Über die Rolle rückwärts
Immerhin das bleibt den Schulkindern derzeit erspart: von altem Schweiß gehärtete Weichbodenmatten, die einzig dazu dienen, erniedrigende Übungen vor den gestrengen Augen eines verhinderten Generals auszuführen. Sollen sie lieber vor dem Computer mit dem Handy daddeln und sich im Klassenchat über die unsägliche Frisur der Geschichts-Referendarin auslassen. Alles ist besser, als sich vor seinen Freunden peinigen zu lassen. Einfachstes, weil wirkungsvollstes Folterinstrument des ballonseidegewandeten Lehrkörpers: die Rolle rückwärts. In Vollendung nur auszuführen von all denen, die in ihrer Freizeit nicht Fuß- oder Handbällen hinterherjagen. Richtige Sportler also. Rolle rückwärts. Welch ein Unsinn doch schon die Rolle vorwärts ist.
Wozu denn bitte sich auf den Boden werfen und sich um die eigene Achse drehen? Mögen Kunstturner elegant unsinnigen Bahnen in den Lüften folgen – der gemeine Pubertierende läuft nur Gefahr, Schulinterieur dem Investitionsplan zuzuführen.
Besonders erstaunlich aber ist es, dass sich immer jene an einer Rolle rückwärts versuchen, die von niemandem dazu gezwungen werden. Erwachsene Menschen, denen aufgrund ihres Phänotyps nicht dazu geraten werden kann, sich zu Boden zu werfen. Womöglich neigen sie auch daher eher zu übertragenen Turnübungen.
Letztes Beispiel:
Armin Laschet. Gegen Schließungen, für Öffnungen, gegen Öffnungen. Wie es beliebt. Der CDUVorsitzende hat es so schon zu aneinandergereihten Rückwärtsrollen gebracht. Kompliment!
Da mag der Sport freilich nicht nachstehen, geht es doch um sein ureigenes Feld. Mit Marco Rose haben die Fußballer einen prominenten Vertreter ins Rennen geschickt. Der Trainer ließ sich von Gladbachern aus seinem Salzburger Vertrag kaufen, um Großes bei der Borussia zu errichten. Keine zwei Jahre hielt die ewige Liebe, ehe er sich nun ab dem Sommer der schwarz-gelben Borussia anschließt – die ihn nun wiederum aus seinem Gladbacher Kontrakt durch Zahlung etlicher Millionen entbindet.
Wer es in der Rolle rückwärts zu formvollendeter Grazie gebracht hat, kann sich dann an eine ebenfalls nur widerwillige Turnübung wagen. Er scheint bereit dazu, die nächste koordinativ schwierige Aufgabe zu bewältigen: den Hampelmann.