Landsberger Tagblatt

Claus Kleber verlässt das „heute‰journal“

Der ZDF-Nachrichte­nmoderator ist nur noch bis Ende des Jahres auf Sendung. Was dahinterst­eckt

- VON DANIEL WIRSCHING

Mainz Mit Claus Kleber verabschie­det sich bald der nächste prominente Nachrichte­n-Journalist in den Ruhestand. Erst kürzlich moderierte Petra Gerster ihre letzte ZDF-„heute“-Sendung. Bereits im Dezember hatte sich Jan Hofer von den Zuschauern der ARD-„Tagesschau“verabschie­det.

Ein ZDF-Sprecher sagte jetzt der Bild: „Claus Kleber ist noch bis Ende des Jahres für das ‚heute-journal‘ im Einsatz.“Zunächst stünden aber „ein politisch spannender Sommer und eine Bundestags­wahl bevor – und unter anderem darauf ist sein journalist­isches Augenmerk gerichtet“. Kleber kommentier­te am Dienstag auf Twitter eine entspreche­nde Nachricht schlicht mit dem Wort „RICHTIG“. Der Bild zufolge hatte er im vergangene­n Jahr noch einmal auf Bitten der ZDFChef-Etage

verlängert. Nun habe er den Vorschlag, noch eine Saison dranzuhäng­en und die 20 Jahre vollzumach­en, dankend abgelehnt. Ein Senderwech­sel sei nicht geplant.

Das muss man wohl in diesen Zeiten betonen, wechseln doch gerade auffallend viele öffentlich-rechtliche TV-Promis zu den Privatsend­ern, die seriöser werden wollen und ihre Nachrichte­n- und Informatio­nsangebote

massiv ausbauen. So ist die Ex-„Tagesschau“-Sprecherin Linda Zervakis inzwischen bei ProSieben, „Tagestheme­n“-Moderatori­n Pinar Atalay beginnt im August bei RTL. Dort soll sie mit Jan Hofer – von wegen Ruhestand – Nachrichte­nformate, Spezialsen­dungen und Themenaben­de prägen.

Über die Motive für die Wechsel wurde viel spekuliert: Die Privatsend­er

zahlten mehr, die ARD biete ihren Stars kaum Perspektiv­en. „Mit jeder weiteren Personalie verfestigt sich der Eindruck, dass es sich hier um ein strukturel­les Problem der ARD handelt“, befand das Medienmaga­zin DWDL.de.

In der Tat hatte sich Zervakis enttäuscht darüber gezeigt, dass ihre NDR-Sendung „Alles auf Anfang“2020 eingestell­t wurde – aufgrund von Sparmaßnah­men. Und dass Atalay künftig deutlich mehr Verantwort­ung und Gestaltung­smöglichke­iten erhalten wird – RTL sprach von einer zentralen Rolle für sie –, wäre so in der ARD auch nicht vorstellba­r. Dazu müsste sie nicht nur erst einmal an ihren „Tagestheme­n“-Kollegen Caren Miosga und Ingo Zamperoni vorbeikomm­en.

Der Vorwurf, den sich speziell die ARD gefallen lassen muss, lautet daher auch: Selbst aufgebaute Talente werden in ein enges Korsett gepresst und sind in einem „Frustratio­nskreislau­f“gefangen. Weil sie es nicht in die erste Reihe schaffen und in Spartenkan­älen versauern. Oder weil sie sich nicht weiterentw­ickeln können. Auf Claus Kleber trifft das so nicht zu. Der 1955 in Reutlingen geborene Moderator des ZDF„heute-journal“machte Karriere in der ARD und später im ZDF. Seit 2003 leitet und moderiert er das renommiert­e Nachrichte­nmagazin, seit 2009 mit besonderer Verantwort­ung für dessen inhaltlich­e und konzeption­elle Weiterentw­icklung.

Ob er im Ruhestand ein Buch schreiben und sich einen Welpen ins Haus holen wird, wie das Petra Gerster unserer Redaktion über ihre Pläne verriet? Zumindest für die Bild steht fest: „Der ZDF-Nachrichte­nkapitän geht von Bord – damit er bald mehr segeln kann!“Auch wolle er mehr Zeit für seine Frau haben.

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Foto: ZDF, Klaus Weddig Claus Kleber ist, so das ZDF, „ein herausrage­ndes Gesicht des Senders“. Seit 2003 moderiert er das „heute‰journal“.
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Schweres Baugerät am schiefen Turm zeigt dieses Bild aus dem Jahr 1999.

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