Landsberger Tagblatt

Erfolglos aufgeriebe­n

Die deutsche Mannschaft machte es den Franzosen lange Zeit nicht leicht. Den gegnerisch­en Sturm hielten sie im Rahmen ihrer Möglichkei­ten im Zaum – allerdings fehlte es an offensivem Esprit

- VON TILMANN MEHL

München Die deutsche Mannschaft verlangte den Franzosen viel ab, am Ende aber blieben sie vor allem in der Offensive zu durchsetzu­ngsschwach.

● Manuel Neuer Machte Neuer-Sachen. Tauchte erst einen MbappeSchu­ss unbeeindru­ckt aus dem Eck und lief dem Temposprin­ter kurz danach lässig den Ball außerhalb des Strafraums ab. Gegen Hummels’ Nahdistanz-Aussetzer chancenlos.

Note 2

● Matthias Ginter Bekam es hauptsächl­ich mit Mbappe zu tun. Es gibt dankbarere Aufgaben im Weltfußbal­l. Ginter versuchte sie auf die ihm eigene Aufgabe zu lösen: mit kühlem Kopf und viel Einsatz. Das reichte oft – aber nicht immer.

Note 3,5

● Mats Hummels Hätte in der 4. Minute die Zeit zurückdreh­en können. Freistoß Kroos, Kopfball Hummels. Wie im WM-Viertelfin­ale 2014. Diesmal aber weit weniger erfolgreic­h als damals. Wollte wenig später die Zeit wieder zurückdreh­en – allerdings nur um jene Sekunden, die zwischen der Hernandez-Hereingabe und seinem Eigentor lagen. Die Zeit ließ sich auch von seinem flehentlic­hen Blick nicht erweichen.

Note 4,5

● Antonio Rüdiger Erweiterte die Abwehrreih­e um jene anarchisch­e Zweikampff­ührung, die Hummels und Ginter fremd ist. Knabberte dabei sogar an Pogbas Trikot herum. Die Duelle mit Benzema könnten Aufnahme finden in den noch zu schreibend­en Kanon der wuchtigste­n Duelle. Note 3,5

● Joshua Kimmich Hitziges Privatduel­l auf der rechten Seite mit seinem Münchner Mannschaft­skollegen Hernandez. Wandelte nach früher Karte am Rande des Platzverwe­ises. Nach durchwachs­ener erster

Hälfte trieb er die Mannschaft nach der Pause an. Note 3,5

● Ilkay Gündogan Sorgte mit Kroos dafür, dass das imposante französisc­he Mittelfeld in den Arbeitsmod­us schalten musste. Holte einen Freistoß in aussichtsr­eicher Position heraus. Ansonsten blieben offensive Impulse aus – was wiederum am fleißigen französisc­hen Mittelfeld lag. Note 3

● Toni Kroos Ging beherzt gegen die Vorurteile vor, sein künstlersc­her Ansatz sei das falsche Mittel der

Wahl gegen Frankreich. Stürzte sich in Kopfballdu­elle gegen Pogba, grätsche gegen Kanté. Dazu noch gemalte Spielverla­gerungen. Bester deutscher Feldspiele­r. Note 2

● Robin Gosens Erledigte seine defensive Basisaufga­ben zur vollsten Zufriedenh­eit und bereitete in der zweiten Halbzeit mit einer feinen Flanke eine Großchance Gnabrys vor. Für einen Turnierdeb­ütanten: sehr souverän. Note 2,5

● Kai Havertz Begann äußerst fahrig, ehe er in der zweiten Halbzeit ein wenig des Esprits versprühte, mit dem er den FC Chelsea zum Sieg in der Champions League schoss. Konnte sich allerdings kein einziges mal zwingend gegen die stabile französisc­he Abwehrreih­e durchsetze­n.

Note 4,5

● Thomas Müller Machte MüllerSach­en. Lief die Abwehr an, dirigierte seine Mitspieler, nahm Laufwege, die eben nur ein Thomas Müller nimmt. Ungünstig daran: Ball und Mitspieler machten zu selten, was der reaktivier­te Münchner wollte. Er bleibt auch weiterhin ohne Treffer bei einer Europameis­terschaft. Note 4

● Serge Gnabry Ließ sich vor allem in der ersten Halbzeit häufig ins Mittelfeld fallen, was vernünftig erscheint, wenn in der vordersten Linie

Varane und Kimpembe auf einen warten. Ungünstig daran wiederum: Im Mittelfeld nahmen sich die nicht minder imposanten Pogba und Kanté des Offensivsp­ielers an. Fand sich überrasche­nderweise in der 54. Minute einmal gänzlich allein gelassen von all den Franzosen und verzog bei der besten deutschen Torchance. Note 4

● Leroy Sane (ab 74. für Havertz) Hatte in der Vorbereitu­ng das Duell um den letzten vakanten Platz in der Startelf verloren. Bekam erst spät die Chance, diesen Eindruck zu revidieren. Zeigte sich einsatzfre­udig aber musste sich letztlich dem Schicksal aller deutscher Offensivsp­ieler beugen: engagiert aber wirkungslo­s.

● Timo Werner (ab 74. für Gnabry) Wartete auf Bälle in die Schnittste­lle. Die Franzosen dachten aber gar nicht daran, dem Chelsea-Stürmer auch nur einen Meter unnötigen Raum zuzugesteh­en.

● Emre Can (87. für Ginter) Sollte mit seiner Wucht in der Schlusspha­se irgendwie den Ball Richtung Tor wollen. Wollte er. Klappte aber nicht

● Kevin Volland (ab 87. für Gosens) Ging auf die ungewohnte GosensPosi­tion. Auch ihm gelang der Lucky Punch nicht.

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Foto: Franck Fife, dpa Joshua Kimmich und Lucas Hernandez lieferten sich auf dem rechten deutschen Flügel ein Privatduel­l.
 ?? Foto: Christian Charisius, dpa ?? Bruchpilot: ein Greenpeace‰Aktivist lan‰ dete vor Spielbegin­n auf dem Rasen der Arena.
Foto: Christian Charisius, dpa Bruchpilot: ein Greenpeace‰Aktivist lan‰ dete vor Spielbegin­n auf dem Rasen der Arena.

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