Fotostudios haben in der Pandemie zu kämpfen
Abgesagte Feiern und strenge Auflagen – Fotografen im Landkreis Landsberg durchleben schwere Zeiten. Zumindest sind Pass- und Bewerbungsfotos wieder möglich. Doch reicht das, um den Lockdown zu überbrücken?
Landsberg/Eching Sie haben Ihren Traumjob gefunden, wollen sich bewerben und Ihre Bewerbungsfotos sind gefühlt 100 Jahre alt? Bis vor einigen Wochen verhinderten die Corona-Auflagen einen Besuch im Fotostudio. Inzwischen hat die Handwerkskammer München erreichen können, dass zumindest Pass- und Bewerbungsbilder gemacht werden dürfen. Jedoch ist diese kleine Verdienstmöglichkeit für Fotostudios im Landkreis Landsberg nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Eigentlich ist das Fotostudio „enzer fotografie fotoni“am Vorderanger in Landsberg breit aufgestellt. Viola Baumgärtner und ihr Team – drei Festangestellte und eine Auszubildende – schießen Passbilder, Porträts sowie Bewerbungsfotos und fotografieren Paare oder Familien. Eine wichtige Einnahmequelle sind außerdem Hochzeiten; so gut wie alle Feierlichkeiten seien im vergangenen Jahr jedoch coronabedingt abgesagt worden, berichtet Viola Baumgärtner. Viele weitere Termine musste sie wegen der geltenden Abstands- und Haushalts-Beschränkungen selbst ablehnen.
Und dann kam auch noch der zweite harte Lockdown. Die derzeitige Situation macht ihr zu schaffen: „Wenn sich nicht bald etwas tut, werden wir die Krise wohl nicht überstehen“, fürchtet die in Kaufbeuren lebende Mutter zweier Kinder. Die finanziellen Schwierigkeiten seien groß – Viola Baumgärtner kann derzeit weder die Miete noch die Löhne stemmen und wartet auf das Kurzarbeitergeld. Auch durch die Tatsache, dass zumindest Passund Bewerbungsbilder wieder erlaubt sind, entspanne sich die Situation kaum. „Im Moment haben wir vielleicht einen Termin in der Woche.“Problematisch sei die Lage allerdings ausschließlich deshalb, weil staatliche Unterstützung nach wie vor auf sich warten lasse. „Wenn wir schon gezwungen sind zu schließen, dann müsste die logische Konsequenz doch die sein, dass auch sofort Hilfe geleistet wird.“Doch teilweise könnten Hilfsgelder noch nicht einmal beantragt werden.
dem Tod ihres Vaters Joris Vangierdegom vor rund einem Jahr entschloss sich Viola Baumgärtner, das zu jener Zeit insolvente Studio weiterzuführen. Die Fotografie ist ihre Leidenschaft. „Man kann seine Kreativität ausleben. Außerdem ist es einfach schön, die Freude der Menschen zu sehen, wenn sie nach dem Shooting ihre Bilder sehen“, sagt die 32-Jährige. Im Juni übernahm sie die Geschäftsführung des
– und war damals noch guter Dinge. „Die Regierung hatte versprochen, dass es keinen weiteren Lockdown geben wird.“„enzer fotografie fotoni“ist nicht Viola Baumgärtners einziges Geschäft. Vor gut fünf Jahren eröffnete sie den „omaMa-Shop“in Marktoberdorf im Landkreis Ostallgäu, der personalisierte Geschenke zu Anlässen wie Taufen, Geburtstagsfeiern oder Babypartys anfertigt. Als sie das FoNach tostudio übernahm, legte sie beide Unternehmen zusammen. Im Nachhinein betrachtet sei dies ein Fehler gewesen: „Beide Geschäfte werden nun miteinander runtergezogen“, sagt Viola Baumgärtner, die davon überzeugt ist, dass es „nur besser wird, wenn wir unser Studio möglichst bald wieder normal öffnen dürfen oder endlich die Hilfsgelder fließen.“
Auch Anja Ehgartner, die das FoFotostudios tostudio Ammersee in Eching betreibt, hat aufgrund der CoronaKrise zu kämpfen. „Es läuft, aber spärlich. Man kann nicht davon leben“, sagt sie. Derzeit profitiert sie davon, dass sie mit ihrer Arbeit nicht nur auf das Studio beschränkt ist. Ihre Spezialität sind Fotografien von Haus- und Nutztieren. Einige Halter hätten in den vergangenen Wochen die besonderen Stimmungen genutzt, die durch verschneite Landschaften entstehen, um beispielsweise ihre Hunde und Pferde ablichten zu lassen. Fotografieren im Freien ist erlaubt.
Ehgartner kommt aber auch ins Haus, das Fotoshooting in einem Hausstand ist ebenfalls möglich. So entstehen „Homestories“, Fotostrecken, die Familien mit und ohne Haustiere, frisch Verliebte oder lang Vermählte ganz natürlich in ihren eigenen vier Wänden zeigen. Hochzeiten, Taufen, Kommunionen und Konfirmationen fielen seit der Corona-Krise
Im Moment vielleicht ein Termin pro Woche
Seit dem ersten Lockdown ein zweites Standbein
zumeist aus und brachten den Fotografen somit auch kein Einkommen. Schon nach dem ersten Lockdown, den Ehgartner mithilfe staatlicher Hilfen finanziell überstand, schuf sie sich ein zweites Standbein, was sich jetzt während des erneuten Lockdowns bewährt: die digitale Bildbearbeitung.
So ist sie nicht nur auf Einnahmen durch das Fotostudio angewiesen. Stets gut verkaufen sich auch ihre humorvoll fotografierten Dackelund Meerschweinchen-Kalender. Beide erscheinen bereits zum dritten Mal. „Typisch Dackel“heißt der diesjährige Dackelkalender, für den auch der Rauhaardackel Tiberius Brutus der 54-Jährigen Modell stand, und der in drei verschiedenen Größen erhältlich ist.
„In der Corona-Krise fokussiert sich jeder auf seinen kleinen Mikrokosmos, und es geht nur noch ums Überleben“, sagt Ehgartner. Die Tierfreundin, die Mitglied beim Verein „Freundeskreis Notfellchen“ist und selbst zwei Hunde besitzt, hat sich deshalb zu der Spendenaktion „Von Hund zu Hund“entschlossen. Sie fotografiert Hunde für einen „Spendenkalender“fürs kommende Jahr. Der Erlös geht an ein von Tierschützern betreutes „Public Shelter“in Rumänien.