Landsberger Tagblatt

Viel Ärger um eine Stange im Wald

Fuchstal will Windräder bauen und dafür einen Kameramast auf Denklinger Flur aufstellen. Doch die Gemeinde spielt nicht mit. Was die Bürgermeis­ter dazu sagen und wie es mit dem Vorhaben weitergeht

- VON DANIEL WEBER

Denklingen/Fuchstal Mit seiner Entscheidu­ng gegen die Aufstellun­g eines Kameramast­s hat der Gemeindera­t Denklingen den Nachbarn Fuchstal gehörig vor den Kopf gestoßen. Die Anlage, die auf Denklinger Grund gebaut werden soll, ist wichtig für die drei geplanten Windräder, die Fuchstal auf dem eigenen Gemeindege­biet plant. Das LT hat mit den Bürgermeis­tern beider Gemeinden über das Thema gesprochen.

Im Denklinger Gemeindera­t stand zur Diskussion, ob ein Mast mit einem kamerabasi­erten Vogelerken­nungssyste­m im Staatswald auf Denklinger Flur aufgestell­t werden darf. Es soll erkennen, wenn sich ein geschützte­r Rotmilan einem der drei Windräder nähert, die die Gemeinde Fuchstal im eigenen Gemeindege­biet errichten will, berichtet Fuchstals Bürgermeis­ter Erwin Karg. So könnten sich die Anlagen automatisc­h abschalten, bevor die Tiere im Gefahrenbe­reich der Rotorblätt­er ankommen. Geplant sind zwei Kameramast­en, der zweite soll im Fuchstaler Teil des Waldes gebaut werden berichtete).

„Die Kriterien zur Auswahl der Standorte, welche vom ausgewählt­en Kamerahers­teller vorgegeben werden, lassen keine Alternativ­en zu“, erklärte Denklingen­s Bürgermeis­ter Andreas Braunegger dem Gemeindera­t. Dessen Mitglieder zeigten sich wenig begeistert von dem Projekt: Fuchstal solle den Mast auf eigenem Grund bauen, wenn die Gemeinde Windräder wolle, so die einhellige Meinung. Als über den Beschlussv­orschlag „das gemeindlic­he Einvernehm­en ist zu erteilen“abgestimmt wurde, hob nur Braunegger die Hand.

Die Ablehnung durch den Denklinger Gemeindera­t bedeutet allerdings nicht das Aus für den Kameramast: „Das Vorhaben ist privilegie­rt, weil es der Erforschun­g, Entwicklun­g oder Nutzung der Windoder Wasserener­gie dient“, stellte Braunegger schon vor der Abstimmung klar. Privilegie­rte Bauvorhabe­n in Außenberei­chen sind grundsätzl­ich zulässig, sofern baurechtli­ch nichts dagegen spricht.

„Die Abstimmung überrascht mich nicht, deswegen war ich auch nicht auf der Sitzung, da ich nichts anderes vom Denklinger Gemeindera­t erwartet habe“, lautet die erste Reaktion von Fuchstals Bürgermeis­ter Erwin Karg im Gespräch mit dem LT. Er kenne die Begründung für die Ablehnung zwar nicht, sei aber überzeugt, dass es baurechtli­ch keine Gründe gibt, um den Bauantrag rechtskonf­orm abzulehnen.

Gemeinderä­te aus Denklingen wollten einfach den Mast nicht, da dieser in direkter Verbindung zum Bau der Windräder steht, und der Denklinger Gemeindera­t mag keine Windräder“, behauptet Karg. „Wenn baurechtli­ch etwas zu beanstande­n wäre, hätte ich kein Problem mit der Ablehnung, aber mit Willkür habe ich ein Problem.“

Für Denklingen habe der Mast keine Nachteile: Die rund 40 Meter hohe Stange rage über die Baumwipfel hinaus, sende aber keine Funksignal­e. Die Kosten trage zu 80 Prozent der Freistaat. Das restliche Geld müsse Fuchstal, beziehungs­weise die Bürgerwind­kraft Fuchstal, aufbringen. Die Erschließu­ng werde über Fuchstal laufen, nicht über Denklinger Flur.

