Landsberger Tagblatt

Maskenpfli­cht und Glühwein

Ganz ohne Glühwein und Bratwurst muss man in Landsberg auch heuer nicht auskommen. Die Wirte bewegen sich mit ihren To-go-Angeboten auf einem schmalen Grat zwischen Infektions­schutz und Adventssti­mmung

- VON GERALD MODLINGER

Wie vertragen sich Maskenpfli­cht und Glühwein? Unsere Zeitung hat bei Gastronome­n in Landsberg nachgefrag­t, die Essen und Getränke „To go“anbieten.

Landsberg Maskenpfli­cht in der Landsberge­r Altstadt und zugleich Essen und Trinken to go im Advent auch mit Glühwein und Bratwurst. Passt das zusammen? Darüber gehen auch bei den Landsberge­r Gastronome­n die Meinungen auseinande­r. Das LT hat mit Wirten gesprochen – und fragt, wie die Polizei mit dieser Thematik umgeht.

Der ansonsten im Dezember allgegenwä­rtige Duft von Bratwurst und Glühwein ist heuer aufgrund der Corona-Infektions­lage kaum wahrnehmba­r. Ein paar Oasen mit den saisonalen Heißgeträn­ken gibt es aber zumindest an den Adventswoc­henenden schon. So passt Valentina Hamberger vor der „Villa Rosa“im Vorderange­r ihr To-goProgramm an die Vorweihnac­htszeit an und bietet Bratwurst in der Semmel und Glühwein an. „Ich finde das wichtig“, sagt Hamberger, „weil wir den Leuten signalisie­ren wollen, dass wir da sind und wir auch ein Stückchen Weihnachts­stimmung zaubern wollen.“Denn die Atmosphäre in der Altstadt sei heuer „komplett anders“. Die Besucherfr­equenz sei deutlich geringer als in den Vorjahren und die geschlosse­nen Lokale schadeten auch dem Einzelhand­el, meint sie. Ähnlich sieht das auch Dominik Wengert von der „Stufe 15“, die seit Freitag wieder „To go“anbietet – an Samstagen und Sonntagen auch Glühwein und heißen Ingwer. Man wolle zwar nicht, dass sich Grüppchen bilden, sagt er, „aber man soll den Leuten auch noch ein bisschen Spaß beim Spaziereng­ehen lassen. Geselligke­it tut der Seele gut, und solange sich keine Menschentr­auben bilden, sehe ich auch in einem Glühweinve­rkauf kein Problem“.

Manuela Sauter („Sonderbar“und „Zim-mer“) sieht die Sache anders. Sie hat keinen To-go-Betrieb, „weil wir es nicht verantwort­en können, dass um uns herum gegen die Maskenpfli­cht verstoßen wird. Wir befinden uns mit unserem Zimmer mitten in der Maskenpfli­chtZone. Kaum einer wird mit seinem Glühwein erst einmal diese Zone verlassen, um ihn dann woanders

zu können“, schreibt Sauter auf Facebook. Die eigene überstande­ne Corona-Erkrankung habe für diese Entscheidu­ng zwar noch den letzten „Schubs“gegeben, allerdings habe sie auch im Sommer teilweise sorgenvoll auf das Geschehen in Landsberg geblickt: „Da habe ich ein wahnsinnig schlechtes Gewissen gehabt, als ich gesehen habe, was auf der Lechmauer war“, sagt Sauter. Sie sieht zwischen ihren Lokalen und der „Villa Rosa“einen wesent

Unterschie­d: Auf dem Gehsteig im Vorderange­r sei weniger zu befürchten, dass sich Leute mit einem Becher Glühwein in der Hand in Gruppen aufhielten als an der Karolinenb­rücke unweit der Lechmauer und am Hellmairpl­atz.

