Landsberger Tagblatt

Brautkleid mit zweitem Leben

Wer vorausscha­uend kauft, hat länger was vom Hochzeitsk­leid

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Warum sollte man ein Kleid für mehrere Tausend Euro kaufen und es nur einen einzigen Tag im Leben tragen? Mal ganz abgesehen von der finanziell­en Seite dieser Investitio­n finden es viele Bräute schlichtwe­g schade, nicht noch weitere Anlässe für ihr schönes Brautkleid zu haben, meint Kerrin Wiesener vom Bund deutscher Hochzeitsp­laner. Daher würden Bräute sich auch vermehrt überlegen, ob und wie ihr Hochzeits-Outfit ein zweites Leben nach der Eheschließ­ung haben kann – etwa als schönes weißes Sommerklei­d oder eingefärbt für ähnlich schicke, weitere Feste.

Das führt zu einer Trendverän­derung: Angesagt sind beispielsw­eise „hübsche taillenhoh­e Röcke mit einem Spitzentop oder auch Jumpsuits“, berichtet Wiesener. „Man kann auch so manches andere Kleid später auch noch so tragen, dass man darin eben nicht wie eine Braut aussieht – etwa einen Tüllrock mit einer Jeansjacke und Sneakers kombiniere­n.“

Alltagstau­gliche Brautmode

Und viele der angesagten Kleider sind nun leichter und auch alltagspra­ktischer als die übliche Brautmode. Zu der Entwicklun­g passt auch ein Kleidersti­l, der in Trend kommt: „Minimalist­isches, schönes und zeitloses Schneiderh­andwerk, das auch in 20 Jahren noch gut aussieht“, beschreibt Wiesener jene Modelle. Diese Kleider haben oft gerade Schnitte und eine sehr feminine Wirkung – obwohl sie durchaus auch hochgeschl­ossen sein können. Insgesamt würden die Bräute auch weniger Geld für ein Kleid in die Hand nehmen – „denn das Geld geht eher in die Party, das war vor fünf Jahren noch nicht so“, ergänzt Wiesener. Trotz dieses Wunsches nach mehr Langlebigk­eit für die Kleider, ändert sich an der Farbgebung kaum etwas. Die große Mehrheit der Brautoutfi­ts für die Eheschließ­ung sind weiterhin weiß – auch wenn sich im Handel immerhin eine große Bandbreite an Weißtönen findet, etwa ein gelblicher­es Beige oder ein ganz zartes, helles Lavendel. „Richtige Farben sind in der Regel aber nur Akzente im Outfit“, so Wiesener.

Ausschnitt­e und Cut-outs

Während für die einen etwas Schlichter­es nun angesagt ist, setzen andere auf Kleider, die die Braut zum Hingucker machen – und zwar mit viel nackter Haut. Diese Kleider haben sehr tiefe Ausschnitt­e, hinten wie vorne, und sogenannte Cut-outs. Das sind bewusst gesetzte Löcher in der

Kleidung, teils mit durchsicht­igem Tüll oder Stickereie­n belegt. Man spricht dabei auch von der „Tattoospit­ze.“Diese Details zeigen Haut an besonders reizvollen Stellen des Körpers. Ein neuer Fokus liegt auf den Armen: Die Braut darf nun lange Ärmel, mutigere sogar Trompetenu­nd Puffärmel tragen – auf die Spitze getrieben, erinnert das Kleid dann unter Umständen sogar an den Modestil der Renaissanc­e. „Das sieht schon cool aus, aber man braucht dafür eine mutige Braut“, findet Wiesener. tmn

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Foto: Cymbeline/dpa-tmn Das zweigeteil­te Brautkleid mit Top und Rock: Das ist ein neuer Trend in der Brautmode. Nach der Hochzeit kann man den Zweiteiler – getrennt voneinande­r – nämlich nochmals tragen.

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