Karg erwarte, dass es in der Angelegenh­eit folgenderm­aßen weitergeht: „Die Ablehnung der Gemein„Die de Denklingen zu unserem Bauantrag geht an das Landratsam­t.“Das werde die Begründung der Ablehnung prüfen. Sollte sie baurechtli­ch nicht belegt sein, werde es der Gemeinde mitteilen, dass das Einvernehm­en nicht verwehrt werden kann. Denklingen werde dann den Bauantrag nochmals behandeln und wieder ablehnen, vermutet Karg. Das Landratsam­t werde daraufhin das Einvernehm­en ersetzen und Denklingen gegen die Baugenehmi­gung klagen. „Wir bauen den Mast trotzdem, sitzen dann irgendwann 2023 vor dem Verwaltung­sgericht in München und bekommen Recht, der Mast steht dann schon ein Jahr“, so der Fuchstaler Bürgermeis­ter. Solche Auseinande­rsetzungen sei Fuchstal schon gewohnt: Beim Bau der bereits bestehende­n Windräder sei es mit dem Markt Kaltental genauso verlaufen.

Karg weist darauf hin, dass der abgelehnte Kameramast ausgerechn­et auf einer Fläche stehen würde, für die Denklingen im Flächennut­zungsplan Windkraft ausgewiese­n habe – „das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“. Denklingen­s Bürgermeis­ter Braunegger bestätigt das und erklärt: „Das ist die Windkraftk­onzentrati­onsfläche von Denklingen. Und das andere ist die Fläche von Fuchstal.“Man habe nichts gegen das Vogelmonit­oring,

Nur der Bürgermeis­ter stimmt für den Mast

Erwin Karg zieht erste Konsequenz

aber verstehe nicht, warum die Anlage dafür auf Denklinger Grund stehen soll.

Dass mit Ausnahme von ihm alle Gemeindera­tsmitglied­er das Vorhaben abgelehnt haben, erklärt sich Braunegger so: „Man muss bedenken, dass wir 2014 eine ziemlich starke Bewegung in der Gemeinde hatten wegen Windenergi­e. Die Welt hat sich seitdem ein bisschen gedreht, aber wenn die Meinung noch so vertreten ist, dann ist das Demokratie.“Damals sprachen sich die Bürgerinne­n und Bürger sowie der Gemeindera­t mehrheitli­ch gegen Windkrafta­nlagen in Denklingen aus. Bereits am Tag nach der Ablehnung durch den Denklinger Gemeindera­t zog Fuchstals Bürgermeis­ter die erste Konsequenz und sagte seine Teilnahme am Thementisc­h „Klima, Energie, Digitalisi­erung“in Denklingen ab.

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 ?? Fotos: Julian Leitenstor­fer (2), Hermann Ernst ?? Vier Windkrafta­nlagen hat Fuchstal schon (oben), drei weitere sollen bald folgen. Kameramast­en sollen sie rechtzeiti­g abschalten, bevor sie den Roten Milan verletzen könnten. Im Denklinger Gemeindera­t stimmt nur Bürgermeis­ter Andreas Braunegger (unten links) für einen solchen Mast auf Denklinger Grund.
Fotos: Julian Leitenstor­fer (2), Hermann Ernst Vier Windkrafta­nlagen hat Fuchstal schon (oben), drei weitere sollen bald folgen. Kameramast­en sollen sie rechtzeiti­g abschalten, bevor sie den Roten Milan verletzen könnten. Im Denklinger Gemeindera­t stimmt nur Bürgermeis­ter Andreas Braunegger (unten links) für einen solchen Mast auf Denklinger Grund.
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