Der Bart als Passion
Das Tragen eines Bartes ist in diesen Tagen ja so eine Sache. Der Lockdown macht es möglich, dass einen tage-, ja wochenlang kaum ein anderer Mensch zu Gesicht bekommt. So entwickelte sich die morgendliche Rasur von der Notwendigkeit zur Möglichkeit. Wer keine Lust auf nerviges Stutzen, Zupfen oder Glätten hat, lässt einfach sprießen. Sieht ja eh niemand – nur die Kollegen in der Videokonferenz wundern sich über die pixelige Bildqualität rund um die Kinnregion.
Dumm nur, dass sich allzu üppiges Barthaar nicht so recht mit dem Tragen von Corona-Masken vertragen will. So klagt der eine, dass die Maske Spuren im trendigen Vollbart hinterlasse. Der andere klagt über Sauerstoffmangel für die shampoonierte Mundfrisur und noch ein anderer bekommt die Maske erst gar nicht über die wuchernde Gesichtsmähne gestülpt.
Ein Luxusproblem, sagen Sie? Mag sein. Für viele Menschen in Oberammergau aber ein ziemlich großes. Denn hier zählt wallendes Haar (auf dem Kopf wie im Gesicht) seit Jahr und Tag zur Pflichtausstattung für eine Teilnahme an den Passionsspielen. Wer dort mitmachen will, darf ein Jahr lang nicht zu Schere und Rasiermesser greifen. In diesem Jahr aber haben die Verantwortlichen ein Einsehen. Aus Infektionsschutzgründen fällt der Haar- und Barterlass für die 2022 stattfindenden Passionsspiele weniger streng aus als sonst. So würden auch zwei Monate Vorlauf reichen, um einen „vorzeigbaren Bart“auf die Bühne zu bekommen. Wichtig sei nur: „Die FFP2-Maske sollte richtig sitzen.“