„Boarisch, ökologisch, guad“
Das Quintett Wolfsbluad aus Windach gründet sich kurz vor Beginn der Corona-Pandemie im Februar 2020. Wenn alles gut geht, soll im Sommer das Debütalbum der Band erscheinen
Windach Es ist nicht einfach für Musiker in Corona-Zeiten, sich öffentlichkeitswirksam Gehör zu verschaffen. Schon gar nicht, wenn man am Beginn seiner Karriere steht. Andererseits: Wenn man genügend Eigeninitiative und Fantasie ins Spiel bringt, hat man durchaus die Chance, wahrgenommen zu werden. Das Quintett Wolfsbluad aus Windach verfügt über diese Eigenschaften. Vielleicht auch deshalb, weil keines der Bandmitglieder finanziell von der Musik abhängig ist. Jeder Mitstreiter geht – sehr unterschiedlichen – „zivilen“Berufen nach.
Was die Bandmitglieder verbindet, ist die Leidenschaft für selbst komponierte, handgemachte Melodien, man die Texte gerne und bewusst auf Bayerisch intoniert. Auch gerne mit einer klaren Botschaft an die Welt.
Doch der Reihe nach erzählt: Wolfsbluad haben im vergangenen Dezember ihre erste Single „’s is so staad“veröffentlicht. „Darin geht es um Künstler im Lockdown“, erklärt Sänger, Texter und Gitarrist Thomas Einkammerer im Wohnzimmer-Gespräch, bei genügend Abstand zum Verfasser dieser Zeilen. Das Fenster ist weit geöffnet, die Maske wird nur abgenommen, wenn man sich einen Schluck Tee genehmigt.
„Die Gruppe wurde im Februar 2020 ins Leben gerufen“, fährt Einkammerer fort. „Unmittelbar nach der Gründung schlug Corona ein. Das hat unser aller Einstellung zum Dasein per se verändert. Und deshalb auch meine Perspektive, wie ich an meinen nächsten Text herangegangen bin.“So entstand „’s is so staad“. „Darin gehe es um die Stille, die für Kulturschaffende und ihr Publikum herrscht, seit es keine
Livekonzerte mehr gebe“, erklärt der Schlaks seufzend.
Kurz nach Veröffentlichung gab es einen ersten Online-TV-Auftritt in einer Benefiz-Sendung für „Künstler im Lockdown“. Die nächste Single „Was machst du dann?“besaß noch größere inhaltliche wie öffentlichkeitswirksame Ambitionen. „Es geht darin um die Folgen des Klimawandels für die Menschheit“, äußert sich Einkammerer darüber. „Ein extrem wichtiges Thema, das aber wegen der Pandemie leider ziemlich ins Hintertreffen geraten ist.“Der Fünfer aus Windach bot den Song den Organisationen „Greenpeace“und „Fridays For Future“an. Beide waren sofort zu einer Kooperation bereit. „Wir nehmen dazu aktuell eine englische Version für den internationalen Einsatz auf. Wobei dieses Stück eher für meine Generation gedacht ist. Es ist ein Appell, dass wir den Jungen keinen Natur-Scherbenhaufen hinterlassen dürfen.“
Einkammerer und seine Recken – vier Männer und die Cellistin Anne Braatz – sind zwischen 40 und 59 Jahre alt, der Frontmann hat zwei Söhne Anfang 20. „Meine Buben lasen sich erstmal die Texte durch, denn musikalisch ist das nicht so ihre Sache. Wir bewegen uns recht altmodisch irgendwo zwischen Werner Schmidbauer, STS oder Haindling. Doch gerade bei unserem Umweltlied habe ich bei den Burschen etwas bewegt. Ich hatte Angst, dass ich mich mit meiner Anklage lächerlich machen würde.
Doch das wurde mir rasch ausgeredet.“Thomas Einkammerer sowie Keyboarder Roberto Pillmaier und Bassist Siegmar Beier spielten bereits ab Ende der 70er in einer Schüler-Cover-Band, die schließlich zur Neue-Deutsche-Welle-Band namens Nanu führte. „Wir haben zwei Alben veröffentlicht, zwei Singles waren in den Top 75 der Hitparade“, berichtet der Frontmann. „Einige Male waren wir auf Tournee, hatten sogar ein paar Storys in der Bravo. Eine geile Zeit!“
Nanu lief bis Anfang der 90er, danach brach die Sache auseinander, „ohne dass wir drei uns je aus den Augen verloren hätten“, erzählt der Familienvater. „Aber wir standen im Berufsleben, Musik war nur noch ein Hobby. Doch Anfang letzten Jahres hatte ich ein paar Ideen für neue Stücke zusammen, die ich unbedingt realisiert sehen wollte. Also haute ich meine Alt-Spezis deshalb an. Die waren sofort Feuer und Flamme. Jetzt brauchten wir noch einen Schlagzeuger. Matthias Gruber fanden wir über einen gemeinsamen
„Es geht um die Stille, die uns umgibt.“
Jetzt hoffen die Musiker auf Liveauftritte im Herbst
Kontakt an der Münchner Musikschule. Er ist mit 40 unser Küken“, lacht Einkammerer. „An unsere Cellistin Anne erinnerte ich mich aus früheren Zeiten. Der Klang ihres Instruments verleiht den Songs eine besondere, etwas melancholische Note.“Dieser Tage erscheinen die beiden nächsten Wolfsbluad-Singles „Diaf im Süden“sowie „Weißer Adler“. Wenn alles gut läuft, „kommt im Sommer unser Debütalbum raus“, schwärmt Thomas Einkammerer. „Wir sind heftig am Arbeiten, wenn wir uns auch übers Internet austauschen müssen. Das Ding wird „Liedabuch“heißen, zehn bis zwölf Lieder gibt es darauf zu hören. Und dann hoffen wir mal alle, dass wir diese Teile spätestens im Herbst auch live präsentieren dürfen.“