Schon früh auf der schiefen Bahn
Ein 30-Jähriger aus dem Landkreis Landsberg kommt aus zerrütteten Verhältnissen. Später nimmt er nicht nur Drogen, sondern verkauft sie auch. Das bringt ihn jetzt ins Gefängnis
Landsberg Marihuana und synthetische Drogen: Wegen gewerblichen Handels mit zum Teil harten Betäubungsmitteln ist ein 30-Jähriger aus dem Landkreis vor dem Amtsgericht Landsberg zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Der Verurteilte hat die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen einen großen Teil der Strafe durch eine Therapie zu ersetzen.
Das Schöffengericht unter Vorsitz des Landsberger Amtsrichters Michael Eberle hatte über einen Fall zu urteilen, wie er immer wieder vorkommt. Der Angeklagte wächst in völlig zerrütteten Verhältnissen auf. Der Vater trinkt und schlägt die überforderte Mutter. Der Bub ist erst sieben Jahre alt, als der Vater an einem Herzinfarkt stirbt. Fortan gibt es gar keinen Halt mehr.
Mit neun Jahren hat er schon Kontakt zum Alkohol, mit 13 – im Kinderheim – raucht er die ersten
Joints. Er macht keinen Schulabschluss, keine Lehre. Mal jobbt er in einem Schnellrestaurant, dann führt er Aufsicht in Spielhallen. Später heiratet er, zwei Kinder kommen zur Welt. Doch die Verlockung, mit den Drogen zu handeln, die er selbst nimmt, ist zu groß. Seine Kontakte führen ihn zu einem Großdealer, für den er verkauft. Gegen diesen Dealer laufen bald Ermittlungen, die schnell auch zur Verhaftung des Angeklagten führen. Einem verdeckt ermittelnden Polizisten, der sich als Kaufinteressent ausgab, ging der 30-Jährige auf den Leim. All das wurde bei der Verhandlung bekannt.
39 Taten wurden ihm laut Anklage nun vorgeworfen. Inzwischen steht die Scheidung an, ein Kind ist bereits im Heim, eins bei der Mut
Das ZDF dreht diese Woche in Landsberg für die neue Staffel der Familienserie „Kanzlei Berger“, unter anderem am Marienbrunnen am Hauptplatz und beim Krankenhaus. Weitere Drehorte sind München und Augsburg. Insgesamt dreht das Team vier bis sechs Wochen, um eine Staffel im Kasten zu haben. Komparsen aus Landsberg sind nicht dabei, wie es bei dem Dreh am Hauptplatz hieß. ter. Eine neue Partnerin bringt drei Kinder in die Beziehung, ein gemeinsames Kind kommt hinzu. Zurzeit ist er Hausmann, für die Kinder zuständig und lebt von Hartz IV. In der ersten Verhandlung im November vergangenen Jahres war der Angeklagte voll geständig. Gegenüber dem beauftragten psychiatrischen Sachverständigen und auch jetzt vor Gericht verweigerte er aber auf einmal jede Aussage zu seinen Taten. Die Verweigerung einer Urinprobe tat ein Übriges.
Der Sachverständige hatte zwar sehr anschaulich über die erstaunlichen Möglichkeiten moderner Therapien informiert. Er betonte aber auch deutlich, dass Einsicht und unbedingter Wille des jeweiligen Patienten immer unabdingbare Grundvoraussetzung sei. Der Verteidiger versuchte noch, von dem erfolgten Geständnis loszukommen.
Jeder gewerbliche Drogenverkauf – auch bei geringer Menge – ist gesetzlich mit einer Mindeststrafe von einem Jahr belegt. Der Staatsanwalt hatte jede Straftat entsprechend belegt und eine Gesamtfreiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren beantragt. Das Gericht blieb darunter und verhängte eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Allerdings räumte es dem Angeklagten die Möglichkeit ein, nach sechs Monaten erfolgter Haft die Therapie, die eineinhalb bis zwei Jahre dauern würde, zu beginnen, wie Michael Eberle sagte.
Eine erfolgreich absolvierte Therapie wäre mit guter Führung im Gefängnis gleichzusetzen, sodass er nach der Therapie die üblichen zwei Drittel verbüßt hätte und wieder in Freiheit käme. Lässt er es aber in der Therapie an Einsatz fehlen, wäre die Rückkehr ins Gefängnis unausweichlich und die womöglich letzte Chance vertan. „Wenn Sie nichts für sich tun, machen wir uns Sorgen auch um die Kinder, die in einer Drogenumgebung leben müssen“, so der Richter.
39 Taten im Drogenbereich werden ihm zur Last gelegt