impfdosen bereits verimpft und die Mediziner suchten händeringend Nachschub. „Es darf nicht sein, dass einerseits zum Impfen aufgerufen wird, dann aber die Impfstoffe nicht nachkommen!“Spahn konterte: „Wenn wir 26 Millionen Grippedosen verimpft haben sollten irgendwann im Januar, Februar (...), wäre ich ein sehr glücklicher Gesundheitsminister.“
Was kostet die Impf-Aktion zur Grippesaison?
Für die Angehörigen der Risikogruppen zahlt die Krankenkasse die Impfung. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung rechnet mit Kosten von einer halben Milliarde Euro für diese Grippesaison. Davon entfallen 300 Millionen Euro auf die Impfstoffe, 200 Millionen Euro erhalten die Ärzte, die sie verabreichen. Erstmals dürfen in diesem Jahr ausgewählte Apotheken die Grippeschutzimpfung anbieten.