Claus Kleber verlässt das „heutejournal“
Der ZDF-Nachrichtenmoderator ist nur noch bis Ende des Jahres auf Sendung. Was dahintersteckt
Mainz Mit Claus Kleber verabschiedet sich bald der nächste prominente Nachrichten-Journalist in den Ruhestand. Erst kürzlich moderierte Petra Gerster ihre letzte ZDF-„heute“-Sendung. Bereits im Dezember hatte sich Jan Hofer von den Zuschauern der ARD-„Tagesschau“verabschiedet.
Ein ZDF-Sprecher sagte jetzt der Bild: „Claus Kleber ist noch bis Ende des Jahres für das ‚heute-journal‘ im Einsatz.“Zunächst stünden aber „ein politisch spannender Sommer und eine Bundestagswahl bevor – und unter anderem darauf ist sein journalistisches Augenmerk gerichtet“. Kleber kommentierte am Dienstag auf Twitter eine entsprechende Nachricht schlicht mit dem Wort „RICHTIG“. Der Bild zufolge hatte er im vergangenen Jahr noch einmal auf Bitten der ZDFChef-Etage
verlängert. Nun habe er den Vorschlag, noch eine Saison dranzuhängen und die 20 Jahre vollzumachen, dankend abgelehnt. Ein Senderwechsel sei nicht geplant.
Das muss man wohl in diesen Zeiten betonen, wechseln doch gerade auffallend viele öffentlich-rechtliche TV-Promis zu den Privatsendern, die seriöser werden wollen und ihre Nachrichten- und Informationsangebote
massiv ausbauen. So ist die Ex-„Tagesschau“-Sprecherin Linda Zervakis inzwischen bei ProSieben, „Tagesthemen“-Moderatorin Pinar Atalay beginnt im August bei RTL. Dort soll sie mit Jan Hofer – von wegen Ruhestand – Nachrichtenformate, Spezialsendungen und Themenabende prägen.
Über die Motive für die Wechsel wurde viel spekuliert: Die Privatsender
zahlten mehr, die ARD biete ihren Stars kaum Perspektiven. „Mit jeder weiteren Personalie verfestigt sich der Eindruck, dass es sich hier um ein strukturelles Problem der ARD handelt“, befand das Medienmagazin DWDL.de.
In der Tat hatte sich Zervakis enttäuscht darüber gezeigt, dass ihre NDR-Sendung „Alles auf Anfang“2020 eingestellt wurde – aufgrund von Sparmaßnahmen. Und dass Atalay künftig deutlich mehr Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten erhalten wird – RTL sprach von einer zentralen Rolle für sie –, wäre so in der ARD auch nicht vorstellbar. Dazu müsste sie nicht nur erst einmal an ihren „Tagesthemen“-Kollegen Caren Miosga und Ingo Zamperoni vorbeikommen.
Der Vorwurf, den sich speziell die ARD gefallen lassen muss, lautet daher auch: Selbst aufgebaute Talente werden in ein enges Korsett gepresst und sind in einem „Frustrationskreislauf“gefangen. Weil sie es nicht in die erste Reihe schaffen und in Spartenkanälen versauern. Oder weil sie sich nicht weiterentwickeln können. Auf Claus Kleber trifft das so nicht zu. Der 1955 in Reutlingen geborene Moderator des ZDF„heute-journal“machte Karriere in der ARD und später im ZDF. Seit 2003 leitet und moderiert er das renommierte Nachrichtenmagazin, seit 2009 mit besonderer Verantwortung für dessen inhaltliche und konzeptionelle Weiterentwicklung.
Ob er im Ruhestand ein Buch schreiben und sich einen Welpen ins Haus holen wird, wie das Petra Gerster unserer Redaktion über ihre Pläne verriet? Zumindest für die Bild steht fest: „Der ZDF-Nachrichtenkapitän geht von Bord – damit er bald mehr segeln kann!“Auch wolle er mehr Zeit für seine Frau haben.