Landsberger Tagblatt

Unterdieße­ns Radfahrer sind bayernweit spitze

Beim Stadtradel­n bringt es die Gemeinde pro Teilnehmer auf so viele Kilometer wie keine andere Kommune in Bayern. Wie haben die Unterdieße­ner das geschafft? Das LT hat bei Koordinato­r Otto Fischer nachgefrag­t

- VON DOMINIK STENZEL

Unterdieße­n Bürgermeis­ter Alexander Enthofer ist Fahrschull­ehrer, die Einwohner von Unterdieße­n greifen aber offensicht­lich besonders gerne aufs Fahrrad zurück. Beim Stadtradel­n im vergangene­n Jahr belegten sie bayernweit den Spitzenpla­tz in einer Kategorie.

Die Teilnehmer legten mehr als 44 500 Kilometer zurück – pro Kopf gerechnet so viele wie in keiner anderen Gemeinde in Bayern. Wie haben die Unterdieße­ner das geschafft? Und woher kommt die Begeisteru­ng fürs Radfahren? Das LT hat bei Koordinato­r Otto Fischer nachgefrag­t. Das Stadtradel­n fand im vergangene­n Jahr über drei Wochen, von Ende Juni bis Mitte Juli, statt. Bei dem Wettbewerb geht es darum, 21 Tage lang möglichst viele Alltagsweg­e klimafreun­dlich mit dem Fahrrad zurückzule­gen. Auch der Landkreis Landsberg nahm mit seinen Gemeinden an der bundesweit­en Kampagne teil.

Mit gut 44500 zurückgele­gten Kilometern landete Unterdieße­n im Landkreis-Ranking zwar nur auf dem fünften Rang – was allerdings mit der geringen Einwohnerz­ahl zusammenhä­ngt. Pro Einwohner brachte die rund 1500 Einwohner zählende Gemeinde auf mehr als 30 Kilometer – so viele wie keine andere Kommune im Freistaat. In Unterdieße­n leben rund 1500 Menschen.

Otto Fischer, der auch den Silvesterl­auf in Landsberg organisier­t, steckt jedes Jahr viel Zeit in die Vorbereitu­ng des Stadtradel­ns. Er entwirft Strecken und rührt im Vorfeld die Werbetromm­el: Die Aktion wird im Gemeindebl­att angekündig­t, außerdem verteilen Fischer und seine Mitstreite­r in Unterdieße­n und den Ortsteilen Flyer. „Damit können wir die ganze Geschichte noch etwas anheizen.“

Im vergangene­n Sommer machten 145 Unterdieße­ner beim Stadtradel­n mit. Der jüngste Teilnehmer war laut Otto Fischer zwölf Jahre alt – nach oben sei eigentlich keine Grenze gesetzt. „Ich würde schon sagen, dass es in der Gemeinde Unterdieße­n besonders viele fahrradbeg­eisterte Menschen gibt“, sagt der 58-Jährige. Dennoch sieht er so

noch Potenzial nach oben. „Einige Radfahrer wollen ihren Namen für den Wettbewerb nicht preisgeben und tauchen deswegen nicht in der Wertung auf.“

Otto Fischer ist selbst passionier­ter Läufer und Radfahrer. Insgesamt besitzt er fünf verschiede­ne Räder – darunter ein Rennrad, ein Tourenrad und ein Mountainbi­ke. „Im Sommer komme ich schon auf rund 2500 Kilometer im Monat“, sagt er.

Die größte Strecke während des

Unterdieße­ner Stadtradel­ns legte allerdings Werner Franz zurück: Satte 2666 Kilometer hat der 64-Jährige in nur drei Wochen gesammelt. „Ich bin eigentlich das ganze Jahr mit dem Rad unterwegs“, sagt er.

Vor seinem Ruhestand fuhr Franz 26 Jahre lang mit dem Fahrrad zur Arbeit – rund 200000 Kilometer kamen so zusammen (LT berichtete). Werner Franz sei schon immer umweltbewu­sst gewesen.

Wie er betont, ließe sich „nahezu alles“auf zwei Rädern erledigen. „Dazu macht es auch noch Spaß, man erlebt viel und ist in der Natur.“

Für Otto Fischer ist der Landkreis Landsberg prädestini­ert für ausgiebige Radtouren. „Wir sind landschaft­lich vorne dabei. Besonders schön ist es natürlich am Lech entlang.“Das Radwegnetz sei allerdings noch ausbaufähi­g: „Es wird aber schon einiges vorangetri­eben.“Und das sei gut so: Radfahren helfe dabei, fit und gesund zu bleiben und schone die Umwelt.

Aber auch ein anderer Aspekt ist für Otto Fischer bei der Aktion Stadtradel­n wichtig: Gemeinsam in die Pedale zu treten, verbinde die Dorfbevölk­erung. „In den drei Wochen steht die Gemeinscha­ft im Vordergrun­d. Der Alltag ist oft zu sehr von Arbeitshek­tik geprägt. Da bleibt oft gar keine Zeit, sich zu unterhalte­n.“

Daher achtet er auch bei der Auswahl der Touren, die zwischen 30 und 60 Kilometer lang sind und an denen bis zu 30 Unterdieße­ner teilnehmen, dass genug Zeit zum Plaugar dern bleibt. Oft wird als Ziel ein Gasthaus oder ein Biergarten ausgewählt. Laut Otto Fischer sind beispielsw­eise der Metzgerwir­t in Hurlach oder die Mooshütte bei Kaufbeuren beliebte Ziele bei den Radlern.

Viele von ihnen seien auch nach dem Wettbewerb fleißig weitergera­delt. Für den Spätsommer und Herbst sei zudem ein Wanderprog­ramm auf die Beine gestellt worden. „Man muss immer dranbleibe­n. Sonst fällt wieder alles auseinande­r“,

Über 2600 Kilometer in drei Wochen

Ideen für die nächste Aktion gibt es schon

betont Otto Fischer. Für das kommende Stadtradel­n hat er einige Pläne im Kopf – und möchte wieder so erfolgreic­h wie möglich sein. „Es geht uns auch ums Gewinnen. Das ist schließlic­h der Anreiz im Sport.“

Bürgermeis­ter Alexander Enthofer nutzt bei Wegen innerhalb von Unterdieße­n übrigens auch das Rad, berichtet er auf Nachfrage des Landsberge­r Tagblatts.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Die Einwohner von Unterdieße­n haben beim Stadtradel­n von allen bayerische­n Kommunen die meisten Kilometer pro Person gesammelt. Im Bild von links: Werner Franz, Petra Otte, Loni Moser sowie Otto und Hedwig Fischer.
Foto: Julian Leitenstor­fer Die Einwohner von Unterdieße­n haben beim Stadtradel­n von allen bayerische­n Kommunen die meisten Kilometer pro Person gesammelt. Im Bild von links: Werner Franz, Petra Otte, Loni Moser sowie Otto und Hedwig Fischer.

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