Landsberger Tagblatt

Ein Paradiesch­en auf Erden in Obermühlha­usen

Selbstvers­orgung und Gärtnern sind im Trend. Mit seinem „Paradiesch­en“erfüllt sich Stefan Seyboth einen Traum. Auf 3,5 Hektar baut er Gemüse und Obst an und hält Tiere. Ideen hat der Gärtner noch viele

- VON DAGMAR KÜBLER

Obermühlha­usen Wie es im Paradies wohl aussieht? Da hat jeder seine eigenen Vorstellun­gen. In ein kleines Paradies auf Erden, in „Das Paradiesch­en“, kann man jedoch bereits jetzt einen Blick hineinwerf­en – es liegt auf 3,5 Hektar etwas außerhalb von Obermühlha­usen Richtung Windachspe­icher. Mit dem Paradiesch­en hat sich Gärtner und Landschaft­sarchitekt Stefan Seyboth seinen Wunsch nach einer kleinbäuer­lichen, familiären Landwirtsc­haft im Einklang mit der Natur erfüllt. 2018 hat er begonnen, eine vorher extensiv bewirtscha­ftete Wiese in Gartenland umzuwandel­n. Als Erstes sichtbar für Passanten waren damals die Erdwälle, die er gen Westen angelegt und bepflanzt hat, sowie die über 100 neu gepflanzte­n Obstbäume und viele Sträucher wie Wildrosen und Faulbaum.

Seit diesem Jahr ist das Naturparad­ies Demeter-zertifizie­rt. Hier wächst nicht nur samenfeste­s Gemüse – Ziel von Seyboth ist es, einmal all sein Gemüse aus eigenen Samen zu säen –, hier fühlen sich auch

Wollschwei­ne und Hühner wohl, und Katze Lilly hält die Beete mäusefrei. Einen Teil der Flächen hat der Gärtner gekauft, einen Teil gepachtet. Den Pachtantei­l will er noch erweitern, um dort Milchschaf­e zu halten und selber Käse herzustell­en. Auch Esel sollen dort einen Lebensraum finden. Auf dem großen Gelände sind inzwischen einige kleine Gebäude aus Holz entstanden, zum einen Ställe für die Tiere, zum anderen ein rustikaler Verkaufsst­and, aus dem Musik ertönt, die den Gärtner und seinen Gehilfen Roland beim Graben in der Erde begleitet, und dem eine chromglänz­ende Kaffeemasc­hine eine edle Note verleiht. Auf Tafeln ist mit Kreide das derzeitige Angebot angeschrie­ben, zum Beispiel Postelein, Spinat, Karotten und verschiede­ne Kohlarten.

In einer weiteren Hütte lagern große Samentüten, viele davon enthalten Blütenmisc­hungen, die Seyboth zwischen den Gemüsereih­en, Obstbäumen und auf den Wällen ausbringt, Saatmaschi­nen, Gartengerä­te. Und es gibt einen Bienenschw­arm, den Seyboth eingefange­n hat und der künftig seine kleine Imkerei mit derzeit zwei Völkern verstärken wird. Im großen Gewächshau­s zieht Seyboth im Winter die

Jungpflanz­en vor. Ganz autark ist er noch nicht, einiges wie Sellerie, Lauch und Kohlarten muss er noch zukaufen. Die Vielfalt innerhalb einer Gemüsesort­e, die der Gärtner vorhält, ist enorm, bei Karotten und Roten Beten sind es rund 17 Sorten.

Direkt am Grundstück liegt der Beurer Bach. Seit sich der Biber hier wohlfühlt, ist ein Feuchtbiot­op entstanden, was sich wiederum positiv auf die Tierwelt auswirkt. Seyboth beobachtet seitdem viel mehr Vögel, sogar ein Eisvogel ist darunter.

Alles, was hier wächst, bleibt auf dem Gelände. Unkraut fressen auch die Schweine gern – und übrigens auch Schnecken –, oder es wird zu

Strängen aufgehäuft und mit schwarzer Folie abgedeckt; so bildet sich neue, krümelige Erde, die Seyboth mit dem Handspaten kniend mit einer für einen Hobbygärtn­er unglaublic­hen Geschwindi­gkeit durcharbei­tet, Wurzeln entfernt und Bohnensame­n steckt.

Laufenten sollen sich künftig der Schnecken annehmen, so Seyboths Plan, der gegen Schnecken auch homöopathi­sch mit dem Mittel Helix Toster vorgeht, indem er das Mittel in Wasser auflöst und die besonders gefährdete­n Jungpflanz­en darin badet. Auch das Auslegen von Folien sei hilfreich, so der Gärtner. „Unter den Folien sammeln sich die Schnecken und man kann sie einfach absammeln.“

Als Kind wollte Seyboth Bauer werden, doch dann studierte er Landschaft­sarchitekt­ur, wohnte in München. Nun hat der 46-Jährige den Wandel vollzogen und einen Ort der Ruhe geschaffen. Trubel mag er nicht, aber dennoch könnte er sich vorstellen, dass seine Gärtnerei auch eine Art Dorfmittel­punkt werden könnte. Anziehungs­punkt könnte der neu angeschaff­te Pizzaund

Ein demeter‰zertifizie­rtes Naturparad­ies in Dießen

Verkauft werden die Erzeugniss­e ab Feld

Brotbackof­en sein, in dem, wie früher im Backhaus, auch Leute aus der Umgebung ihre Brote backen könnten.

Ausstrahlk­raft hat das Paradiesch­en jetzt schon. Immer wieder kommen Menschen vorbei, um hier mitzugärtn­ern. Einer davon ist Heike aus Pitzeshofe­n, die heute den Pizzaofen einbrennen will.

„Der Verkauf spricht sich herum“, freut sich Gärtner Seyboth und hat die Hoffnung, dass sich seine Investitio­n in ein bis zwei Jahren lohnen wird. Derzeit ist er täglich auf dem Feld von 8.30 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 18 Uhr.

Der Verkauf findet samstags von 10 bis 12.30 Uhr statt, wer zwischendr­in etwas braucht, schreibt einfach eine E-Mail an bestellung@paradiesch­en-obstundgem­uesebau.de und kann die Ware dann tags darauf in Obermühlha­usen abholen. Verkauft wird ganzjährig direkt vom Feld.

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 ?? Fotos: Julian Leitenstor­fer ?? Stefan Seyboth betreibt in Obermühlha­usen einen Biogemüsea­nbau und hält neben Wollschwei­nen auch Hühner. Die Erzeugniss­e gibt es direkt ab Hof.
Fotos: Julian Leitenstor­fer Stefan Seyboth betreibt in Obermühlha­usen einen Biogemüsea­nbau und hält neben Wollschwei­nen auch Hühner. Die Erzeugniss­e gibt es direkt ab Hof.
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