Das hilft gegen krankhafte Angst vor Tieren
Schlangen, Hunde, Katzen: Sie alle sorgen bei zahlreichen Menschen für Panik. Zoophobie gehört aber zu den Angststörungen, die problemlos heilbar sind. Welche Behandlungsform ist die beste?
Augsburg Viele Menschen haben Angst vor Tieren – genaue Zahlen liegen nicht vor. Experten schätzen die Dunkelziffer als hoch ein. Zudem tritt Zoophobie häufig gepaart mit weiteren Angststörungen auf. Woher die Krankheit kommt, ist nicht eindeutig zu beantworten. Genauso wenig gibt es ein Patentrezept, wie sie zu behandeln ist. Wer sich aber therapieren lässt, hat gute Heilungschancen.
Die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Dr. Christa Roth-Sackenheim aus Andernach in Rheinland-Pfalz, behandelt Tierangst. Sie sagt: „Das kann vielfältige Ursachen haben, zum Beispiel einen Angriff durch ein Tier in der Vorgeschichte, das Miterleben eines Angriffes auf einen Mitmenschen oder zu frühes Anschauen von entsprechendem Filmmaterial als Kind.“
Die Medizinerin, gleichzeitig Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater, erklärt, ab wann ein Krankheitsbild vorliegt: „Eine gewisse Angst, die einen zum Beispiel davor schützt, im Zoo in den Tigerkäfig zu steigen oder auf Safari in einschlägigen Situationen nicht zu flüchten, ist normal und angeboren.“Nicht mehr im gesunden Bereich sei es, wenn man nicht aus
Tierangst kann schon nach drei Sitzungen weg sein
dem Haus geht, um keinen Hunden auf der Straße zu begegnen, wenn man das Haus mehrfach täglich nach Insekten oder Spinnen absucht, sodass man zu nichts anderem mehr kommt, oder wenn ein Foto eines Tieres eine Panikattacke auslöst. Besonders verbreitet ist Zoophobie bei Kindern. „Sie betrifft meist spezielle Tiere“, teilt die Fachärztin Dr. Christa Roth-Sackenheim mit.
Die gute Nachricht für Betroffene: Zoophobie ist behandelbar. Sie zählt zu den Angststörungen, die mit vergleichsweise wenig Aufwand gelindert oder geheilt werden können. „Am besten untersucht und am wirksamsten ist die Verhaltenstherapie mit Expositionsübungen“, meint Roth-Sackenheim. Das bedeutet die Konfrontation mit dem Tier, vor dem man Angst hat. „Grundsätzlich ist auch die Hypnotherapie ein geeignetes Verfahren, das gegen Ängste angewendet werden kann“, sagt die Fachärztin. Dabei versetzt ein Therapeut den Patienten in eine Trance. Diese ähnelt dem Empfinden, das Menschen sonst kurz vor dem Einschlafen haben. Roth-Sackenheim schränkt ein: „Hypnotherapie ist nicht für jeden geeignet, da sie ein gewisses Maß an Entspannungsfähigkeit voraussetzt. Im Rahmen einer Therapie als Therapiebaustein ist sie am besten nutzbar.“
von Medizinerin Roth-Sackenheim favorisierte Verhaltenstherapie arbeitet mit einer direkten Konfrontation: Der Patient muss sich mit dem Tier auseinandersetzen, das er fürchtet. Das kann also bedeuten, eine Spinne auf die Hand zu nehmen oder einen Hund zu streicheln. Selbst die Berührung eines größeren Tieres kann Teil der Therapie sein. Um Fortschritte zu erzielen, muss der Betroffene diese Erlebnisse aushalten – bricht er vorUnbewussten. zeitig ab, besteht die Gefahr einer Verschlimmerung der Angst.
Karsten Noack behandelt in Berlin Angststörungen mit Hypnotherapie. Nach einer halbstündigen Besprechung der Probleme des Patienten beginnt Noack schon in der ersten Sitzung damit herauszufinden, wie der Betroffene am besten in Trance gerät – das können Bilder, Geräusche oder Ähnliches sein. In den Einheiten, die im Sitzen, Stehen oder Liegen durchführbar sind, beDie halten Patienten die Kontrolle über sich und können die Trance jederzeit beenden. Mit möglichst ruhiger, monotoner Sprache geht der Therapeut im Dialog auf die für den Patienten kritischen Situationen ein und versucht, die Begegnung mit einem angstbehafteten Tier so wirklichkeitsnah wie möglich gedanklich nachzustellen. Dabei geht er dem Ursprung der Angst auf den Grund. Noack sagt: „Das Problem liegt nicht im Bewussten, sondern im Deshalb findet man dort auch die Lösung.“
Klassische Tierängste, zum Beispiel vor Schlangen oder Hunden, gehören aus der Erfahrung von Noack heraus zu den Angststörungen, die leicht behandelbar sind. „Nach drei Sitzungen sollte eine deutliche Linderung eintreten. Sonst steckt wahrscheinlich mehr dahinter“, meint der Hypnotherapeut. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten von rund 100 Euro pro Sitzung in der Regel nicht.
Wie Fachärztin Dr. Christa RothSackenheim bestätigt auch Noack, dass die Hypnotherapie nicht für jeden Betroffenen das Richtige ist. Wer beispielsweise zu hysterischem Verhalten neigt, spüre oft nicht so schnell Verbesserungen. Völlig ausgeschlossen ist eine Behandlung bei regelmäßigem Alkohol- oder Drogenkonsum sowie bei Zwangsstörungen. Liegt das alles nicht vor, sieht Karsten Noack keine Nebenwirkungen: „Manche bieten jedoch Hypnose an und wissen nicht, was sie tun. Das kann schädlich sein und vorhandene Ängste verstärken.“