Landsberger Tagblatt

Neuer Impfstoff, mehr Möglichkei­ten

In Europa sind jetzt vier Corona-Impfstoffe zugelassen

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Erst war es nur einer, jetzt sind es schon vier! Denn am Donnerstag­abend wurde ein vierter Impfstoff gegen das Coronaviru­s in Europa zugelassen. Das bedeutet, auch er darf verteilt werden und soll die Menschen dann davor schützen, krank zu werden.

Der neue Impfstoff kommt von der Firma Johnson & Johnson. Im Unterschie­d zu den anderen Mitteln ist er einfacher zu nutzen. Zum Beispiel muss er nicht superkalt gelagert werden. Für die anderen Impfstoffe braucht man etwa spezielle Kühlschrän­ke.

Außerdem reicht eine Spritze davon, damit der Körper geschützt ist. Bei den anderen Impfstoffe­n sind zwei nötig. Sie werden im Abstand von einigen Wochen gegeben. Das macht mehr Arbeit und kostet Zeit.

Fachleute sind nicht nur deshalb froh über Impfstoff Nummer

vier. Es bedeutet auch: Nun können mehr Mittel zum Impfen hergestell­t werden. Denn das ist gerade eines der großen Probleme in der Corona-Krise: Es fehlt genügend Impfstoff für den Schutz für möglichst viele Menschen. Tatsächlic­h klappt es mit den Impfungen in manchen Ländern in Europa besser als bei uns. Deshalb haben zuletzt auch eine Menge Leute etwa über die deutsche Regierung geschimpft.

Richtig schnell besser wird es allerdings auch jetzt nicht sofort. „Wir wissen noch nicht abschließe­nd alle Lieferdate­n für den nächsten Monat von allen Hersteller­n“, sagte ein Minister am Freitag. Das bedeutet, welche Mengen von welchem Impfstoff ankommen, ist noch nicht klar. „Die Lage bleibt angespannt“, meinte der Minister. Hinzu kommt: Es stecken sich wieder mehr Menschen an. Ein Fachmann sagte, darunter seien auch viele Kinder und Jugendlich­e.

Diese Woche trifft sich die Regierung mit den Chefs der Bundesländ­er. Sie beraten dann, wie es mit den Impfungen weitergeht. Denn wenn ab April auch Hausärzte mitmachen, dann könnte es mit dem Impfen endlich schneller gehen als bisher.

Eine Minute kann sich wie eine Sekunde anfühlen. Das weiß jeder, der nur kurz dösen wollte, nachdem der Wecker bereits geklingelt hat. Eine Minute kann aber auch unheimlich lange dauern. Etwa, wenn man versucht, eine Minute die Luft anzuhalten.

„Wie die Zeit tatsächlic­h vergeht, ist uns selten so richtig bewusst“, sagt der Zeitforsch­er Dietrich Henckel. „Wir messen die Zeit ständig mit Uhren und Kalendern. Doch wir selbst sind nicht besonders gut darin, die Zeit richtig zu erfassen.“Dazu brauche man nur einmal die Augen zu schließen und zu versuchen, eine Minute abzuzählen. Dabei könne man sich manchmal ganz schön täuschen.

Passiert nichts Spannendes, wirkt das hinterher ganz kurz

Denn Zeit ist nicht gleich Zeit. Einerseits ist da die Zeit der Natur, nach der wir uns richten. Damit sind Tag und Nacht gemeint oder auch Jahreszeit­en. Anderersei­ts hat jeder sein eigenes Zeitgefühl. „Wie lang sich Vergangenh­eit, Gegenwart und Zukunft anfühlen, ist für jeden Menschen und zu verschiede­nen Zeiten ganz unterschie­dlich“, sagt der Fachmann. Das merken wir auch jetzt in der CoronaKris­e. Viele finden: Das Jahr seit Beginn der Krise ging schnell vorbei. Anderersei­ts: So ein Nachmittag ohne Freunde oder der Fußballman­nschaft kann ziemlich zäh sein.

Dietrich Henckel erklärt, was unser Zeitgefühl beeinfluss­t. Er sagt: Wie die Zeit vergeht, hängt auch damit zusammen, wie wir die Gegenwart erleben. Ob wir Freizeit haben oder arbeiten müssen. Ob wir die Zeit allein oder mit Freunden verbringen. Meist vergeht die Zeit mit anderen Menschen gefühlt schneller. Doch mit anderen muss man die Zeit auch miteinande­r in Einklang

bringen. Wir verabreden uns zu bestimmten Zeiten, warten oder müssen uns früher verabschie­den. Im Nachhinein fühlt sich die vergangene Zeit oft unterschie­dlich an. „Zeiten, in denen wenig bis gar nichts Spannendes passiert, schrumpfen in unserer Erinnerung und wirken ganz kurz“, erklärt Dietrich Henckel. Die fünf Minuten, die wir heute auf den Bus gewartet haben und sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt haben, haben wir morgen schon so gut wie vergessen. Forscher sprechen vom Zeit-Paradoxon. Je mehr Eindrücke wir in einer Zeitspanne erleben, desto länger kommt uns die Zeit rückblicke­nd vor.

Auch Kinder und Erwachsene erleben die Zeit unterschie­dlich. „Für einen alten Menschen sind zwei Jahre vielleicht nicht sehr viel“, sagt der Forscher. „Doch für ein Kleinkind entspricht dieselbe Zeitdauer die Hälfte seines bisherigen Lebens.“Ein Kind sammelt in dieser Zeit im Verhältnis viel mehr neue Erfahrunge­n als ein Erwachsene­r.

Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als die Zeit so zu nehmen, wie sie eben ist, sagt der Fachmann. „Wir wissen, dass schöne Zeit schneller vergeht als nicht so schöne. Anhalten oder vorstellen können wir die Zeit trotzdem nicht.“

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Foto: dpa Aus solchen Fläschchen wird ein Impf‰ stoff gegen das Coronaviru­s in die Sprit‰ ze gefüllt.

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