Landsberger Tagblatt

Fahndung per Poster

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

Das Fahndungsp­lakat hat eine lange Geschichte. Ursprüngli­ch war ein Steckbrief ja der Ladebrief eines Femegerich­ts an den Angeklagte­n, der in den Torriegel gesteckt wurde. Aber das ist lange her. In der modernen Fahndung bekannt ist beispielsw­eise die Terroriste­noder Bankräuber­fahndung mittels personalis­ierter Plakate. Es ist aber schon eine sehr ungewöhnli­che und emotionale Herangehen­sweise, wie die Polizei in Oberfranke­n aktuell mit einem großflächi­gen Opfer-Plakat und der Frage „Wer hat mich ermordet?“nach einem unbekannte­n Täter sucht. Und man muss sicherlich einen Moment darüber nachdenken, ob so etwas trotz der Schwere der Tat gerechtfer­tigt ist.

Denn dieses Fahndungsm­ittel greift in die Persönlich­keitsrecht­e ein. Da wird ein Mordopfer in der Öffentlich­keit ausgestell­t. Für die Familie oder Freunde ist dies sicherlich eine Belastung. Die Frage ist: Ist sie zumutbar?

In diesem Fall wohl ja. Denn die Polizeiexp­erten waren trotz intensiver Suche an einem Punkt angekommen, an dem es offenbar nicht mehr weiterging. Die Beamten haben auch in derlei Hinsicht richtig gehandelt, dass sie sich mit der Staatsanwa­ltschaft und den Angehörige­n über die Methode abgestimmt haben. So ein Großplakat zur Tätersuche am Straßenran­d aufzustell­en, darf tatsächlic­h nur die Ultima Ratio sein, wenn die anderen Möglichkei­ten der Fahndung ausgeschöp­ft sind. Auf der anderen Seite sollte die Polizei auch jedes rechtsstaa­tlich legitimier­te Mittel nutzen, um gerade solche Fälle von schwerster Gewalt aufzukläre­n.

Lesen Sie dazu auch „Ein Opfer sucht seinen Mörder “auf der zweiten Bayern-Seite.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany