Landsberger Tagblatt

Ein Handballer in der Warteschle­ife

József Balogh ist in Ungarn aufgewachs­en und will sich in Landsberg für höhere Aufgaben empfehlen. Der Corona-Lockdown bremst den Handballer aus – dennoch bleibt er

- VON NADINE HALLER

Landsberg Eigentlich war József Balogh nach Landsberg gekommen, um sich zu präsentier­en – und eventuell für höhere Aufgaben zu empfehlen. Doch der junge Handballer aus Ungarn muss seine Pläne neu ausrichten: Frühestens im nächsten Jahr kann der TSV Landsberg in der Bezirksobe­rliga wieder Spiele austragen (wir berichtete­n). Balogh ist trotzdem in Landsberg geblieben, und dafür gibt es gute Gründe.

„Die Mannschaft ist sehr freundlich und hat mich gut aufgenomme­n“, sagt József Balogh. Seit Mitte August ist der 21-jährige Ungar in Deutschlan­d und spielt Handball in der ersten Herrenmann­schaft des TSV Landsberg. Für die Landsberge­r ist es nicht die erste Verstärkun­g, die aus Ungarn kommt – und davon profitiert der Neuzugang auch.

Die Verständig­ung auf Deutsch bereitet József Balogh momentan noch etwas Probleme, weshalb beim Interview auch TSV-Abteilungs­leiter Roland Neumeier und eine Übersetzer­in als Unterstütz­ung dabei sind. „Den Kontakt hergestell­t hat Zarlan Albrecht aus Ungarn. Der hat selbst vier bis fünf Jahre in Landsberg gespielt und kennt Józsefs Vater“, erklärt Neumeier.

Das war perfekt – sowohl für den TSV als auch für den 21-Jährigen, der nach dem Abitur in Ungarn erst mal weg wollte. Deutschlan­d bot für ihn die beste Gelegenhei­t, Sport und Arbeit zu vereinen. „Ich fühle mich hier sehr wohl, weil sich viele Teamkolleg­en um mich kümmern“, erzählt Balogh. Und für die LandsHandb­aller ist er eine tolle Verstärkun­g: „Für uns ist József ein wirklich sehr guter Spieler“, so der Abteilungs­leiter.

Mit dem Handball angefangen hat József Balogh erst mit zwölf Jahren, „also relativ spät“, wie Neumeier anmerkt. Der Vater des 21-Jährigen war selbst Handball-Nationalsp­ieler und hat seinen Sohn so zu diesem Sport gebracht. Seine Schulzeit verbrachte Balogh an einer Sportakade­mie in Ungarn. Das hat sich ausgezahlt: In der Jugend hat József Balogh bereits in der höchsten Liga gespielt. Bei den Männern ist er bis zuletzt in der dritten Liga angetreten.

Auch Deutsch hat er während seiner Schulzeit schon ein wenig gelernt; jetzt möchte er sich weiter verbessern. Bei der Job- und Wohnungssu­che hatte der 21-Jährige Hilfe vom Verein. „Das war Voraussetz­ung, dass er nach Deutschlan­d kommt“, so Neumeier. Balogh arbeitet bei Solar Häring. Der Inhaber sei selbst ein ehemaliger Handballsp­ieler und Sponsor des TSV Landsberg, erzählt Neumeier. „Im Moment ist der Job noch schwierig und viel zu lernen“, so der Ungar, „aber viele Leute helfen und zeigen mir, was ich machen muss.“

Und was gefällt dem 21-Jährigen an Deutschlan­d? „Landsberg ist eine schöne Stadt. Und bisher sind alle Menschen sehr freundlich“, erzählt Balogh. Außerdem sei der Lebensstan­dard in Deutschlan­d deutlich besser als in Ungarn. „Man verdient mehr und in Ungarn ist es schwierige­r, einen Job zu finden.“

Seine Freunde zu Hause vermisse er zwar etwas, aber wirklich Heimweh habe er bisher nicht, so Balogh. Die Corona-Situation sei aber schon belastend. Vor allem jetzt, wegen des erneuten Lockdowns. „Wir haben ihn zum Essen eingeladen“, erzählt Neumeyer, denn in der aktuelberg­er len Situation würde ihm die Familie doch fehlen. Aber auch seine Mitspieler kümmerten sich um den 21-Jährigen. „Für ihn ist es schon sehr bitter“, sagt Neumeyer, trotzdem mache Balogh immer einen positiven Eindruck. „Ich hoffe, er kann jetzt zumindest an Weihnachte­n heimfahren, selbst wenn er in Quarantäne müsste“, so Neumeyer weiter.

Gelegenhei­t, bei Baloghs Spielen zuzuschaue­n, sollte sich aber trotz Corona noch bieten. Denn der 21-Jährige bleibt auf jeden Fall für eine ganze Saison beim TSV. Und danach? „Dann muss er entscheide­n, ob er bleibt“, sagt Neumeier. „Wenn er ein Angebot von einem höheren Verein bekommt, bleibt er vielleicht sogar in Deutschlan­d.“Und die Hoffnung, dass man im nächsten Jahr zumindest noch Freundscha­ftsspiele austragen kann, bleibt weiter bestehen.

Optimal, um Sport und Arbeit zu verbinden

 ?? Foto: Nadine Haller ?? Roland Neumeyer, Abteilungs­leiter der Landsberge­r Handballer (rechts), hält große Stücke auf József Balogh. Doch wegen des Lockdowns ist dieser weiterhin zum Nichtstun verurteilt.
Foto: Nadine Haller Roland Neumeyer, Abteilungs­leiter der Landsberge­r Handballer (rechts), hält große Stücke auf József Balogh. Doch wegen des Lockdowns ist dieser weiterhin zum Nichtstun verurteilt.

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