Nahverkehr
Ein Signal zur Fuchstalbahn aus Denklingen
Denklingen/Landkreis In der Diskussion um die Wiederinbetriebnahme der Fuchstalbahn für den Personenverkehr forderte Landrat Thomas Eichinger (CSU) im Sommer, dass erst einmal die Kommunen entlang der Trasse klar Stellung beziehen sollen, ob sie eine Reaktivierung wollen. Nun hat Denklingen als erste Gemeinde im Landkreis seinen Standpunkt dargelegt. Bekannt wurde das aber durch die öffentliche Diskussion in einer Gemeinde im Landkreis Weilheim-Schongau.
Das Ganze war Thema in Hohenfurch. Denklingen hatte an die Gemeinde einen Beschlussvorschlag übermittelt, dass keine Reaktivierung der Trasse zwischen Landsberg und Schongau erfolgen sollte, was im öffentlichen Teil des Gemeinderats Hohenfurch angesprochen wurde. Denklingens Bürgermeister Andreas Braunegger bestätigt auf Nachfrage des LT, dass es die Beschlussvorlage gibt. „Wir wollen damit in der Debatte ein
Heute hätte ein runder Tisch stattfinden sollen
Zeichen setzen, die schon 20 Jahre dauert. Wir werden die Entscheidung aber zurückstellen, bis der runde Tisch mit den Bürgermeistern stattgefunden hat.“Geplant war dieser eigentlich für den heutigen Donnerstag, wurde aber coronabedingt abgesagt. Bei dem Treffen hätten die Ergebnisse des Verkehrsingenieurs Andreas Holzhey den Rathauschefs vorgestellt werden sollen, was bei einer Wiederinbetriebnahme an Ertüchtigungsund Sicherungsmaßnahmen nötig wäre und mit welchen Fördermöglichkeiten gerechnet werden könne.
Auf die Nachfrage, ob das Thema unter den Denklinger Gemeinderäten kontrovers diskutiert werde oder die Ablehnung einhellige Meinung sei, sagte Braunegger: „Das ging glatt durch“. Die Skepsis sei groß, dass die hohen Erwartungen ans Fahrgastaufkommen erfüllt werden könnten, so der Rathauschef. Ein Kriterium des Freistaats für die Reaktivierung ist es, dass auf der 29 Kilometer langen Strecke die Fahrgäste zusammengerechnet mindestens 29000 Kilometer pro Tag fahren müssen. Fahren einige nur eine Teilstrecke, braucht es entsprechend mehr Zugnutzer.
„Wir haben jetzt einen Bus, der bis in den Ortskern fährt und in dem fast niemand sitzt. Warum sollte es besser angenommen werden, wenn die Menschen erst zu einem Bahnhalt müssen, der außerhalb des Ortes liegt?“, argumentiert Andreas Braunegger. Er führt zudem die coronabedingten Steuerausfälle an, die eine Finanzierung des Vorhabens aus seiner Sicht erschwerten.
Überrascht von den aktuellen Entwicklungen wurden die Befürworter einer Wiederinbetriebnahme. Harald Baumann, Vorsitzender des Arbeitskreises Fuchstalbahn bei der Umweltinitiative Pfaffenwinkel, sagt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass er befürchtet habe, Denklingen könnte in der nächsten Gemeinderatssitzung am 2. Dezember Fakten schaffen, trotz anderweitiger Absprachen. „Es gab vor einem Jahr ein Treffen, bei dem die Bürgermeister darum gebeten haben, mehr
Informationen zu bekommen und auf der Grundlage sollte dann entschieden werden. Genau diese Daten hat Verkehrsingenieur Andreas Holzhey in einem Eckpunktepapier zusammengetragen.“
Aus Harald Baumanns Sicht gibt es in den Gemeinden auch „Defizite“,
Die Förderrichtlinien haben sich geändert
was die Kenntnis von Fördermöglichkeiten im Zusammenhang mit der diskutierten Reaktivierung betreffe. Die Zeit sei „günstig“, betont er. Gabriele Triebel, Landtagsabgeordnete der Grünen aus Kaufering und Unterstützerin einer Wiederaufnahme des Personenverkehrs, hatte gegenüber dem LT im Sommer darauf verwiesen, dass die
Mittelausstattung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes – einem Programm des Bundes – sich in den kommenden Jahren schrittweise auf zwei Milliarden Euro erhöhen und sich damit gegenüber dem aktuellen Stand versechsfachen werde. Auch die Kostenbeteiligung der Kommunen an der Sicherung der Bahnübergänge sei neu geregelt worden und entlaste die Gemeinden, verwies Holzhey in der Vergangenheit. Er ist auch Betreiber der Bahnhofsgebäude in Landsberg und Schongau.
Die Befürworter argumentieren zudem, dass mit der Fuchstalbahn ein Ringschluss erfolge mit Pfaffenwinkelbahn, Ammersee- und Lechfeldbahn. So würden Peiting und Schongau besser an den überregionalen Bahnverkehr angeschlossen. Der Sichtweise schloss sich heuer auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen an, der die Bedeutung der Trasse heraufsetzte.
Harald Baumann hofft, dass das Treffen im Januar oder Februar nachgeholt werden kann. Andreas Braunegger rechnet hingegen damit, dass dies erst im Frühjahr möglich sein werde. Bis dahin werden die Befürworter noch Überzeugungsarbeit leisten müssen. Andrea Jochner-Weiß (CSU), Landrätin von Weilheim-Schongau, hatte vor knapp einem Monat gegenüber unserer Zeitung erklärt, dass die Stimmung in der Gemeinde Hohenfurch „eher gegen die Reaktivierung“sei, während die Stadt Schongau hinter dem Vorhaben stehe. Sowohl der Kreistag von Landsberg als auch der von Weilheim-Schongau haben sich für eine Reaktivierung ausgesprochen.