Fuchstal investiert in neue Windräder
Fast 15 Millionen Euro will die Gemeinde für den Ausbau des Windparks ausgeben. Zwei wichtige Fragen gilt es aber noch zu klären. Das Projekt sorgt mittlerweile auch im Ausland für Aufsehen
Fuchstal „So einen Beschluss fasst nicht jeder Gemeinderat“, schickte Fuchstals Bürgermeister Erwin Karg der Vergabe voraus, die mit 11:5 Stimmen gebilligt wurde: Für stolze 14,37 Millionen Euro beschafft die Gemeinde drei weitere Windkraftanlagen vom Typ Enercon E160 mit einer Nabenhöhe von 166 Metern. Ob allerdings in den kommenden Jahren statt bisher vier tatsächlich sieben Windräder umweltfreundlichen Strom erzeugen, hängt noch von zwei Entscheidungen ab.
Zum einen steht noch immer die immissionsschutzrechtliche Genehmigung des Vorhabens durch das Landratsamt aus, zum anderen, wie Geschäftsstellenleiter Gerhard Schmid erläuterte, prüfe die Kommunalaufsicht, ob sich die Gemeinde mit ihren rund 4000 Einwohnern nicht in ein finanzielles Abenteuer stürzt.
Hierzu werden Windgutachten und die Berechnung der Wirtschaftlichkeit dem Landratsamt vorgelegt. Deshalb wurde im Vertrag mit Enercon eine Ausstiegsklausel vereinbart.
Mit dem Kaufvertrag habe man es sich nicht leicht gemacht, versicherte Planer Robert Sing vom Landsberger Büro für erneuerbare Energien. So habe man Mitte Mai sieben Stunden lang ohne Unterbrechung
Wie sieht es mit dem Rückbau aus?
in der Fuchstalhalle verhandelt, gefolgt von vier Videokonferenzen.
Rat Anton Frieß (Neue Liste Fuchstal) wollte wissen, ob man bei Verzögerungen beim Baubeginn mit einer Preissteigerung rechnen müsse. Schmid erklärte hierzu, bis November 2022 gelte der vereinbarte Preis, bis dahin müsste allerdings, so Sing, bereits das Baufeld frei gemacht worden sein. Danach erfolge eine Anpassung.
Der Feststellung von Frieß, dass es bislang keine geregelte Entsorgung für stillgelegte Windkraftanlagen gebe, widersprach Sing. Bereits mit Baubeginn müssten zudem Mittel für den Rückbau hinterlegt werden.
Die vier vorhandenen Windkraftanlagen hätten alle Erwartungen übertroffen und stellten einen Fort
für die Gemeinde und das Land dar, erklärte Josef Weber (FWG Leeder) zu dem Vorhaben. „Wir stehen mit unserer Energiepolitik im Fokus“, meinte Karg – und zwar nicht negativ, sondern positiv. Es vergehe keine Woche, ergänzte Schmid, in der sich nicht ein Politiker über das Fuchstaler Modell informiere, mittlerweile auch aus dem Ausland. Gegen den Kauf der Windkraftanlagen stimmten mit Anton Frieß, Angelika Gast, Wolfram Ruoff und Martin Schuster die anwesenden Mitglieder der Neuen Liste Fuchstal sowie Christoph Kneißl (FWG Leeder).
Nachfrage unserer Zeitung äußerte sich Robert Sing ausführlich zum Ertrag und der Wirtschaftlichkeit der neuen Anlagen, die mit 5,56 Megawatt deutlich leistungsstärker sind als die bestehenden mit jeweils drei Megawatt. Die Gutachter hätten wegen des hohen Aufkommens an Rotmilanen eine Totalabschaltung tagsüber während der Vegetationsperiode einkalkuliert und dafür einen Verlust von 22 Prozent angesetzt.
Da bis 2026 im Rahmen des Vogelmonitorings die Abschalteinrichtungen bei Annäherung getestet werden und kein kompletter Stillschritt stand vorgesehen sei, dürfte man in dieser Zeit mit Mehrerträgen rechnen. Er sehe zudem gute Chancen, so Sing weiter, dass nach einem positiven Verlauf der Erprobung das Abschaltsystem auch später genutzt werden könne, sodass sich die angesetzten Verluste deutlich reduzieren könnten. Weitere zehn Prozent in Abzug gebracht wurden von den Gutachtern für Stillstände aufgrund von Wartung, Fledermausschutz und Vereisung. Von dem sich ergebenden jährlichen Nettoertrag wurden für eine „sehr konservativ“angesetzte Wirtschaftlichkeitsberechnung weitere zwölf Prozent für ZeiAuf ten der Nichtvergütung bei negativen Börsenpreisen und als allgemeiner Sicherheitsabschlag abgezogen.
Die verbleibenden 23,3 Millionen Kilowattstunden jährlichen Ertrag würden bei einer zu erwartenden Vergütung von 8,1 Cent pro Kilowattstunde über 20 Jahre angesetzt eine Eigenkapitalrendite von 4,6 Prozent ergeben. Die Gesamtkosten des Projekts bezifferte Sing auf 20,1 Millionen Euro, von denen sechs Millionen durch die Einlagen der Kommanditisten und 14,1 Millionen Euro durch Bankdarlehen aufgebracht werden sollen.
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