Für Frau Süß hat das Warten ein Ende
Friseure haben im Lockdown lange zu – Christine Süß’ Sohn wird zum Hobbyfriseur. Nun darf die 73-Jährige aber endlich wieder in ihren Lieblingssalon. Das LT hat sie begleitet
Denklingen Wochenlang hatten Friseurbetriebe im Landkreis Landsberg wegen Corona geschlossen. Die Haarpracht nicht weniger Menschen geriet mit zunehmender Dauer des Lockdowns außer Kontrolle. Auch Christina Süß aus Leeder hatte mit diesem Problem zu kämpfen. Wie berichtet, machten sie und ihr Sohn Wolfgang aber aus der Not eine Tugend: Jeden Morgen richtete er seiner Mutter die Haare. Ihrem ersten Friseurtermin nach gut vier Monaten fieberte Christina Süß trotzdem entgegen. Am Freitag war es endlich so weit. Das LT hat sie begleitet.
Die Vorfreude auf diesen Tag sei riesig gewesen, sagt Christina Süß, als sie aus dem Auto steigt. Gerne wäre sie schon früher zu ihrem Lieblingssalon „Ihr Friseur“nach Denklingen gekommen, den sie schon seit 15 Jahren regelmäßig besucht und der seit Beginn des Monats wieder öffnen darf. Es sei aber kein Termin frei gewesen. Schließlich haben viele Leute im Lockdown sehnsüchtig auf den nächsten Friseurbesuch gewartet. Ein paar Minuten später nimmt Christina Süß im Salon auch schon auf einem der schwarzen Lederstühle Platz. Die 73-Jährige hat sich für das volle Programm entschieden: Zuerst werden ihre Haare gefärbt und ein paar Strähnchen gemacht, danach wird noch geschnitten und geföhnt.
Das Schneiden übernimmt Claudia Gast, Christina Süß’ Stammfriseurin. „Ich würde schon sagen, dass man zu seinen Stammkunden
Frau Süß entscheidet sich für das volle Programm
eine besondere Beziehung hat“, sagt die 48-Jährige. Man wisse bereits, auf was diese Wert legen. Bevor es losgehen kann, seien nur noch Details zu klären. „Manchmal machen wir zum Beispiel eine neue Farbe“, sagt Gast. Die Denklingerin kenne Christina Süß „schon ewig“. „Wenn man Frau Süß beim Einkaufen trifft, passt normalerweise immer jedes einzelne Haar“, sagt die 48-jährige. Umso mehr freue sie sich, deren Frisur nun endlich wieder in Form bringen zu dürfen. „Es ist einfach schön, wenn man seine Kunden wieder glücklich machen kann. Und es macht Spaß – mein Beruf ist eigentlich auch mein Hobby.“
Süß ist die Freude darüber anzumerken, sich endlich wieder in professionelle Hände begeben zu können. Auch wenn es, wie sie sagt, ein bisschen unangenehm sei, durchgehend eine FFP2-Maske tragen zu müssen. Ihr Sohn Wolfgang wurde im Lockdown aus der Not heraus zum Hobbyfriseur: Jeden Morgen toupierte er seiner Mutter die Haare und unterstützte sie bei ihrer morgendlichen Kosmetik. Denn Christina Süß, die lange im Theaterverein Fuchstal-Leeder als Schauspielerin aktiv und auch dessen Vorsitzende war, ist ihr adrettes Aussehen äußerst wichtig. Allerdings ist die 73-Jährige in ihrer Mobilität wegen eines vor rund zwei
Jahren erlittenen Schlaganfalls etwas eingeschränkt.
Auch Karin Schwimbacher, Inhaberin von „Ihr Friseur“, ist erleichtert, dass sie treue Kunden wie Christina Süß wieder empfangen darf. Wie sie schätzt, seien etwa 80 Prozent der Menschen, die in ihren Salon kommen, Stammkunden. „Manche machen sogar gleich ihre Termine für das komplette nächste halbe Jahr aus.“
Mit ihrem Betrieb durchlebt Schwimbacher gerade keine leichten Zeiten – im ersten Lockdown habe das mit den Soforthilfen besser geklappt. Das Kurzarbeitergeld lasse momentan auf sich warten.
Für Dezember habe die FriseurChristina meisterin keine Überbrückungshilfen erhalten, da sie knapp unter dem dafür erforderlichen Umsatzminus gelegen habe. „Wir sind aber dankbar, dass das Geschäft jetzt wieder läuft.“Bis Ende März ist der Denklinger Friseurbetrieb bereits ausgebucht.
Nach knapp zwei Stunden ist Christina Süß frisch frisiert – und fühlt sich sichtlich wohl in ihrer Haut. „Ich bin überglücklich“, sagt sie, als sie den Friseursalon verlässt und fügt mit einem Augenzwinkern an: „Mein Sohn ist jetzt erst einmal entlassen.“In rund sechs Wochen will Christina Süß das nächste Mal zu „ihrem Lieblingsfriseur“nach Denklingen kommen.