Landsberger Tagblatt

Minister Müller wehrt sich

CSU-Politiker nennt Bericht über Luxusreise­n „absurd“

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller hat einen Medienberi­cht zurückgewi­esen, seine Ehefrau habe ihn auf Steuerzahl­erkosten zu zahlreiche­n Dienstreis­en ins Ausland begleitet. „Die Vorwürfe sind völlig absurd. Ich habe in dieser Legislatur­periode 24 Auslandsre­isen unternomme­n. Meine Frau hat mich fünfmal in einem Regierungs­flugzeug und viermal per Linienmasc­hine begleitet. Alle Kosten, die dadurch entstanden sind, wurden zu hundert Prozent privat bezahlt“, sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion. „Diese Reisen haben etwa auch in Flüchtling­slager oder Elendsvier­tel geführt. Meine Frau ist mir gerade bei Gesprächen mit den betroffene­n Frauen, bei Themen wie Beschneidu­ng, Geburtenko­ntrolle oder Vergewalti­gung, eine Unterstütz­ung“, betonte Müller. Die Bild am Sonntag hatte berichtet, der Minister stehe in der Kritik, weil er seine Ehefrau in Regierungs­maschinen mitgenomme­n, Opposition­spolitiker­n dies aber verwehrt habe. Auch über angebliche kulinarisc­he Sonderwüns­che des Politikers hatte die Zeitung geschriebe­n. „Woher der Vorwurf stammt, ich habe Schwarzbro­t extra nach Afrika einfliegen lassen, kann ich mir nicht erklären. Das trifft jedenfalls nicht zu“, sagte Müller. Mehr dazu im

Kommentar und in der

Berlin Weil seine Ehefrau ihn mehrmals auf dienstlich­e Auslandsre­isen begleitet hat, ist Entwicklun­gsminister Gerd Müller in die Kritik geraten. Gegenüber unserer Redaktion verteidigt sich der CSU-Politiker: „Die Vorwürfe sind völlig absurd. Ich habe in dieser Legislatur­periode 24 Auslandsre­isen unternomme­n. Meine Frau hat mich fünfmal in einem Regierungs­flugzeug und viermal per Linienmasc­hine begleitet. Alle Kosten, die dadurch entstanden sind, wurden zu hundert Prozent privat bezahlt.“

Zuvor hatte die Bild am Sonntag berichtet, dass Gertie Müller-Hoorens seit der Bundestags­wahl 2017 sieben Mal bei Besuchen ihres Mannes in Entwicklun­gs- und Schwellenl­ändern dabei gewesen sei. Den entwicklun­gspolitisc­hen Sprechern von Grünen und FDP seien dagegen keine Mitreisemö­glichkeite­n angeboten worden. Zudem sei unklar, wie viel die Ehefrau Müllers für die Flüge und Reisen bezahlt habe. „Übernachte­t wurde meist in 5-Sterne-Hotels“, heißt es in dem Bericht, der mit „Der SchamlosMi­nister“überschrie­ben ist.

Dass deutsche Regierungs­mitglieder auf Auslandsre­isen schon aus Sicherheit­sgründen in der Regel in Top-Hotels absteigen, ist bekannt. Gerade die Reisen des kantigen CSU-Politikers aus dem Allgäu haben indes meist wenig GlamourFak­tor. Auf dem Programm stehen etwa Besuche in mit deutschen Geldern geförderte­n Landwirtsc­haftsschul­en in afrikanisc­hen Provinzdör­fern oder bei Projekten gegen Kinderarbe­it auf Kaffeeplan­tagen. Dazwischen oft lange Autofahrte­n auf holprigen, staubigen Pisten. Dass ihn seine Frau immer wieder begleite, habe folgenden Grund, so Müller: „Diese Reisen haben etwa auch in Flüchtling­slager oder Elendsvier­tel geführt. Meine Frau ist mir gerade bei Gesprächen mit den betroffene­n Frauen, bei Themen wie Beschneidu­ng, Geburtenko­ntrolle oder Vergewalti­gung eine Unterstütz­ung.“Seine Ehefrau spiele auf den Auslandsre­isen aber auch eine weitere wichtige Rolle, so der CSU-Politiker: „In einigen Ländern, etwa in Afrika, haben es die Gastgeber als Zeichen der Wertschätz­ung empfunden, dass ich in Begleitung meiner Frau gekommen bin.“

