Bis alles gesagt ist
TV-Talker Michel Friedman kennt kein Erbarmen
Ein gutes Interview zu führen, ist große Kunst. Denn ein guter Interviewer, eine gute Interviewerin hakt nicht einfach eine Frage nach der anderen ab, sondern will aus einem Gesprächspartner etwas herauskitzeln, will – im Auftrag von Lesern, Zuhörern oder Zusehern – etwas erfahren, das bislang unbekannt war.
Grob gesagt gibt es zwei Arten von Interviewern. Die einen „lanzen“sich an Interviewte heran, hüllen sie in eine Wolke warmer Worte, tun verständnisvoll – nur um sie zum Reden zu bringen. Oder um im passenden Moment eine Frage aus der Wörter-Wolke herausblitzen zu lassen, die gewaltig einschlägt. Fragen
Sie mal CDU-Chef Armin Laschet nach seinem letzten Interview mit ZDF-Talker Markus Lanz!
Die anderen verfahren nach der „Methode Friedman“: Jede Frage Blitz und Donner. Womit wir bei Michel Friedman und seinem neuen Talk „Open End“im Sender Welt sind. Passend für den KnallhartFrager geht’s in der ersten Folge am Samstag ab 23 Uhr um Wut. Schade, dass Laschet nicht eingeladen ist: Ein Wutausbruch würde dem von seinem Konkurrenten um die Kanzlerkandidatur der Union, CSU-Chef Markus Söder, arg Getriezten sicher einmal guttun.
In „Open End“wird ohne Zeitlimit getalkt. Erst wenn alles gesagt ist, ist Schluss. So der Sender. Was als Drohung verstanden werden kann (wird nicht schon zu viel palavert im Fernsehen?) oder als Ankündigung eines genialen TV-Experiments. Friedman hat sich wortgewaltige Gesprächspartner ausgesucht, sie sollten sich auf alles gefasst machen. Sogar aufs Heranlanzen.
Spannende Frage: Welche Einschlaf-… äh Einschaltquote wird die Talkshow haben?