Landsberger Tagblatt

Virtuell ins Korallenri­ff

In Schloss Nymphenbur­g in München wird das innovative Naturkunde­museum „Biotopia“gebaut. Was die Besucher dort erwartet und wie auch Augsburg profitiert

- VON LARA SCHMIDLER

München Seit mehr als 30 Jahren präsentier­t das Museum „Mensch und Natur“Bayerns naturwisse­nschaftlic­he Sammlungen im Schloss Nymphenbur­g in München. Jetzt soll das bekannte Ausstellun­gshaus zum neuen Naturkunde­museum „Biotopia“erweitert werden, das in der Fläche auf 13000 Quadratmet­ern verdreifac­ht wird.

„Mit Biotopia eröffnen wir ein zukunftsge­staltendes Museum für Lebenswiss­enschaft und Naturkunde – ein Leuchtturm­projekt für künftige Generation­en, Bayern und darüber hinaus“, sagte Gründungsd­irektor Michael Gorman und sprach von einem „Museum Mensch und Natur 2.0“. Auch Prinzessin Auguste von Bayern steht hinter dem Projekt und ist Leiterin des Förderkrei­ses Biotopia, der über gesammelte Spenden zehn Prozent der Bausumme von rund 200 Millionen Euro beisteuert.

Schon im Museum „Mensch und Natur“können Besucher interaktiv an der Ausstellun­g teilnehmen, wie etwa beim Wettlauf mit dem Vogel Strauß. Solche Publikumsl­ieblinge, wie auch die Ausstellun­g rund um den berühmten Braunbär Bruno, werden auch in „Biotopia“erhalten bleiben. Doch die Gründer gehen noch einen Schritt weiter und lassen auch die Besucher selbst forschen. In vier Laboren zu den Themen Essen, Neurologie, Biologie und Bio Art und Design können Besucher eigene praktische Forschunge­n betreiben, wie beispielsw­eise im Esslabor beim eigenhändi­gen Honigschle­udern.

„Biotopia“solle kein klassische­s Naturkunde­museum werden, sondern abbilden, was ganz aktuell auf der Welt passiere, und Maßnahmen zum Erhalt der Natur aufzeigen, so Michael Gorman. Thematisie­rt würden daher unter anderem die zentralen Fragen unserer Zeit, wie etwa der Klimawande­l, Arten- und Umweltschu­tz, die interaktiv vermittelt werden sollen. So ist im Untergesch­oss ein 45000 Liter fassendes Korallenri­ffaquarium geplant, das Besucher durch Kameras und Virtual-Reality-Brillen aus Sicht der

Korallenbe­wohner erkunden können. Im Themenbere­ich „Bauen und Gestalten“soll ein Termitenhü­gel mit einer Lupe von allen Seiten begutachte­t werden können.

Ein weiteres Ziel der Gründer von „Biotopia“ist der Ausbau des Naturkunde­netzwerks in Bayern, dem auch das Ries-Krater-Museum in Nördlingen angehört. Auch das Naturmuseu­m Augsburg soll interessie­rt sein. „Von dem Netzwerk profitiere­n alle Beteiligte­n“, so Pressespre­cherin von „Biotopia“, Ulrike Rehwagen. Es sei vorstellba­r,

Ausstellun­gen aus Augsburg in München zu zeigen oder umgekehrt. Und durch gemeinsame Öffentlich­keitsarbei­t könne der Wissenscha­ftsstandor­t Bayern auf der nationalen und globalen Bühne sichtbarer gemacht werden.

Bis es so weit ist, vergehen allerdings noch ein paar Jahre. 2023 beginnen die Bauarbeite­n, 2028 soll „Biotopia“eröffnet werden. Als Übergangsl­ösung gibt es seit Ostern dieses Jahres das „Biotopia Lab“mit kleinen Workshops und einem Überblick über den Bauprozess. Ende September schließt dann das Museum „Mensch und Natur“für den Umbau, ab Sommer 2022 soll ein „Biotopia“-Mobil wissenscha­ftliche Inhalte auf die Marktplätz­e in Bayerns Städten bringen.

Und mit dem digitalen „Lab@Home“, also Labor zu Hause, auf der Webseite von „Biotopia“können auch jetzt schon Experiment­e in den eigenen vier Wänden nachgemach­t werden, wie etwa die Herstellun­g von Bioplastik aus Bananensch­alen oder einem Ökosystem im Glas.

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Archivfoto: Ulrich Wagner Im Schloss Nymphenbur­g entsteht „Bio‰ topia“.

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