Aber wie wird es nun mit Essen und Trinken in einem Gebiet mit Maskenpfli­cht gehandhabt? Polizeiche­f Bernd Waitzmann erläutert den derzeitige­n infektions­schutzrech­tlichen Rahmen: To-go-Vertrinken kauf sei auch in Gebieten mit Maskenpfli­cht erlaubt, hält er fest. Die Gastronome­n dürften keine Stehund Sitzgelege­nheiten anbieten. Auf einer Mauer oder einer Parkbank sitzend in eine Bratwursts­emmel zu beißen oder einen Glühwein zu trinken, sei auch in der Altstadt nicht verboten. „In der Maskenpfli­chtzone darf ich die Maske abnehmen, wenn ich was esse oder trinke“, betont Waitzmann. Ob es sich dabei um ein Nahrungs- oder Genussmitl­ichen tel handle, mache keinen Unterschie­d. Die einzige Einschränk­ung sei bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 50, dass in den Maskenzone­n zwischen 22 und 6 Uhr kein Alkohol verkauft werden dürfe. Am Freitag lag die Inzidenz im Landkreis bei 152. Sollte sie die 200erMarke überschrei­ten, könnte der Konsum von Alkohol auf stärker frequentie­rten Plätzen ganztägig verboten werden, so Waitzmann.

Auch Dr. Helene Wiesehoff von „Wein und Sein“in der Schulgasse schenkt freitags ab 16 und samstags ab 12 Uhr „Glühwein to go“aus. Am ersten Tag dauerte es freilich nicht lange, bis die Polizei kam, erzählt Wiesehoff. „Da standen acht Pärchen in weitem Abstand auf der Schulgasse“, berichtet die Weinhändle­rin. Der Glühweinau­sschank wird weitergehe­n. Allerdings wird Wiesehoff keinen Stand mehr aufbauen. Sie sei aufgeforde­rt worden, das Getränk aus dem Laden heraus zu verkaufen. Grund dafür sei wohl, dass es noch weitere Anfragen auf Errichtung von Verkaufsst­änden gegeben habe. Dazu heißt es auf LT-Nachfrage von der Stadt: „Wir können leider keine Verkaufsst­ände auf öffentlich­em Grund für Speisen

„Geselligke­it tut der Seele gut“

Die Stadt erlaubt keine Extraständ­e

und Getränke genehmigen. Wir haben natürlich absolutes Verständni­s für die Situation der Gastronome­n. Die Gefahr, dass sich vor den Ständen zu viele Personen treffen und das Virus sich ausbreitet, ist einfach zu groß. Was jedoch selbstvers­tändlich möglich ist, ist die Abgabe von Speisen und Getränken zur Mitnahme aus dem Geschäft heraus.“

In Dießen gibt es eine Maskenpfli­cht in den Seeanlagen und am Untermülle­rplatz. Genau zwischen drin bietet das „essen’s art“von Karin Kleber Speisen und Getränke zum Mitnehmen an: „Wenn schönes Wetter ist, dann ist sehr viel los, die Leute wollen raus und suchen nach Möglichkei­ten, wo sie etwas konsumiere­n können, und nutzen jeden Stein aus, wo sie sich hinsetzen können“, sagt die Inhaberin. Die Maskenpfli­chten in Dießen könne sie nicht nachvollzi­ehen. Aber sie betont: „Wir halten uns an die Vorschrift­en, und sagen den Leuten, dass sie bitte weitergehe­n sollen.“

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 ?? Fotos: Julian Leitenstor­fer ?? Ganz ohne Bratwürste und Glühwein geht es auch im Corona‰Advent nicht: Die Villa Rosa (oben, Thorsten Endt), „Wein und Sein“(unten links, Helene Wiesehoff) und „Stufe 15“(Billie Salzeder) sorgen an den Wochenende­n für Winterspez­ialitäten zum Mit‰ nehmen.
Fotos: Julian Leitenstor­fer Ganz ohne Bratwürste und Glühwein geht es auch im Corona‰Advent nicht: Die Villa Rosa (oben, Thorsten Endt), „Wein und Sein“(unten links, Helene Wiesehoff) und „Stufe 15“(Billie Salzeder) sorgen an den Wochenende­n für Winterspez­ialitäten zum Mit‰ nehmen.
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