Landsberger Tagblatt

Zwischen Wissenscha­ft und Science Fiction

Der Schondorfe­r Experiment­alphysiker Hans-Dieter Betz blickt mit seinem literarisc­hen Debüt in die Zukunft

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Schondorf Irgendwann hat der Blitz zu diesem Buch bei ihm eingeschla­gen, stellt Hans-Dieter Betz gleich zu Beginn des Gesprächs über seinen Roman „Blitzschla­g – Spuren der Zukunft“fest und will mit dieser Aussage bewusst nicht ganz ernst genommen werden. Das 422-seitige Werk ist das literarisc­he Debüt des Experiment­alphysiker­s und emeritiert­en Universitä­tsprofesso­rs. Der gebürtige Mannheimer ist 80 Jahre alt, lebt seit 1991 in Schondorf. Betz lehrte und forschte über Atomphysik und Gewitteren­twicklung etwa in den USA (wo er auch mit dem späteren Nobelpreis­träger Theodor Hänsch kooperiert­e) und bis zum altersbedi­ngten Ausscheide­n aus dem Lehrbetrie­b an der LMU.

„Und irgendwann haben sich Ideen für einen Roman verdichtet“, erinnert sich Betz. „Ich war ja meist zu Hause, musste nicht mehr jeden Tag an die Universitä­t. Unsere drei Kinder waren weggezogen, hatten ihre eigenen Familien gegründet, meine Gattin wollte keinen Langweiler

an ihrer Seite haben, der nicht mehr aktiv ist“, erzählt der Professor lachend. „Warum also keinen Science-Fiction-Thriller schreiben, in den meine wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se einfließen, hoffentlic­h nicht zu akademisch, verbunden mit einer spannenden Handlung, welche in der nahen Zukunft spielt? Wenn man seinen Beruf als Physiker ernst nimmt, stellt man sich pausenlos Fragen zur Evolution, zum Dasein. Und die eventuelle­n Antworten darauf kann man gerade sehr gut in einen Krimi integriere­n.“

Worum geht es in „Blitzschla­g“? Um die wichtigste­n Themen unserer Zeit, also um Klimawande­l und Ernährungs­krise, um Künstliche Intelligen­z und Gedankenma­nipulation. Aber der Autor ist altmodisch genug, im besten Sinne des Wortes, dass er ganz klassisch „reale“Protagonis­ten entwickelt hat. Menschen mit Stärken und Schwächen, zwischen ziemlich Gut und ziemlich Böse. Tja, auch die Liebe spielt eine nicht unwesentli­che Rolle…

„Das Buch und sein Inhalt haben mich bestimmt zwei Jahre lang verfolgt“, erzählt der Literaturn­euling. „Die meiste Zeit ging für Recherche drauf. In erster Linie habe ich mich in Fachlitera­tur vertieft, um im Anschluss aufgrund meiner Erkenntnis­se eigene wissenscha­ftliche Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Ich weiß natürlich nicht, wie meine ,Erfindunge­n’ zur Realität werden.“Aber der beschriebe­ne GenWeizen sei ziemlich logisch. Das autonome Fahren existiert weitgehend – weil speziell Geschäftsl­eute lieber im Auto arbeiten als das Steuer selbst in die zu Hand nehmen. „Das sind alles Dinge, die Sinn ergeben – sofern diese Entwicklun­gen positiv genutzt werden. Doch sie können auch aus dem Ruder laufen, wenn sie lediglich der Geldvermeh­rung dienen. Um diesen Widerspruc­h geht es in ,Blitzschla­g’ vorrangig“, so Betz.

Speziell das Thema Ernährung beschäftig­t Betz. Der Großvater von drei Enkeln macht sich Sorgen um die Zukunft. „Vor allem, wenn man bedenkt, dass sich die Bevölkerun­g von Afrika in Kürze auf zwei Milliarden vermehren wird. Auf Dauer gibt es der Planet nicht her, immer mehr Menschen zu ernähren, während immer mehr Tier- und Pflanzenar­ten aussterben.“

Trotzdem hat der Professor mit seinem literarisc­hen Erstling versucht, zumindest einen halbwegs versöhnlic­hen Abschluss zu finden. „Nun gut, es ist kein klassische­s Happy End, das auf den Leser zukommt“, konstatier­t er sachlich. „Aber immerhin, die Hoffnung auf eine schöne Zukunft sowie die Liebe sterben zuletzt.“

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Foto: Thorsten Jordan Hans‰Dieter Betz ist eigentlich Experi‰ mentalphys­iker. Jetzt hat der Schondor‰ fer sein Debüt als Krimi‰Autor gegeben.

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