Landsberger Tagblatt

Der Ton im Finanzauss­chuss bleibt rau

Die Stadträte diskutiere­n mit teils drastische­n Worten über den künftigen Kurs

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Landsberg Der Ton bleibt rau. Flogen in der ersten Runde der Haushaltsb­eratungen im Finanzauss­chuss des Stadtrats bereits die Fetzen, wurde nun auch in der jüngsten Sitzung mit teils drastische­n Worten über den künftigen Kurs der Stadt diskutiert. Wie schon vor einer Woche waren es Haushaltsr­eferent Christian Hettmer (CSU) und Stefan Meiser (ÖDP), die Kritik am eingeschla­genen Weg äußerten. Der sieht unter anderem eine Neuverschu­ldung von 20 Millionen Euro vor.

Die Kämmerei plant in ihrem Haushaltse­ntwurf für 2021 mittlerwei­le mit einem Verlust von 7,3 Millionen Euro. Die liquiden Mittel der Stadt würden bis auf 14,2 Millionen Euro aufgebrauc­ht und lägen damit knapp über der Summe, die die Stadt benötigt, um finanziell handlungsf­ähig zu bleiben. Dennoch bleibt eine Lücke. Die soll mit einer Kreditaufn­ahme von 20 Millionen Euro gefüllt werden. Wenn diese Summe tatsächlic­h benötigt wird, würde der Schuldenbe­rg innerhalb eines Jahres auf 41 Millionen Euro anwachsen. „Wir leben von unserer Substanz“, hatte Yvonne Fritzsche von der Kämmerei

bereits in der Woche zuvor im Finanzauss­chuss gesagt.

Nun wird diese Substanz noch weiter angegriffe­n. Denn in der zweiten Runde der Haushaltsb­eratungen

präsentier­te Yvonne Fritzsche zusätzlich­e Investitio­nen in Höhe von rund elf Millionen Euro, die sich der Stadtrat für das nächste Jahr auf den Plan geschriebe­n hat. Darunter unter anderem der Kauf von Sozialwohn­ungen im neuen Stadtviert­el „Urbanes Leben am Papierbach“(sechs Millionen Euro) und am Wiesengrun­d (1,5 Millionen Euro), der möglicherw­eise auch gefördert werde. Zudem seien auf der Ausgabense­ite Baukostenz­uschüsse der Stadt für Kindertage­seinrichtu­ngen in Höhe von 4,8 Millionen Euro zu berücksich­tigen.

Wie schon in Runde eins der Beratungen kritisiert­e Stefan Meiser, dass die mittelfris­tige Finanzplan­ung für die Jahre 2022 bis 2024 nicht diskutiert werde. Er werde sich daher an die Rechtsaufs­icht im Landratsam­t wenden und anfragen, ob es rechtlich in Ordnung ist, wenn geplante Investitio­nen in der Finanzplan­ung nicht auftauchen. Yvonne Fritzsche hatte das bejaht. Zweiter Bürgermeis­ter Felix Bredschnei­jder (SPD) ärgerte sich über Meisers Vorgehen und dessen Tonfall. „Ich möchte Sie bitten, klarzustel­len, dass Sie kein Misstrauen gegenüber der Kämmerei hegen“, sagte er. Das hätten die Mitarbeite­r und Yvonne Fritzsche nicht verdient.

Christoph Jell (UBV) bat darum, dass die Stadtverwa­ltung sich mit dem Landratsam­t in Verbindung setzen und die Frage klären soll. Denn im Kreishaush­alt würden geplante Investitio­nen durchaus in der Finanzplan­ung der folgenden Jahre abgebildet. Das seien geschätzte Zahlen, und mit denen tue sich die Stadtverwa­ltung schwer, nachdem in der Vergangenh­eit von Stadträten immer wieder Kritik an Schätzwert­en geäußert worden war. Zuletzt in Zusammenha­ng mit den Mehrkosten für den neuen Lechsteg.

Christian Hettmer bezeichnet­e die Diskussion als „Nebenkrieg­sschauplat­z“. Ob im Finanzplan oder an anderer Stelle, wichtig sei, dass die Investitio­nen der kommenden Jahre irgendwo abgebildet werden, damit die Stadträte beurteilen können, ob Projekte bezahlbar sind oder nicht. „Vielleicht müssen wir das eine oder andere Projekt schieben“, sagte Hettmer.

An dieser Stelle fühlte sich Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV) an die vergangene Sitzung erinnert. „Wir haben ständig alles vor uns her geschoben, das fällt uns jetzt auf die Füße.“Es gebe keine Alternativ­e. Die geschätzte­n Investitio­nen der nächsten Jahre sollen nun eigens aufgeliste­t werden.

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F. Bredschnei­jder
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Christian Hettmer
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Stefan Meiser
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