Im Schatten des Doms
Ballauf und Schenk und das Elend in der Großstadt Köln
seit Jahren obdachlosen Monika Keller (Rike Eckermann), die sich um sie kümmert, in dem Schnellrestaurant Kaffee getrunken und ihn einfach gefragt. Dann wird Monika tot aufgefunden: Ein Fall für Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär), die in der Folge wenig sprechen, dafür bedeutungsschwer schauen.
Vielleicht sollte man diesem „Tatort“den Gefallen tun und ihn nicht als Krimi besprechen. Als solcher wäre er zu spannungsarm, zu wenig raffiniert, zu moralinsauer. Man sollte ihn als hervorragend besetzten Fernsehfilm sehen, der bestens zum Sendeplatz „FilmMittwoch im Ersten“gepasst hätte.
„Wie alle anderen auch“hat starke Momente, die aus der genauen Beobachtung jener Menschen entstehen, die in den USA „working poor“ und in Deutschland „Erwerbsarme“genannt werden. Da ist dieser Axel Fahl (Niklas Kohrt), der Teller abräumt und in einer Bruchbude haust. Da ist Katja Fischer (Jana Julia Roth), die im Auto schläft, nachdem ihr die Wohnung gekündigt wurde, und die trotz ihrer Arbeit als Altenpflegerin immer weiter abdriftet. Da ist Regine Weigand (Hildegard Schroedter), die Leiterin der Suppenküche, die selbst nicht viel hat. Da ist das Elend der Großstadt, das sich auch vor der Wurstbraterei, Ballaufs und Schenks Stamm-Imbiss, beobachten lässt. „Eine Billion Euro steckt unser Staat jedes Jahr in unser Sozialsystem, trotzdem müssen manche Rentner im Mülleimer nach Flaschen suchen. Kannste mir mal sagen, was die die ganze Zeit mit dem ganzen Geld gemacht haben?“, raunt und regt sich Ballauf auf.
Für einen Krimi wären das in ihrer Wikipedia-Haftigkeit samt Betroffenheitsgestus ärgerliche Sätze. Für eine Sozialstudie ist’s okay. Nicht okay sind die zuckrigen Bilder am Ende, und dass der Kölner Dom ständig gezeigt wird, ohne dass das für den Verlauf der Geschichte wichtig wäre. Daniel Wirsching