Landsberger Tagblatt

Aus dem Gasnetz soll Wasserstof­f kommen

Deutsche Energielie­feranten legen Umbauplan vor. Mit dabei ist Erdgas Schwaben

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Wasserstof­f gilt inzwischen als wichtiger Baustein auf dem Weg zum Klimaschut­z in Deutschlan­d. Wird das Gas mithilfe von Strom aus erneuerbar­en Energien erzeugt, könnte man damit in den nächsten Jahren klimaschon­end Lkw antreiben, Stahl erzeugen oder Privathäus­er heizen. Bleibt die Frage, wie das Gas zu den Verbrauche­rn kommt? Deutsche ErdgasVers­orger haben jetzt einen Plan vorgelegt, wie das Gasnetz bis zum Jahr 2050 fit gemacht werden kann, um 100 Prozent Wasserstof­f zu transporti­eren. Mit dabei ist das Unternehme­n Erdgas Schwaben, das in unserer Region zahlreiche Kunden mit Energie versorgt.

Die beteiligte­n Unternehme­n decken nach eigenen Angaben rund die Hälfte des deutschen Gasnetzes ab. Um die deutschen und europäisch­en Klimaschut­zziele bis 2050 erreichen zu können, werde es nötig sein, „die Nutzung von fossilem Erdgas schrittwei­se auf CO2-neutrale Gase umzustelle­n“, schreiben die Firmen in ihrem Grundsatzp­apier, das sie jetzt vorgestell­t haben. Das wäre ein gigantisch­er Schritt: Weg vom Erdgas aus dem Boden, hin zu neuen, klimaneutr­al erzeugten Gasen. Die Perspektiv­e sei, dass am Ende sogar 100 Prozent Wasserstof­f im Netz transporti­ert werden kann. Dieser verbrennt ungiftig, es entsteht nur Wasserdamp­f.

Der Plan sieht einen stufenweis­en Umbau des Gasnetzes vor. Zuerst soll bis zum Jahr 2040 als Rückgrat („Backbone“) ein eigenes überregion­ales Netz entstehen, das reinen Wasserstof­f transporti­eren kann. Parallel dazu kann das Gas in Wasserstof­f-Pilotregio­nen bereits frühzeitig genutzt werden. Schrittwei­se soll zudem das normale Gasverteil­netz, das bis an die Häuser reicht, für den Transport von Wasserstof­f ertüchtigt werden.

Ab 2040 sei dann das überregion­ale Wasserstof­fnetz in Betrieb.

„Damit stehen größere Mengen Wasserstof­f zur Verfügung und die Ertüchtigu­ng der Gasverteil­netze schreitet zügig voran, bis das gesamte Gasverteil­netz einzig für den Transport klimaneutr­aler Gase zur Verfügung steht“, heißt es im Papier. Das soll dann bis 2050 der Fall sein.

Das Netz von Erdgas Schwaben bestehe bereits heute zum allergrößt­en Teil aus Kunststoff­rohren, berichtet Kommunikat­ionschef Christian Blümm. „Diese Rohre sind bereits wasserstof­fdicht“, sagt er. Stahlrohre seien nur in den Anfangstag­en der Firma verbaut worden und spielten kaum mehr eine Rolle. Trotzdem müsste auch das Erdgas-Schwaben-Netz ertüchtigt werden. Es geht zum Beispiel darum, Anschlusss­tellen zu modernisie­ren. Rund zehn Prozent Wasserstof­f könne das deutsche Erdgasnetz schon heute aufnehmen.

Interessan­t ist, was ein höherer Wasserstof­fanteil für die Heizungsan­lagen im Keller bedeutet. Wer eine neue Brennstoff­zellen-Heizung nutzt, die bisher aus Erdgas erst Wasserstof­f erzeugt, der hat eine gute Chance, dass das Gerät auch mit einem höheren Wasserstof­fanteil zurechtkom­mt. Bei bestehende­n Gasbrennwe­rtgeräten garantiere dagegen bisher keiner der großen deutschen Heizungshe­rsteller einen Betrieb mit 100 Prozent Wasserstof­f, ist bei Erdgas Schwaben zu erfahren. Ein Betrieb mit zehn Prozent beigemisch­tem Wasserstof­f sei aber sichergest­ellt, eine 20- bis 30-prozentige Beimischun­g erscheint denkbar.

Erdgas Schwaben geht aber davon aus, dass parallel zum Hochlauf von 100 Prozent Wasserstof­f im Leitungsne­tz bis 2050 auch neue Brennwertg­eräte auf den Markt gebracht werden. Genauso denkbar ist es, dass nicht nur Wasserstof­f, sondern auch künstlich erzeugtes grünes Erdgas einen großen Anteil am Gasmix behält. Dann stellt sich das Problem des Heizungsau­stauschs nicht.

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