Rückhaltebecken an der Singold wird gebaut
Bei Holzhausen entsteht ein großes Rückhaltebecken. Davon profitieren Anlieger in zwei Nachbarlandkreisen. Warum Iglings Bürgermeister Günter Först das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth kritisiert
Holzhausen Seit fast 20 Jahren laufen die Planungen und Diskussionen zum Rückhaltebecken an der Singold bei Holzhausen, das mehrere Gemeinden vor Überschwemmungen bei Hochwasser schützen soll. Nun haben die ersten Arbeiten begonnen. Iglings Bürgermeister Günter Först hat kürzlich ein Schreiben ans zuständige Wasserwirtschaftsamt Donauwörth geschickt und übt darin Kritik.
„Wir haben einen Vertrag mit dem Wasserwirtschaftsamt. Darin ist unter anderem festgelegt, dass die Behörde uns vorab Informationen zukommen lassen muss, beispielsweise dazu, wie viele LkwFahrten erfolgen und wann. Bei uns sind bislang aber fast keine Informationen angekommen.“Zugesagt worden sei zudem unter anderem, dass mögliche Schäden an Straßen und Häusern dokumentiert werden, so Först. Die Arbeiten haben kürzlich begonnen. Es handelt sich dabei
1200 Anlieger profitieren von dem Projekt
um vorbereitende Maßnahmen. Dafür wird der Bereich der zukünftigen Bauwerke gerodet, teilt das zuständige Wasserwirtschaftsamt Donauwörth mit. Die Arbeiten der Flussmeisterstelle Augsburg dauern voraussichtlich bis Ende Februar. Für die gerodeten Bäume gibt es einen Ausgleich, informiert die Behörde. Entlang der Singold und am Standort des neuen Betriebspegels werden neue Bäume gepflanzt.
Das Becken auf Holzhauser Flur, nahe der Rollmühle, gilt als essenzieller Baustein für den Hochwasserschutz der Singold-Anliegergemeinden Lamerdingen, Langerringen, Schwabmünchen, Großaitingen, Wehringen und Bobingen. Insgesamt soll das Rückhaltebecken Holzhausen nach der Fertigstellung mehr als 1200 Einwohner vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis der Singold schützen. Das Pfingsthochwasser im Jahr 1999 hatte in einigen der Gemeinden hohe Schäden angerichtet.
Das Hochwasserrückhaltebecken Holzhausen soll ein Stauvolumen von etwa 800000 Kubikmetern haben – das entspricht etwa der Größe von 320 olympischen Schwimmbecken. Es besteht aus einem Rückhaltedamm mit einem Drosselbauwerk in der Singold mit einem Betriebsauslass und einer Hochwasserentlastung. Der Lauf der Singold wird an dieser Stelle verlegt. Parallel zum Bahnliniendamm wird ein Absperrdamm aufgeschüttet. Entlang des Iglinger Wegs schließt der 370 Meter lange Rücklaufdamm nahtlos an den Absperrdamm an. Der Baubeginn ist für den Sommer 2021 vorgesehen. Die Gesamtbauzeit beträgt laut zuständiger Behörde rund zwei Jahre.
In Igling gab es viele Jahre Widerstand gegen das Vorhaben. Der frühere Holzhauser Gemeinderat Matthias Magg begründete dies im Jahr 2018 – in dem auch eine Einigung mit dem Freistaat erzielt wur
– gegenüber dem LT so: „Wir sind gegen diesen großen Ausbau, so weit entfernt von den zu schützenden Objekten.“In Igling und Holzhausen sei man der Meinung, ein kleineres Becken vor Ort und weitere Maßnahmen in den betroffenen Gemeinden würden ausreichen.
Zudem ärgerten sich die Grundstücksbesitzer darüber, dass in den Unterliegergemeinden Baugebiete in unmittelbarer Nähe der Singold ausgewiesen worden waren, die dann beim Pfingsthochwasser 1999 überschwemmt wurden. Mehrere kleinere Becken und andere Schutzmaßnahmen würden einen größeren Eingriff bedeuten, mehr Flächen verbrauchen und mehr Ausgaben für Bau und Unterhalt verursachen, argumentierte das Wasserwirtschaftsamt damals.
Erste Planungen gab es bereits im
Jahr 2002. Da wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt, die sich auch damit befasste, welche Lösungen beim Hochwasserschutz sinnvoll seien. Fünf Jahre später war die Entwurfsplanung fertig. Im selben Jahr wurden das sogenannte Planfeststellungsverfahren beim Landratsamt Landsberg beantragt. Gegen den Planfeststellungsbeschluss klagten im Jahr 2010 sowohl Grundstückseigentümer als auch die Gemeinde Igling selbst.
Mit Erfolg, denn das Verwaltungsgericht erklärte den Planfeststellungsbeschluss für rechtswidrig. Das Gericht urteilte aber auch, dass die im Urteil genannten Verfahrensmängel durch Nachbesserungen behoben werden könnten. Gemeinde und Privatkläger beantragten deswegen die Zulassung zur zweiten Instanz, dem Bayerischen Verwalde tungsgerichtshof. Dieser lehnte den Antrag aber ab, auch weil das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth zwischenzeitlich neue Untersuchungen vorgelegt hatte. Im Jahr 2018 wurde nach einer vorangegangenen Einigung des Freistaats Bayern mit den Klägern der Planfeststellungsbeschluss rechtskräftig.
Rund acht Millionen Euro sind für das Projekt zum Hochwasserschutz veranschlagt. Von den Kosten trägt der Freistaat die Hälfte. Den Rest bringen die Anliegergemeinden auf. Ihr Anteil richtet sich nach dem Umfang des Nutzens. Der ist am Oberlauf naturgemäß größer als weiter flussabwärts. In dem Kostenanteil wird der Umfang der bebauten Bereiche in dem künftig geschützten Gebiet und die Zahl der dort lebenden Menschen berücksichtigt. »Kommentar Seite 27