Am Ammersee ist sie fast noch jeden Tag
Maria Marx kann heute auf ein hundertjähriges Leben in Utting zurückblicken
Utting Eigentlich hätte heute eine große Feier im Hause Marx in Utting steigen sollen, doch wegen der Corona-Pandemie muss der 100. Geburtstag von Maria Marx gezwungenermaßen kleiner ausfallen. „Wir setzen die Oma dann ans Fenster, da kann sie zumindest winken“, meint Enkel Niki Marx. Er wohnt genau wie sein Vater Stefan mit ihr in einem Haus und hat bei unserem Telefonat mit seiner Oma assistiert, die mit 100 Jahren zwar noch einen wachen Geist hat, aber nicht mehr ganz so gut hört.
Maria Marx ist eine geborene Uttingerin und erblickte am 2. Januar auf dem Loder-Hof neben der Pfarrkirche das Licht der Welt. Kindheit und Jugend der fünf Geschwister waren geprägt von der elterlichen Landwirtschaft. Freizeit gab es nur am Sonntagnachmittag, da ging es dann zum Bootfahren, Schwimmen oder Schlittschuhlaufen an den See oder ins Café am Bahnhof. Sonst war vieles, was heute normal erscheint, Luxus, beispielsweise das Fahrrad, das ihr Vater eigentlich für die Mutter gekauft hatte, auf dem aber dann alle Kinder der Schulstraße Fahrrad fahren gelernt haben. Lange blieb das Fahrrad auch Maria Marx’ einziges Fortbewegungsmittel,
den Führerschein hat sie erst nach dem Tod ihres Mannes in den 1980er-Jahren gemacht. Er konnte vorher als Kriegsversehrter das Auto steuerfrei nutzen.
Auch an ihr ist der Zweite Weltkrieg nicht spurlos vorübergegangen, einer ihrer Brüder ist gefallen und sie sagt über sich: „Von unserer Jugend haben wir nichts gehabt, man hat immer Obacht geben müssen.“Besonders ist ihr im Gedächtnis geblieben, wie sie sich bei der
Feldarbeit flach auf den Boden pressen musste, wenn die Luftwaffe im Anflug war. Dann aber habe ihre Generation „den größten Aufschwung erlebt“.
Und auch auf persönlicher Ebene hat sich damals einiges für die Jubilarin verändert: 1948 heiratete sie Nikolaus Marx, der aus einer traditionsreichen Fischer- und Bootsverleiherfamilie stammte, die damals auch noch eine kleine Landwirtschaft betrieb. Überall half sie im Betrieb mit, besonders bei der Verarbeitung
und dem Verkauf von Fischen. „Wir mussten die Fische alle mit der Hand aufschneiden und ausnehmen“, erinnert sie sich. Als dann unter ihren Söhnen die Segelboote hinzukamen, zahlte sich für die Instandhaltung der Segel ihre Nähausbildung aus, die sie als junges Mädchen über einige Winter im Dominikanerinnenkloster in Utting erhalten hatte. Selbst segeln kann sie übrigens nicht, denn sie hat „gar keine Zeit gehabt, segeln zu lernen“. Mitgefahren auf den Booten ist sie aber immer gerne, auch als Helferin beim Fischfang frühmorgens. Im Gespräch merkt man, Maria Marx, Utting und der Ammersee, das gehört einfach zusammen. Auch heute geht sie bei schönem Wetter noch jeden Tag ans nahe gelegene Ufer. Auf ihre ungebrochene Aktivität führt Niki Marx auch zurück, dass sie noch so fit ist. Erst seit einem Jahr wohnt eine Pflegerin mit im Haus.
Und die Familie gibt nach und nach im Haushalt das zurück, was die Jubilarin hier über Jahrzehnte hinweg für sie geleistet hat. Neben den drei Söhnen Klaus, Stefan und Günter hat sie vier Enkel sowie eine Enkelin und freut sich darauf, bald ein zweites Urenkelkind willkommen zu heißen.