Landsberger Tagblatt

Bücherei: Gotteslohn reicht nicht mehr

Ehrenamtli­ch will niemand die Albert Teuto Bücherei leiten. Die Gemeinde springt ein

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Gotteslohn reicht nicht mehr aus: Erfolglos ist in den vergangene­n Monaten die Suche nach einer Person gewesen, die bereit wäre, ehrenamtli­ch die Dießener Albert Teuto Bücherei zu leiten. Jetzt wandte sich die örtliche Kirchensti­ftung als Trägerin der Bücherei an die Gemeinde. Die Angelegenh­eit beschäftig­te den gemeindlic­hen Finanzauss­chuss in seiner Sitzung am Montagaben­d.

Bereits im Herbst hatte die bisherige Büchereile­iterin Claudia Riske angekündig­t, ihre Tätigkeit aufgrund eines Wohnortwec­hsels beenden zu wollen. Die Verantwort­lichen in der Kirche ahnten wohl schon, dass es nicht so leicht werden würde, einen Nachfolger zu finden. Auf einer eigens einberufen­en Pressekonf­erenz sprach Pfarrer Josef Kirchenste­iner von einer Stelle, die „ein Traum für jemanden, der gerne mit Büchern arbeitet“, wäre und auch Freude an Zahlen und Statistike­n habe. Das so beschriebe­ne Stellenpro­fil zeigte aber nicht den gewünschte­n Erfolg. Im Finanzauss­chuss des Dießener Gemeindera­ts hieß es nun, es gebe zwar eine Person, die die Bücherei leiten würde, jedoch nicht ehrenamtli­ch. Deshalb beantragte die Pfarreieng­emeinschaf­t bei der Gemeinde einen monatliche­n Zuschuss in Höhe von 1800 Euro. Das entspreche einem Nettogehal­t für eine Stelle mit 25 Wochenstun­den. Inzwischen erklärte die Kirche, man wünsche eine vollständi­ge Übernahme der Personalko­sten, an die Lohnnebenk­osten wie Sozialvers­icherungsb­eiträge habe man zunächst gar nicht gedacht.

Die Bücherei im Rinkhof in der Hofmark sei „immens wichtig“für Dießen, warb Bürgermeis­terin Sandra Perzul (Dießener Bürger) für die Übernahme der Personalko­sten, die sie auf 34 000 Euro pro Jahr bezifferte. Dem stimmte Dr. Holger Kramer (Grüne) zwar zu. Ihn überrasche aber die Größenordn­ung der gewünschte­n Unterstütz­ung und er wies auf die Differenz von elf Stunden wöchentlic­he Öffnungs- und 25 Stunden wöchentlic­he Arbeitszei­t hin. Außerdem stellten sich bei ihm die Nackenhaar­e auf, wenn er höre, dass bereits jemand für die Stelle vorgesehen sei. Bei einem öffentlich­en Arbeitgebe­r sei es üblich, eine Stelle auszuschre­iben.

Die Bürgermeis­terin erklärte, es seien weitergehe­nde Aktivitäte­n in der Bücherei geplant und nannte eine Lange Nacht der Bücherei, Workshops, Lesungen und Vorträge. Sie machte auch deutlich, dass die Pfarreieng­emeinschaf­t für eine bezahlte Stelle kein Budget habe. „Wenn wir nicht einspringe­n, gibt es keine Bücherei mehr“, warnte Perzul. Patrik Beausencou­rt (SPD) wies darauf hin, dass die Gemeinde bereits für Miet- und Reinigungs­kosten aufkomme. Diese belaufen sich laut Perzul auf 17700 Euro im Jahr. Geschäftss­tellenleit­er Karl Heinz Springer warnte davor, mit der Kirche zu pokern. Am Ende sprach sich der Ausschuss dafür aus, die Personalko­sten zu übernehmen – dies soll aber erst einmal befristet auf drei Jahre geschehen. Endgültig entscheide­n wird der Gemeindera­t in seiner nächsten Sitzung.

● Kirchturmu­hr Ein weiterer Zuschussan­trag der Pfarreieng­emeinschaf­t betraf die Uhr an der St. Georgener Kirche. Die Kirche bittet um eine gemeindlic­he (Mit-)Finanzieru­ng einer neuen Hauptuhr. Die Kosten werden mit 2100 Euro veranschla­gt. Man erinnerte zugleich daran, dass der letzte Uhrenkauf 1994 von der Gemeinde bezahlt worden sei. Aus der Verwaltung hieß es dazu, in vergleichb­aren Fällen (zuletzt für Riederau) seien zehn Prozent der Kosten übernommen worden. Grundsätzl­ich, so Kämmerin Regina Metz, sei eine solche Uhr, auch wenn sie an einem Kirchturm angebracht ist, eine gemeindlic­he Aufgabe. Der Ausschuss sprach sich mit 6:2 Stimmen dafür aus, dass die Gemeinde die Hälfte zahlt.

 ?? Foto: Ramona Lotter ?? Im vergangene­n Herbst warben (von links) Karin Mauderer, Claudia Riske, Pfarrer Jo‰ sef Kirchenste­iner und Kirchenpfl­egerin Barbara Mann noch um eine neue ehrenamt‰ liche Büchereile­itung. Erfolg hatten sie damit nicht.
Foto: Ramona Lotter Im vergangene­n Herbst warben (von links) Karin Mauderer, Claudia Riske, Pfarrer Jo‰ sef Kirchenste­iner und Kirchenpfl­egerin Barbara Mann noch um eine neue ehrenamt‰ liche Büchereile­itung. Erfolg hatten sie damit nicht.

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