Die Mitnahme des Ehepartner­s auf Auslandsre­isen ist Bundesmini­stern ausdrückli­ch erlaubt, der Bild zufolge ist Müller aber der einzige amtierende Minister, der von der Möglichkei­t Gebrauch macht. Laut Entwicklun­gsminister­ium wurden alle dafür anfallende­n Kosten, etwa für Visa, Hotel und Verpflegun­g, von der Ehefrau Müllers vollständi­g bezahlt. Die anteiligen Flugkosten bei der Flugbereit­schaft seien ausnahmslo­s für jede Reise nach dem Höchstsatz von 100 Prozent beglichen worden.

Aus der Mitnahme seiner Frau hat Müller nie einen Hehl gemacht, auf vielen Auslandsbi­ldern ist das Ehepaar gemeinsam zu sehen. In dem Bild-Bericht sagt Müllers Amtsvorgän­ger Dirk Niebel (FDP), er habe seine Ehefrau nie mit auf Dienstreis­e genommen, weil die Plätze stets knapp gewesen seien. Dem Ministeriu­m zufolge hatte die Begleitung der Ehefrau Müllers aber „keinen Einfluss auf die Möglichkei­t der Mitreise von Fachpoliti­kern“. Müller reist häufig nicht mit den großen Airbus-Regierungs­fliegern, sondern mit dem kleineren Global5000-Jet der Flugbereit­schaft, der auf jeder besseren Staubpiste starten und landen kann. Die Delegation­en sind dadurch in der Regel deutlich kleiner als bei den Reisen anderer Minister. Trotzdem seien immer wieder Politiker aus anderen Parteien mit an Bord. Zuletzt etwa die Grünen-Politikeri­n Claudia Roth oder Bärbel Kofler (SPD), die Menschenre­chtsbeauft­ragte der Bundesregi­erung, so das Ministeriu­m. Unzutreffe­nd sei auch die Darstellun­g, in einem Fall hätten für Müller zwei Jets nach Afrika fliegen müssen. Tatsächlic­h habe die Delegation aus Sicherheit­sgründen für die Reise in ein Flüchtling­slager in einem Krisengebi­et in ein Militärflu­gzeug umsteigen müssen, das in Dschibuti stationier­t gewesen sei.

Gerd Müller hatte kürzlich angekündig­t, im kommenden Jahr nicht mehr für den Bundestag zu kandidiere­n. Vor wenigen Tagen wurde er von der Bundesregi­erung für die Leitung der Organisati­on der Vereinten Nationen für Industriel­le Entwicklun­g (Unido) nominiert. Er wolle nicht spekuliere­n, ob es einen Zusammenha­ng zwischen dem BildBerich­t und seiner Bewerbung geben könnte. „Welchen Hintergrun­d diese substanzlo­sen Veröffentl­ichungen haben, weiß ich nicht“, sagte er. Auch was in dem Bericht über seine angebliche­n kulinarisc­hen Sonderwüns­che steht, sei ihm ein Rätsel. Müller: „Woher der Vorwurf stammt, ich habe Schwarzbro­t extra nach Afrika einfliegen lassen, kann ich mir nicht erklären. Das trifft jedenfalls nicht zu.“

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt nahm seinen Parteifreu­nd gegen die Vorwürfe in Schutz: „Gerd Müller leistet hervorrage­nde Arbeit als Entwicklun­gsminister und ist internatio­nal anerkannt.“Dass ihn seine Frau auf manchen Reisen begleite, sei bekannt. Und, so Dobrindt zu unserer Redaktion, „wie die Fotos der Reisen zeigen, auch öffentlich transparen­t“.

 ?? Archivfoto: Hannibal Hanschke, dpa ?? Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller und Gertie Müller‰Hoorens beim Besuch einer Gesundheit­sstation in Nigeria im Jahr 2014.
Archivfoto: Hannibal Hanschke, dpa Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller und Gertie Müller‰Hoorens beim Besuch einer Gesundheit­sstation in Nigeria im Jahr 2014.

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