Mit Laib und Seele
In der Schweiz gibt es das erste Sauerteighotel
Lassen Sie uns nicht lange um den heißen Brei herumreden: Das Wesen, mit dem wir es hier zu tun haben, ist eine Diva. Zickig, hypersensibel. Rund-um-die-Uhr-Betreuung ist das Mindeste, was es verlangt – es ist quasi die Kim Kardashian unter den Lebensmitteln. Dabei kommt es auf den ersten Blick unscheinbar daher: blass, aufgedunsen, grobporig. Aber eben mit inneren Werten, die begeistern. Die Rede ist vom Sauerteig.
Spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie haben viele HobbyBäcker ihre Leidenschaft fürs Brot entdeckt. Das Problem: Der Sauerteig
will nicht nur regelmäßig gefüttert werden, er ist auch empfindlich, was die Temperatur angeht. Zwei Wochen im Kühlschrank, während der Besitzer selbst auf Gran Canaria brutzelt, können tödlich sein. Der Schweizer Martin Mayer hat aus dieser Not eine Geschäftsidee entwickelt. Er hat ein Sauerteighotel eröffnet. „Das mit dem Sauerteig ist wie mit einem Haustier“, erzählt Mayer. Und das will man schließlich gut umsorgt wissen. Wer seinen Teig im Sauerteighotel in Uster bei Zürich „einchecken“möchte, soll genaue Anweisungen zur Versorgung mitbringen. „Dann können wir uns bestmöglich um das Sauerteig-Baby kümmern“, sagt Mayer.
Ein Schnäppchen ist das nicht: Das Hotel kostet 49 Franken, also etwa 45 Euro in der Woche. „Die Kultur kann bei richtiger Pflege mehrere Jahre alt werden“, sagt der Bäcker. Er selbst habe einen Sauerteig von einer Reise nach Südamerika mitgebracht, der schon 20 Jahre alt ist. „Der wird dann im Alter immer besser.“