Landsberger Tagblatt

Rückhalteb­ecken an der Singold wird gebaut

Bei Holzhausen entsteht ein großes Rückhalteb­ecken. Davon profitiere­n Anlieger in zwei Nachbarlan­dkreisen. Warum Iglings Bürgermeis­ter Günter Först das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth kritisiert

- VON THOMAS WUNDER, MAXIMILIAN CZYSZ UND CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Holzhausen Seit fast 20 Jahren laufen die Planungen und Diskussion­en zum Rückhalteb­ecken an der Singold bei Holzhausen, das mehrere Gemeinden vor Überschwem­mungen bei Hochwasser schützen soll. Nun haben die ersten Arbeiten begonnen. Iglings Bürgermeis­ter Günter Först hat kürzlich ein Schreiben ans zuständige Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth geschickt und übt darin Kritik.

„Wir haben einen Vertrag mit dem Wasserwirt­schaftsamt. Darin ist unter anderem festgelegt, dass die Behörde uns vorab Informatio­nen zukommen lassen muss, beispielsw­eise dazu, wie viele LkwFahrten erfolgen und wann. Bei uns sind bislang aber fast keine Informatio­nen angekommen.“Zugesagt worden sei zudem unter anderem, dass mögliche Schäden an Straßen und Häusern dokumentie­rt werden, so Först. Die Arbeiten haben kürzlich begonnen. Es handelt sich dabei

1200 Anlieger profitiere­n von dem Projekt

um vorbereite­nde Maßnahmen. Dafür wird der Bereich der zukünftige­n Bauwerke gerodet, teilt das zuständige Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth mit. Die Arbeiten der Flussmeist­erstelle Augsburg dauern voraussich­tlich bis Ende Februar. Für die gerodeten Bäume gibt es einen Ausgleich, informiert die Behörde. Entlang der Singold und am Standort des neuen Betriebspe­gels werden neue Bäume gepflanzt.

Das Becken auf Holzhauser Flur, nahe der Rollmühle, gilt als essenziell­er Baustein für den Hochwasser­schutz der Singold-Anliegerge­meinden Lamerdinge­n, Langerring­en, Schwabmünc­hen, Großaiting­en, Wehringen und Bobingen. Insgesamt soll das Rückhalteb­ecken Holzhausen nach der Fertigstel­lung mehr als 1200 Einwohner vor einem 100-jährlichen Hochwasser­ereignis der Singold schützen. Das Pfingsthoc­hwasser im Jahr 1999 hatte in einigen der Gemeinden hohe Schäden angerichte­t.

Das Hochwasser­rückhalteb­ecken Holzhausen soll ein Stauvolume­n von etwa 800000 Kubikmeter­n haben – das entspricht etwa der Größe von 320 olympische­n Schwimmbec­ken. Es besteht aus einem Rückhalted­amm mit einem Drosselbau­werk in der Singold mit einem Betriebsau­slass und einer Hochwasser­entlastung. Der Lauf der Singold wird an dieser Stelle verlegt. Parallel zum Bahnlinien­damm wird ein Absperrdam­m aufgeschüt­tet. Entlang des Iglinger Wegs schließt der 370 Meter lange Rücklaufda­mm nahtlos an den Absperrdam­m an. Der Baubeginn ist für den Sommer 2021 vorgesehen. Die Gesamtbauz­eit beträgt laut zuständige­r Behörde rund zwei Jahre.

In Igling gab es viele Jahre Widerstand gegen das Vorhaben. Der frühere Holzhauser Gemeindera­t Matthias Magg begründete dies im Jahr 2018 – in dem auch eine Einigung mit dem Freistaat erzielt wur

– gegenüber dem LT so: „Wir sind gegen diesen großen Ausbau, so weit entfernt von den zu schützende­n Objekten.“In Igling und Holzhausen sei man der Meinung, ein kleineres Becken vor Ort und weitere Maßnahmen in den betroffene­n Gemeinden würden ausreichen.

Zudem ärgerten sich die Grundstück­sbesitzer darüber, dass in den Unterliege­rgemeinden Baugebiete in unmittelba­rer Nähe der Singold ausgewiese­n worden waren, die dann beim Pfingsthoc­hwasser 1999 überschwem­mt wurden. Mehrere kleinere Becken und andere Schutzmaßn­ahmen würden einen größeren Eingriff bedeuten, mehr Flächen verbrauche­n und mehr Ausgaben für Bau und Unterhalt verursache­n, argumentie­rte das Wasserwirt­schaftsamt damals.

Erste Planungen gab es bereits im

Jahr 2002. Da wurde eine Machbarkei­tsstudie erstellt, die sich auch damit befasste, welche Lösungen beim Hochwasser­schutz sinnvoll seien. Fünf Jahre später war die Entwurfspl­anung fertig. Im selben Jahr wurden das sogenannte Planfestst­ellungsver­fahren beim Landratsam­t Landsberg beantragt. Gegen den Planfestst­ellungsbes­chluss klagten im Jahr 2010 sowohl Grundstück­seigentüme­r als auch die Gemeinde Igling selbst.

Mit Erfolg, denn das Verwaltung­sgericht erklärte den Planfestst­ellungsbes­chluss für rechtswidr­ig. Das Gericht urteilte aber auch, dass die im Urteil genannten Verfahrens­mängel durch Nachbesser­ungen behoben werden könnten. Gemeinde und Privatkläg­er beantragte­n deswegen die Zulassung zur zweiten Instanz, dem Bayerische­n Verwalde tungsgeric­htshof. Dieser lehnte den Antrag aber ab, auch weil das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth zwischenze­itlich neue Untersuchu­ngen vorgelegt hatte. Im Jahr 2018 wurde nach einer vorangegan­genen Einigung des Freistaats Bayern mit den Klägern der Planfestst­ellungsbes­chluss rechtskräf­tig.

Rund acht Millionen Euro sind für das Projekt zum Hochwasser­schutz veranschla­gt. Von den Kosten trägt der Freistaat die Hälfte. Den Rest bringen die Anliegerge­meinden auf. Ihr Anteil richtet sich nach dem Umfang des Nutzens. Der ist am Oberlauf naturgemäß größer als weiter flussabwär­ts. In dem Kostenante­il wird der Umfang der bebauten Bereiche in dem künftig geschützte­n Gebiet und die Zahl der dort lebenden Menschen berücksich­tigt. »Kommentar Seite 27

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Die Singold ist normalerwe­ise ein kleiner beschaulic­her Fluss. Bei Hochwasser kann es aber in anliegende­n Gemeinden in den Landkreise­n Ostallgäu und Augsburg zu Über‰ schwemmung­en kommen. Deswegen wird jetzt bei Holzhausen ein großes Rückhalteb­ecken gebaut. Vorbereite­nde Arbeiten haben bereits begonnen.
Foto: Thorsten Jordan Die Singold ist normalerwe­ise ein kleiner beschaulic­her Fluss. Bei Hochwasser kann es aber in anliegende­n Gemeinden in den Landkreise­n Ostallgäu und Augsburg zu Über‰ schwemmung­en kommen. Deswegen wird jetzt bei Holzhausen ein großes Rückhalteb­ecken gebaut. Vorbereite­nde Arbeiten haben bereits begonnen.

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