Landsberger Tagblatt

„Boarisch, ökologisch, guad“

Das Quintett Wolfsbluad aus Windach gründet sich kurz vor Beginn der Corona-Pandemie im Februar 2020. Wenn alles gut geht, soll im Sommer das Debütalbum der Band erscheinen

- VON MICHAEL FUCHS‰GAMBÖCK

Windach Es ist nicht einfach für Musiker in Corona-Zeiten, sich öffentlich­keitswirks­am Gehör zu verschaffe­n. Schon gar nicht, wenn man am Beginn seiner Karriere steht. Anderersei­ts: Wenn man genügend Eigeniniti­ative und Fantasie ins Spiel bringt, hat man durchaus die Chance, wahrgenomm­en zu werden. Das Quintett Wolfsbluad aus Windach verfügt über diese Eigenschaf­ten. Vielleicht auch deshalb, weil keines der Bandmitgli­eder finanziell von der Musik abhängig ist. Jeder Mitstreite­r geht – sehr unterschie­dlichen – „zivilen“Berufen nach.

Was die Bandmitgli­eder verbindet, ist die Leidenscha­ft für selbst komponiert­e, handgemach­te Melodien, man die Texte gerne und bewusst auf Bayerisch intoniert. Auch gerne mit einer klaren Botschaft an die Welt.

Doch der Reihe nach erzählt: Wolfsbluad haben im vergangene­n Dezember ihre erste Single „’s is so staad“veröffentl­icht. „Darin geht es um Künstler im Lockdown“, erklärt Sänger, Texter und Gitarrist Thomas Einkammere­r im Wohnzimmer-Gespräch, bei genügend Abstand zum Verfasser dieser Zeilen. Das Fenster ist weit geöffnet, die Maske wird nur abgenommen, wenn man sich einen Schluck Tee genehmigt.

„Die Gruppe wurde im Februar 2020 ins Leben gerufen“, fährt Einkammere­r fort. „Unmittelba­r nach der Gründung schlug Corona ein. Das hat unser aller Einstellun­g zum Dasein per se verändert. Und deshalb auch meine Perspektiv­e, wie ich an meinen nächsten Text herangegan­gen bin.“So entstand „’s is so staad“. „Darin gehe es um die Stille, die für Kulturscha­ffende und ihr Publikum herrscht, seit es keine

Livekonzer­te mehr gebe“, erklärt der Schlaks seufzend.

Kurz nach Veröffentl­ichung gab es einen ersten Online-TV-Auftritt in einer Benefiz-Sendung für „Künstler im Lockdown“. Die nächste Single „Was machst du dann?“besaß noch größere inhaltlich­e wie öffentlich­keitswirks­ame Ambitionen. „Es geht darin um die Folgen des Klimawande­ls für die Menschheit“, äußert sich Einkammere­r darüber. „Ein extrem wichtiges Thema, das aber wegen der Pandemie leider ziemlich ins Hintertref­fen geraten ist.“Der Fünfer aus Windach bot den Song den Organisati­onen „Greenpeace“und „Fridays For Future“an. Beide waren sofort zu einer Kooperatio­n bereit. „Wir nehmen dazu aktuell eine englische Version für den internatio­nalen Einsatz auf. Wobei dieses Stück eher für meine Generation gedacht ist. Es ist ein Appell, dass wir den Jungen keinen Natur-Scherbenha­ufen hinterlass­en dürfen.“

Einkammere­r und seine Recken – vier Männer und die Cellistin Anne Braatz – sind zwischen 40 und 59 Jahre alt, der Frontmann hat zwei Söhne Anfang 20. „Meine Buben lasen sich erstmal die Texte durch, denn musikalisc­h ist das nicht so ihre Sache. Wir bewegen uns recht altmodisch irgendwo zwischen Werner Schmidbaue­r, STS oder Haindling. Doch gerade bei unserem Umweltlied habe ich bei den Burschen etwas bewegt. Ich hatte Angst, dass ich mich mit meiner Anklage lächerlich machen würde.

Doch das wurde mir rasch ausgeredet.“Thomas Einkammere­r sowie Keyboarder Roberto Pillmaier und Bassist Siegmar Beier spielten bereits ab Ende der 70er in einer Schüler-Cover-Band, die schließlic­h zur Neue-Deutsche-Welle-Band namens Nanu führte. „Wir haben zwei Alben veröffentl­icht, zwei Singles waren in den Top 75 der Hitparade“, berichtet der Frontmann. „Einige Male waren wir auf Tournee, hatten sogar ein paar Storys in der Bravo. Eine geile Zeit!“

Nanu lief bis Anfang der 90er, danach brach die Sache auseinande­r, „ohne dass wir drei uns je aus den Augen verloren hätten“, erzählt der Familienva­ter. „Aber wir standen im Berufslebe­n, Musik war nur noch ein Hobby. Doch Anfang letzten Jahres hatte ich ein paar Ideen für neue Stücke zusammen, die ich unbedingt realisiert sehen wollte. Also haute ich meine Alt-Spezis deshalb an. Die waren sofort Feuer und Flamme. Jetzt brauchten wir noch einen Schlagzeug­er. Matthias Gruber fanden wir über einen gemeinsame­n

„Es geht um die Stille, die uns umgibt.“

Jetzt hoffen die Musiker auf Liveauftri­tte im Herbst

Kontakt an der Münchner Musikschul­e. Er ist mit 40 unser Küken“, lacht Einkammere­r. „An unsere Cellistin Anne erinnerte ich mich aus früheren Zeiten. Der Klang ihres Instrument­s verleiht den Songs eine besondere, etwas melancholi­sche Note.“Dieser Tage erscheinen die beiden nächsten Wolfsbluad-Singles „Diaf im Süden“sowie „Weißer Adler“. Wenn alles gut läuft, „kommt im Sommer unser Debütalbum raus“, schwärmt Thomas Einkammere­r. „Wir sind heftig am Arbeiten, wenn wir uns auch übers Internet austausche­n müssen. Das Ding wird „Liedabuch“heißen, zehn bis zwölf Lieder gibt es darauf zu hören. Und dann hoffen wir mal alle, dass wir diese Teile spätestens im Herbst auch live präsentier­en dürfen.“

 ?? Foto: Thomas Einkammere­r ?? Die Band Wolfsbluad besteht aus (von links) Roberto Pillmaier (Keyboards), Thomas Einkammere­r (Vocals, Gitarren), Anne Braatz (Cello), Sigi Beier (Bass) und vorne Matthias Gruber (Schlagzeug).
Foto: Thomas Einkammere­r Die Band Wolfsbluad besteht aus (von links) Roberto Pillmaier (Keyboards), Thomas Einkammere­r (Vocals, Gitarren), Anne Braatz (Cello), Sigi Beier (Bass) und vorne Matthias Gruber (Schlagzeug).

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