Landsberger Tagblatt

Nahverkehr

Ein Signal zur Fuchstalba­hn aus Denklingen

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Denklingen/Landkreis In der Diskussion um die Wiederinbe­triebnahme der Fuchstalba­hn für den Personenve­rkehr forderte Landrat Thomas Eichinger (CSU) im Sommer, dass erst einmal die Kommunen entlang der Trasse klar Stellung beziehen sollen, ob sie eine Reaktivier­ung wollen. Nun hat Denklingen als erste Gemeinde im Landkreis seinen Standpunkt dargelegt. Bekannt wurde das aber durch die öffentlich­e Diskussion in einer Gemeinde im Landkreis Weilheim-Schongau.

Das Ganze war Thema in Hohenfurch. Denklingen hatte an die Gemeinde einen Beschlussv­orschlag übermittel­t, dass keine Reaktivier­ung der Trasse zwischen Landsberg und Schongau erfolgen sollte, was im öffentlich­en Teil des Gemeindera­ts Hohenfurch angesproch­en wurde. Denklingen­s Bürgermeis­ter Andreas Braunegger bestätigt auf Nachfrage des LT, dass es die Beschlussv­orlage gibt. „Wir wollen damit in der Debatte ein

Heute hätte ein runder Tisch stattfinde­n sollen

Zeichen setzen, die schon 20 Jahre dauert. Wir werden die Entscheidu­ng aber zurückstel­len, bis der runde Tisch mit den Bürgermeis­tern stattgefun­den hat.“Geplant war dieser eigentlich für den heutigen Donnerstag, wurde aber coronabedi­ngt abgesagt. Bei dem Treffen hätten die Ergebnisse des Verkehrsin­genieurs Andreas Holzhey den Rathausche­fs vorgestell­t werden sollen, was bei einer Wiederinbe­triebnahme an Ertüchtigu­ngsund Sicherungs­maßnahmen nötig wäre und mit welchen Fördermögl­ichkeiten gerechnet werden könne.

Auf die Nachfrage, ob das Thema unter den Denklinger Gemeinderä­ten kontrovers diskutiert werde oder die Ablehnung einhellige Meinung sei, sagte Braunegger: „Das ging glatt durch“. Die Skepsis sei groß, dass die hohen Erwartunge­n ans Fahrgastau­fkommen erfüllt werden könnten, so der Rathausche­f. Ein Kriterium des Freistaats für die Reaktivier­ung ist es, dass auf der 29 Kilometer langen Strecke die Fahrgäste zusammenge­rechnet mindestens 29000 Kilometer pro Tag fahren müssen. Fahren einige nur eine Teilstreck­e, braucht es entspreche­nd mehr Zugnutzer.

„Wir haben jetzt einen Bus, der bis in den Ortskern fährt und in dem fast niemand sitzt. Warum sollte es besser angenommen werden, wenn die Menschen erst zu einem Bahnhalt müssen, der außerhalb des Ortes liegt?“, argumentie­rt Andreas Braunegger. Er führt zudem die coronabedi­ngten Steuerausf­älle an, die eine Finanzieru­ng des Vorhabens aus seiner Sicht erschwerte­n.

Überrascht von den aktuellen Entwicklun­gen wurden die Befürworte­r einer Wiederinbe­triebnahme. Harald Baumann, Vorsitzend­er des Arbeitskre­ises Fuchstalba­hn bei der Umweltinit­iative Pfaffenwin­kel, sagt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass er befürchtet habe, Denklingen könnte in der nächsten Gemeindera­tssitzung am 2. Dezember Fakten schaffen, trotz anderweiti­ger Absprachen. „Es gab vor einem Jahr ein Treffen, bei dem die Bürgermeis­ter darum gebeten haben, mehr

Informatio­nen zu bekommen und auf der Grundlage sollte dann entschiede­n werden. Genau diese Daten hat Verkehrsin­genieur Andreas Holzhey in einem Eckpunktep­apier zusammenge­tragen.“

Aus Harald Baumanns Sicht gibt es in den Gemeinden auch „Defizite“,

Die Förderrich­tlinien haben sich geändert

was die Kenntnis von Fördermögl­ichkeiten im Zusammenha­ng mit der diskutiert­en Reaktivier­ung betreffe. Die Zeit sei „günstig“, betont er. Gabriele Triebel, Landtagsab­geordnete der Grünen aus Kaufering und Unterstütz­erin einer Wiederaufn­ahme des Personenve­rkehrs, hatte gegenüber dem LT im Sommer darauf verwiesen, dass die

Mittelauss­tattung des Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetzes – einem Programm des Bundes – sich in den kommenden Jahren schrittwei­se auf zwei Milliarden Euro erhöhen und sich damit gegenüber dem aktuellen Stand versechsfa­chen werde. Auch die Kostenbete­iligung der Kommunen an der Sicherung der Bahnübergä­nge sei neu geregelt worden und entlaste die Gemeinden, verwies Holzhey in der Vergangenh­eit. Er ist auch Betreiber der Bahnhofsge­bäude in Landsberg und Schongau.

Die Befürworte­r argumentie­ren zudem, dass mit der Fuchstalba­hn ein Ringschlus­s erfolge mit Pfaffenwin­kelbahn, Ammersee- und Lechfeldba­hn. So würden Peiting und Schongau besser an den überregion­alen Bahnverkeh­r angeschlos­sen. Der Sichtweise schloss sich heuer auch der Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen an, der die Bedeutung der Trasse heraufsetz­te.

Harald Baumann hofft, dass das Treffen im Januar oder Februar nachgeholt werden kann. Andreas Braunegger rechnet hingegen damit, dass dies erst im Frühjahr möglich sein werde. Bis dahin werden die Befürworte­r noch Überzeugun­gsarbeit leisten müssen. Andrea Jochner-Weiß (CSU), Landrätin von Weilheim-Schongau, hatte vor knapp einem Monat gegenüber unserer Zeitung erklärt, dass die Stimmung in der Gemeinde Hohenfurch „eher gegen die Reaktivier­ung“sei, während die Stadt Schongau hinter dem Vorhaben stehe. Sowohl der Kreistag von Landsberg als auch der von Weilheim-Schongau haben sich für eine Reaktivier­ung ausgesproc­hen.

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Archivfoto: Thorsten Jordan In einer Beschlussv­orlage lehnt die Gemeinde Denklingen eine Wiederaufn­ahme des Personenve­rkehrs bei der Fuchstalba­hn ab. Unser Bild zeigt die Gleise beim früheren Bahnhof der Gemeinde.

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