Mit Freude die Zukunft retten
In Dießen will sich ein neuer Verein namens „Klimalobby“gründen. Wie die vier Initiatoren gemeinsam mit Gleichgesinnten daran etwas ändern wollen
Dießen Am heutigen 22. April ist wieder „Earth Day“, der „Tag der Erde“, der seit 1970 Anstoß gibt, Menschen zum Nachdenken über ihren Ressourcenverbrauch zu bringen. Dieses Ziel will nun auch ein neuer, in Gründung befindlicher Verein in Dießen unterstützen: Am 22. April geht die „Klimalobby“an den Start – zunächst einmal mit einer Homepage. Wer dahinter steckt und was die Initiatoren sonst noch beabsichtigen.
Solveig Grundler, Sonja Maria Kröner, Sebastian Morgner und Cora Richardsen bilden das Quartett, das in Dießen eine „Klimalobby“schaffen will. Sie alle verbindet irgendwie, wie sie dem LT erzählen, das Unbehagen darüber, dass der bisherige Lebensstil so nicht aufrechterhalten werden kann, ohne die Erde und die Zukunft der nächsten Generationen dauerhaft zu schädigen.
Wie groß sein ökologischer Fußabdruck ist, das war etwa für Sebastian Morgner das „Aha-Erlebnis“, das ihn zum Nachdenken brachte. Er war Marketingfachmann in einer international tätigen Großbank und kam vor fünf Jahren als „MünchenFlüchtling“nach Dießen, berichtet Morgner. Ähnlich erging es der Filmemacherin, Drehbuchautorin und
Regisseurin Sonja Maria Kröner. „Ich habe das Gefühl gehabt, ich lebe auf zu großem Fuß.“Sie ernähre sich inzwischen zu 80 Prozent vegan, ein Auto habe die Familie erst jetzt wieder, weil es ihr Mann beruflich benötige, erzählt sie. Sie bewege auch die Frage, welche Welt sie ihren beiden Kindern und auch allen anderen Kindern hinterlassen will.
Diese Gedanken bewegen auch die Kommunikationsberaterin Solveig Grundler, wie Kröner blickt auch sie auf ihre (inzwischen größeren) Kinder, die jedoch in Dießen, wie sie es kennen, leben wollten.
Die Journalistin Cora Richardsen aus Obermühlhausen sieht eine Konfliktsituation zwischen ihrem Beruf als Wirtschaftsjournalistin und ihrer Sorge um den Zustand der Welt: „Stärke ich durch meine Berichterstattung diesen ganzen Wahnsinn des Höher, Schneller, Weiter?“, fragt sie sich.
Die eigenen Überlegungen nun mit anderen in Handlungen umzusetzen und damit sich auch selbst stärker zu verpflichten, das sei ein wesentliches Ziel der „Klimalobby“, erklärt Grundler. „In der Gemeinschaft schaffen wir es leichter, dass aus kleinen Schritten auch etwas wird.“Ein wesentlicher Punkt dabei ist für Sebastian Morgner das Konsumverhalten: Was wäre für das Klima und die Erde gewonnen, wenn man den heutigen Verbrauch auf das Niveau der Zeit der Großeltern zurückfahren würde, wirft er ein. Und wie viel würde gewonnen, öfter als bisher nicht etwas Neues, sondern etwas aus zweiter Hand zu kaufen: „Sachen, die eh da sind“und nicht erst mit viel Energieeinsatz neu hergestellt werden müssen.
Denn, davon sind die Vier überzeugt, die Summe vieler kleiner Aktivitäten schaffe dann doch Veränderungen. Und das verfehle auch die Wirkung auf die Politik nicht, fügt Cora Richardsen an. Wenngleich sich die „Klimalobby“nicht als unmittelbar politisch versteht und ihre Überparteilichkeit betont, geht es deren Initiatoren aber auch darum, als Lobby gegenüber politischen Entscheidungsträgern in der Marktgemeinde Dießen in Erscheinung zu treten. Klimaschutz und die dafür notwendige Reduktion von Treibhausgasen wie Kohlendioxid seien ein kommunales „Querschnittsthema“. So wünsche man sich, dass auch in Dießen ein(e) Klimaschutzbeauftragte(r) im Rathaus tätig wird, sagt Sonja Maria Kröner, mit dem Ziel, den Ort „klimaneutral“zu machen, wie Sebastian Morgner anfügt. Ihr Engagement wollen die Klimalobbyisten aber nicht nur auf Klima und Kohlendioxidreduktion ausrichten. „Die Flächenversiegelung ist ein Riesenthema“, merkt Kröner beispielsweise an, und Cora Richardsen kritisiert den jüngst vom Gemeinderat bekräftigten Ausbau des Parkplatzes an der Rotter Straße. Sie verweist auch allgemein auf den „Druck des Bauens, der Natur ohne Maß verbraucht.“
Aber zurück zur Rolle des Einzelnen: Diejenigen, die ihre Einschätzungen teilen, wollen die Klimalobbyisten in den nächsten Monaten auf ihren Verein aufmerksam machen, um eine größere Gemeinschaft zu werden. Ihre Internetseite soll am „Earth Day“, also am 22. April, an den Start gehen. Außerdem gibt es schon erste Überlegungen für einen größeren öffentlichen Auftritt. Dieser ist für den Herbst geplant – ein zweitägiger „Klimatag“mit einer Art Bürgerversammlung, um sich über Klima-Themen auszutauschen und am folgenden Tag eine Informationsbörse mit Ständen, Vorträgen und Expertengesprächen. Trotz des dringlichen Rufs nach Änderungen ist es den Klima-Lobbyisten auch ein Anliegen, nicht als Verfechter von Verboten aufzutreten. „Wir sind keine Spaßverderber, sondern Spaßumlenker“, formuliert es Sonja Maria Kröner.
Welche Welt hinterlassen wir unseren Kindern?