Die Stadt geht beim „Wiesengrund“neue Wege
Die Grundstücke an der Schongauer Straße in Landsberg sollen an die Bewerber mit den besten Konzepten vergeben werden. Die Stadt betritt damit Neuland. Aus dem Stadtrat wird auch Kritik laut
Landsberg Im Baugebiet „Wiesengrund“im Landsberger Südwesten soll kostengünstiger Wohnraum entstehen. Bei der Vergabe der Grundstücke geht die Stadt neue Wege: Durch eine Konzeptausschreibung sollen Rahmendaten wie die Wohnform, die Energiebilanz oder die soziale Struktur vorgegeben werden. Am Ende bekommt nicht zwingend der Höchstbietende den Zuschlag. Die Ausschreibung wurde nun dem Stadtrat vorgelegt – und sorgte für lange Diskussionen. Was in der Sitzung kritisiert wurde.
Das Baugebiet „Wiesengrund“an der Schongauer Straße beschäftigt die Stadt Landsberg schon lange. Wie Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) gegenüber dem LT mitteilt, sei sie froh, dass es nach
Die Oberbürgermeisterin will Erfahrungen sammeln
sechs Jahren im vergangenen November endlich einen Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan gegeben habe. Immer wieder habe es in der Vergangenheit Anträge im Stadtrat gegeben, die sich mit kostengünstigem Wohnraum auseinandersetzten. Bei Konzeptausschreibungen ist laut der Oberbürgermeisterin die Stadt München ein Vorreiter. Es gebe bisher jedoch kaum kleinere Kommunen, die einen ähnlichen Weg gegangen sind. „Wir werden unsere Erfahrungen sammeln“, sagt Baumgartl. Zum jetzigen Zeitpunkt sei noch nicht abzusehen, wie viele Bewerber sich tatsächlich melden werden.
Bereits im Juli 2020 legte der Landsberger Stadtrat im Rahmen eines Workshops die Auswahlkriterien für den Verkauf der städtischen Grundstücke fest. Demnach wird die Fläche am Wiesengrund in Baufelder aufgeteilt. Eine feldgroße Tiefgarage und die verkehrliche Erschließung müssen aus einer Hand gebaut werden. Das Areal ist in drei Quartiere aufgeteilt. Für das Baufeld A ist die Auswahl klassischer Bauträger vorgesehen. Mindestens 30 Prozent der Geschossfläche ist für sozial geförderten Wohnraum vorgesehen. Die gleiche Vorgabe gilt für das Baufeld B, das jedoch Genossenschaften (zum Beispiel Mehrgenerationenwohnen) vorbehalten sein soll. In beiden Quartieren sollen je 60 Wohneinheiten entstehen. Beim südlichen Baufeld C möchte sich die Stadt zunächst noch zurückhalten. Laut Doris Baumgartl könnte die Kommune dort zu einem späteren Zeitpunkt selbst bauen. Für das Gebiet wird außerdem eine ganzheitliche Energieversorgung mit Verzicht auf fossile Brennstoffe angestrebt. Die Grundstücke sollen nicht an den Meistbietenden, sondern an jene Bewerber verkauft werden, durch deren Konzepte sich die klima- und sozialpolitischen Ziele der Stadt am ehesten verwirklichen lassen.
Bis 11. Mai können Genossenschaften und Investoren anhand von Kurzbewerbungen ihr Interesse bekunden. Die Bewerbungsbedingungen sollen in der kommenden Woche veröffentlicht werden. Ende Mai werden pro Baufeld schließlich je sieben Bewerber ausgewählt, die anschließend bis Ende Juli ein detailliertes Konzept vorlegen. Die Einreichungen werden von einer Jury, bestehend aus vier Fachleuten und vier Stadträten, bewertet. Für einzelne Kriterien – wie Energie,
Eine Jury wählt das beste Konzept aus
Architektur oder Anzahl der Wohnungen – vergibt diese Punkte, die je nach Baufeld unterschiedlich gewichtet sind. Für das Quartier B ist eine extra Kategorie „Gemeinschaft“vorgesehen.
In einer Pandemieausschusssitzung im Februar hatten sich die Räte darauf festgelegt, dass ein Nahwärmenetz künftig das Baugebiet Wiesengrund mit Energie versorgen soll. Dahingehende Untersuchungen durch die Stadtwerke sind aktuell noch nicht abgeschlossen. So ist beispielsweise noch nicht geklärt, ob ausreichend Grundwasser für die favorisierte dezentrale Grundwasserwärmepumpe vorhanden ist und mit welchen Investitionskosten die Stadtwerke rechnen müssen. In diesem Punkt seien die Hausaufgaben noch nicht gemacht worden, bemängelte CSU-Stadtrat Christian Hettmer. „Qualität muss vor Schnelligkeit gehen“, sagte er. Hettmer wies außerdem darauf hin, dass der Spielraum für die Bewerber durch die umfangreichen Vorgaben der Stadt eingeengt werde, was sich negativ auf die Vielfalt der Bewerbungen auswirken könnte.
Auch Stefan Meiser (ÖDP) bemängelte, dass zum gewünschten Nahwärmekonzept weiter wichtige
Erkenntnisse fehlen. „Wir starten mit dem Flugzeug, aber die Landebahn ist noch nicht fertig“, sagte er. Stadtbaumeisterin Birgit Weber bemühte denselben Vergleich und sagte, dass bislang noch gar kein Flugzeug ausgewählt sei. Zum Energiekonzept seien wichtige Fragen mit den Bewerbern im Detail zu klären.
Lennart Möller (Grüne) hätte sich gewünscht, dass Klimaschutzkriterien in den Auslobungsunterlagen mehr Raum einnehmen. Es bestehe nun die Gefahr, dass sich in den Konzepten nur Standard-Kfw55-Häuser befinden und dann das beste ausgewählt wird.
Letztlich beauftragte der Landsberger Stadtrat die Verwaltung dennoch mit deutlicher Mehrheit (18:5), ein sogenanntes Auslobungsverfahren für das Baugebiet Wiesengrund durchzuführen.