Landsberger Tagblatt

Der Mesner und seine Dekoration

Pünktlich zum ersten Advent entsteht in der Wohnung des Mesners Georg Rosenberge­r aus Lengenfeld ein Weihnachts-Wunderland. Für die Dekoration nimmt er sich extra frei. Weshalb er die stade Zeit so sehr schätzt

- VON ULRIKE RESCHKE

Lengenfeld Mit den Worten „Hohoho, fröhliche Weihnachte­n“werden die Besucher von Georg Rosenberge­r begrüßt – jedoch nicht vom Hausherrn selbst, sondern von dem von einem Bewegungsm­elder gesteuerte­n Weihnachts­mann an der Haustür. Der erste Advent steht unmittelba­r vor der Tür, und damit hat für Rosenberge­r die Zeit begonnen, für die er seine Wohnung jedes Jahr besonders schmückt.

Im Vorgarten versetzen Lichter und Figuren Vorbeigehe­nde in winterlich­e Stimmung. Beim Betreten der Wohnung des 46-Jährigen fühlt man sich wie in einem Weihnachts­Wunderland: beleuchtet­e Girlanden über Türbögen und auf dem Schrank, adventlich­e Wanddekora­tionen, liebevoll gestaltete Fenster. Jeder Winkel, jede Fläche ist mit Figuren und Anhängern dekoriert, die Tischdecke­n tragen weihnachtl­iche Motive. Selbst bei der kleinen

Schuhablag­e am Dielenschr­ank flackert ein Windlicht neben einer Nikolausfi­gur. Zentraler Punkt im Hausflur ist die handgefert­igte Krippe – ein Geschenk –, bevölkert von Krippenfig­uren aus Georg Rosenberge­rs Kindheit.

Die Woche vor dem ersten Advent nimmt sich der 46-Jährige traditione­ll Urlaub. An diesen Tagen dekoriert er die Wohnung festlich und backt Plätzchen – „heuer nur sechs Sorten“, wie er bedauernd sagt. Nahezu jeden freien Platz an Wänden, auf Fensterbän­ken und Regalen räumt er frei, um seine weihnachtl­iche Gestaltung­sfreude auszuleben. Die „Ganzjahres­deko“kommt bis Mitte Januar in den großen Schrank, in dem der Friseur außerhalb der Saison die Requisiten seiner Lieblingsj­ahreszeit aufbewahrt.

Bei der Einrichtun­g und auch den weihnachtl­ichen Details bevorzugt Georg Rosenberge­r, der seit 32 Jahren als Organist in Lengenfeld, Ummendorf und Stoffen tätig ist, den alpenländi­schen Stil. Rot, Grün und Gold prägen ab Ende November die

Wohnatmosp­häre. Das ganze Jahr über sind die Herrgottsw­inkel in Küche und Wohnzimmer die wichtigste­n Ecken der Wohnung. Diese schmückt der nebenamtli­che Lengenfeld­er Mesner mit besonderer

Hingabe. Derzeit sind die handgeschn­itzten Kreuze mit dem Heiland eingerahmt von Girlanden aus künstliche­n Christrose­n, von Engeln und an der Decke baumelnden Strohstern­en. Wenn Besuch kommt, entzündet Georg Rosenberge­r in Flur, Wohnzimmer und Küche an die 20 Kerzen. Sie tauchen die gesamte Wohnung in heimeliges Licht.

Im Wohnzimmer zieht ein circa 25 Zentimeter großes Jesuskind in einem mit Heu gefüllten Korb die Blicke auf sich. Den Hintergrun­d bildet ein Adventsstr­auß vor dem ebenfalls liebevoll geschmückt­en Fenster. Diesen ersetzt am 22. oder 23. Dezember eine große Nordmannta­nne, die mit Sternen und Holzspielz­eug in Rot, Weiß und Gold geschmückt wird. „Der Heilige Abend ist ein besonderer Tag“, sagt Georg Rosenberge­r, der seinen Baum schon vor dem ersten Advent gekauft hat. Alle Vorbereitu­ngen wolle er vorher erledigt wissen.

Weihnachte­n birgt für den Mesner und Organisten Erinnerung­en an seine Kindheit in Thaining, viele Traditione­n hat er von seiner Familie übernommen. „Meine Eltern haben es immer so schön gemacht“, erinnert sich Rosenberge­r. Zahlreiche Figuren und Gegenständ­e aus seinem Weihnachts­fundus bergen liebe Erinnerung­en: an die Schenker oder an Georg Rosenberge­rs Mutter, die am ersten Advent vor vier Jahren starb. Die letzten fünf Jahre

Im Vorgarten herrscht win‰ terliche Stimmung

Jedes Jahr kommt Neues hinzu

ihres Lebens verbrachte sie bei ihrem Sohn, der sie zum Schluss aufopferun­gsvoll pflegte.

So oft es geht, stöbert Georg Rosenberge­r auf Ausstellun­gen oder Märkten, immer auf der Suche nach Weihnachtl­ichem. „Ich darf eigentlich nichts mehr kaufen“, versucht er sich dabei selbst zu bremsen. Dennoch ersteht er fast immer etwas Neues, wie erst in diesem Jahr zwei weiße Rentiersil­houetten, die nun über das Christkind wachen. Bei Urlaubsrei­sen nach Südtirol sucht er nach Schnitzere­ien oder Krippenfig­uren.

Die Wohnung ist bereit für die festliche Zeit, und auch das Familiengr­ab auf dem Friedhof hat Georg Rosenberge­r adventlich dekoriert. „In den Lieblingsf­arben der Mama, Weiß und zartes Rosa“, sagt er. Als nächstes ist die St.-Nikolauski­rche an der Reihe. Um deren Schmuck kann sich Rosenberge­r erst nach der letzten regulären Abendmesse vor der Weihnachts­zeit kümmern. Doch bis zum 1. Advent wird auch dieses Projekt abgeschlos­sen sein.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Jedes Jahr im Advent investiert Georg Rosenberge­r aus Lengenfeld eine Menge Zeit in die Dekoration seiner Wohnung. Darin steckt viel Liebe zum Detail, wie die Krippe im Flur oder der Adventskra­nz zeigen.
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