„Und jede Nacht war etwas los“
Kylie Minogue spricht über ihr neues Album, über wilde Zeiten, Clubbing, Küchendiscos und magische Momente. Ein Anruf in London
nert an die 70er, es gibt auch Einflüsse aus den 80ern und Selbstzitate aus meinen frühen 2000ern, dieses Electro-Disco-Ding wie bei „Can’t Get You Out Of My Head“damals. Ich werfe das alles fröhlich zusammen. Dieses Album beinhaltet das, was du hören würdest, wenn du in meine Disco kämest.
Hast Du viele verrückte Nächte in den Discos dieser Welt erlebt?
Minogue: Als ich alt genug war, um ausgehen zu dürfen, nannte man die Discos schon Clubs (lacht). Bei uns in Melbourne durftest du ab 18 in die Clubs rein, und das bin ich dann auch. Natürlich hatte ich es auch schon mit 16 und mit 17 probiert, bloß war es echt schwierig für mich.
Warum?
Minogue: Weil ich selbst mit 18 nicht wie 18 aussah. Geschweige denn vorher. Ständig kam ich nicht rein. Später dann, so zwischen 21 und 25 ungefähr, war Clubbing ein total wichtiger Teil meines Lebens. Ich liebte es. Ich war mittlerweile in London, und dort so ein bisschen Teil einer Szene, und es war einfach jede Nacht was los. Ich war bestimmt ein bis zwei Mal pro Woche so lange unterwegs, bis wir auf die Straße gefegt wurden, wo wir uns mit der Frage „Wo gehen wir jetzt hin?“beschäftigten. Ich wollte oft noch nicht ins Bett.
Welche Form der Magie besingst Du in deiner neuen Single „Magic“? Minogue: Speziell in diesem Jahr finden wir Magie an unerwarteten Orten. Bei all den Härten, Dunkelheiten und Tragödien sehen wir dieser Tage auch überall Freundlichkeit und Sonnenstrahlen des Menschlichen. Aber der Song selbst, der behandelt natürlich die Art der Magie, die in der Luft liegt, wenn du jemanden triffst und kennenlernst. Es geht um die Magie der ungezählten Möglichkeiten, die dir in so einem Augenblick durch den Kopf schwirren.
Wie viel Magie lag in der Luft, als Du vor zweieinhalb Jahren deinen Freund Paul Solomon, Kreativdirektor der Zeitschrift GQ, kennengelernt hast?
Minogue: Ich bin ohne große Erwartungen an dieses Treffen herangegangen. Ich glaube nicht daran, dass das Leben wie ein Kitschroman verläuft. Es war ja auch kein Date, sondern wir haben uns mit mehreren Freunden getroffen. Ich fand auch, ich hätte mich an diesem Abend ganz cool verhalten, so wie immer. Meine Freunde behaupten aber bis heute, sie hätten mir auf Anhieb angesehen, dass mir Paul gut gefällt.
Ich will nicht zu dramatisch fragen, trotzdem: Ist es dieses Mal für immer? Minogue: Was, meine Beziehung?
Ja.
Minogue: Nein, das ist nicht zu dramatisch. Das ist optimistisch. Ich habe jemanden getroffen, wir haben eine großartige Verbindung und eine tolle Zeit zusammen. Ich schaue hoffnungsfroh in eine Zukunft mit diesem Mann.
Du sagst über „Disco“, dies sei ein erwachsenes Pop-Album. Siehst Du Dich denn überhaupt als eine Erwachsene? Minogue: Das ist eine knifflige Frage. Einerseits, andererseits, würde ich sagen. Ich bin 52 Jahre alt, natürlich denke ich darüber nach, wie ich in die ganze Popwelt hineinpasse. Mein Kopf und mein Bauch sagen mir, dass ich immer noch in der Lage sein will, Dance Music zu machen. Ich denke, man ist nie zu alt für eine gute Zeit. Von daher: Ich bin eine erwachsene Frau, die erwachsene Disco-Musik macht, aber das Leben hat mich meiner Jugendlichkeit noch nicht berauben können.
Wie wirst Du den heutigen Abend verbringen, gibt es so etwas wie Routine? Minogue: Wir werden uns was Leckeres kochen, mein Freund und ich. Dann vielleicht eine Serie und vor dem Schlafen ein Anruf bei meiner Familie. Ich bin einer der wenigen Menschen in diesem Land, der noch nicht angefangen hat, Brot zu backen. Das spare ich mir noch auf. Bis dahin habe ich mir vorgenommen, dankbar zu sein für das, was wir tun können und nicht zu motzen über das, was wir gerade nicht tun können.