Wie die Pandemie die Hospizarbeit einschränkt
Der Dießener Verein macht zum Welthospiztag auf sich aufmerksam. Neue Begleiterinnen ausgebildet
Dießen Unter dem Motto „Am Ende zählt der Mensch“machte zum Welthospiztag (14. Oktober) der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Theotinum aus Dießen auf seine Unterstützungsleistungen aufmerksam. Dazu zählen hospizliche Begleitung zu Hause, in Behinderteneinrichtungen oder Pflegeheimen, zahlreiche Trauergruppen, beispielsweise für verwaiste Eltern, Sterneneltern oder für Schwangere während Krisensituationen oder nach einem Schwangerschaftsabbruch.
Sieben Hospizhelferinnen verteilten am Samstag im Dießener Zentrum Flyer. Wie Koordinatorin Irmgard Schleich sagt, drehten sich die Gespräche vor allem auch um die durch die Corona-Maßnahmen geänderten Arbeitsbedingungen der Hospizbegleiter. „Es gibt enorme Einschränkungen in allen Bereichen. Nach wie vor halten viele Pflegeheime ihre Türen geschlossen, um eine Ansteckung der Bewohner
zu vermeiden. Das betrifft insbesondere bettlägerige Bewohner ohne Familienangehörige. Sie dürfen von uns nicht in ihren Zimmern besucht werden, sind aber selbst nicht in der Lage, Besuchsräume aufzusuchen. Sie sind nun seit sieben
Monaten von menschlichen Kontakten außerhalb des Pflegebereichs abgeschlossen“, bedauert Schleich.
So drehen sich viele Beratungen, die Schleich mit Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen führt, um die Frage „Heimplatz oder Pflege zuhause?“. Angehörige pflegten zunehmend zuhause, um eine Unterbringung im Pflegeheim zu vermeiden, hat Schleich beobachtet.
Hospizarbeit und Palliativversorgung böten umfassende Möglichkeiten zur Unterstützung eines würdevollen, weitgehend beschwerdefreien, durchaus selbstbestimmten und eher am „natürlichen Ablauf“ausgerichteten Sterbens, heißt es in einer Pressemitteilung. „Diese Möglichkeiten sind in der Gesellschaft zu wenig bekannt“, sagt Schleich. Daraus resultieren im schlimmsten Fall Suizidwünsche, zum Beispiel aus Angst vor Schmerzen, Einsamkeit und Apparatemedizin. Kritisch blickt Schleich in diesem Zusammenhang auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, das im Februar das bestehende „Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung“für verfassungswidrig erklärt hat: „Wir befürchten, dass Betroffene nun vermehrt die vermeintlich unkomplizierte Lösung suchen und das Urteil auf lange Sicht zu einer Entsolidarisierung mit schwerstkranken und sterbenden Menschen in unserer Gesellschaft führen könnte.“
Am Welthospiztag erhielten auch sieben Personen, die ihr Einsatzgebiet um die Kinderhospizbegleitung erweitert hatten, ihre Zertifikate. „Dazu ist eine 100-stündige Ausbildung notwendig, die der Theotinum-Verein finanziert hat“, so Irmgard Schleich. Da sich die Ausbildung in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat, haben zudem sieben bereits ausgebildete Kinderhospizbegleiterinnen erneut teilgenommen und ihr Wissen aufgefrischt. Bei der Feier informierten sich auch Bürgermeisterin Sandra Perzul sowie Landratsstellvertreterin Margit Horner-Spindler über die Arbeit des Hospizvereins.
Kontakt Theotinum Verein Kinderhos piz Dießen – Theo Ki Di, Klosterhof 8, 86911 Dießen, Irmgard Schleich, Telefon 08807/3519088, www.theotinum.de.
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