Wie gefährlich ist der Zahnarztbesuch?
Die Angst, sich beim Zahnarzt mit Corona zu infizieren, scheint groß zu sein. Wie ein Fachmann das einschätzt, und warum es ein Gerücht ist, dass Mundspülungen das Virus vernichten
sonals Ansteckungen in den Praxen verhindert.
Welche Hygienemaßnahmen gelten in den bayerischen Zahnarztpraxen?
Es beginnt schon bei der Terminvergabe am Telefon: Patienten, die sich nicht gesund fühlen, sollen den Zahnarzttermin verschieben. In der Praxis wird auf eine sorgfältige Hygiene geachtet, dazu kommen intensive Desinfektionsmaßnahmen, nicht nur der Hände des Personals, sondern auch der Arbeitsflächen, der Instrumente und die Lüftung der Zimmer. Die Angestellten tragen Berufskleidung, medizinischen Mundschutz und die obligatorischen Einmal-Handschuhe. Patienten sind angehalten – außer während der Behandlung – Masken zu tragen und Abstand zu wahren, auch im Wartezimmer.
Welche Bedeutung hat das Gurgeln von Desinfektionslösungen in den Praxen? Eine Zeit lang hatte ja das Gerücht die Runde gemacht, dass diese Lösung eine Infektion mit Corona verhindern oder gar heilen könne.
In vielen Praxen ist es inzwischen Usus, Patienten etwa eine Minute lang mit einer solchen Desinfektionslösung gurgeln zu lassen. „Das kann in der Tat das Bakterienaufkommen im Mundraum reduzieren – und wohl auch die Zahl der Viren“, sagt Christian Berger, der in
Kempten eine Praxis betreibt. Das Gurgeln reduziert die Keime aber nur für den Moment. „Ist ein Patient an Covid-19 erkrankt, würde er binnen kurzer Zeit wieder Viren über die Atmung aus dem Rachen und der Nase in den Mundraum befördern.“Eine nachhaltige Bekämpfung der Coronaviren mittels einer solchen Mundspüllösung ist somit laut Berger nicht möglich.
Viele Menschen lassen inzwischen professionelle Zahnreinigungen vornehmen, bei der Zahnstein und Verunreinigungen zwischen den Zähnen beseitigt werden. Das Prozedere dauert oft eine Stunde lang. Besteht dabei nicht die Gefahr, dass Coronaviren übertragen werden können?
Zu Beginn der Pandemie wurde die Zahnreinigung tatsächlich mehrere Wochen lang so gut wie nie durchgeführt. „Doch heute weiß man, dass die unterlassene Zahnreinigung Karies fördert und dass dank aller Schutzmaßnahmen so gut wie keine Gefahr der Übertragung besteht“, erklärt Berger. Darum werde die professionelle Zahnreinigung auch wieder überall angeboten.
Gibt es denn überhaupt Zahnbehandlungen, die aus Sicherheitsgründen derzeit nicht vorgenommen werden können?
„Inzwischen werden wieder alle Formen zahnärztlicher Behandlung angeboten“, sagt Berger. Wenn sich allerdings jemand krank fühle – etwa im Sinne von Grippe- oder Covid-Symptomen – so werde der Patient gebeten, die Behandlung, sofern möglich, zu verschieben.
Was ist, wenn ich Covid-Symptome habe und zugleich starke Zahnschmerzen?
Dafür gibt es in Bayern 16 Schwerpunktpraxen und vier Universitätszahnkliniken, die in diesem Fall Behandlungen trotz einer ausgebrochenen Corona-Infektion vornehmen können. „Die Nachfrage nach solchen Behandlungen ist aber äußerst gering; das kommt so gut wie gar nicht vor“, erläutert Berger.
An Flughäfen beispielsweise kommen Corona-Schnelltests zum Einsatz. Ist so etwas auch in Zahnarztpraxen denkbar – zur Erhöhung der Sicherheit? Antwort: Zahnärzte dürfen zwar inzwischen ihr eigenes Personal testen. „Eine Testung von Patienten ist aber weiterhin Sache der regulären Corona-Testzentren und nur für konkrete Verdachtsfälle“, sagt Berger. Würde ein Zahnarzt ohne entsprechende Schutzausrüstung testen und dieser Schnelltest wäre Coronapositiv, müsste das Gesundheitsamt verständigt werden, und dieses könnte Quarantäne für zwei Wochen anordnen – „das kommt einer Schließung der Praxis gleich“, so der BLZK-Präsident.