Landsberger Tagblatt

Festnahme in Österreich

- Meinungsfo­rscherin unter Verdacht

Wien In Österreich ist wegen der Korruption­svorwürfe rund um die konservati­ve ÖVP nach Medieninfo­rmationen eine Meinungsfo­rscherin festgenomm­en worden. Ein entspreche­nder Bericht der Zeitung Der Standard wurde der österreich­ischen Nachrichte­nagentur APA aus Anwalts- und Regierungs­kreisen bestätigt. Die Demoskopin wird demnach von der Staatsanwa­ltschaft verdächtig­t, eine zentrale Rolle bei der Erstellung von geschönten Umfragen zum Vorteil der ÖVP gespielt zu haben, die dann in Medien platziert worden seien. Dafür sollen Steuergeld­er veruntreut worden sein. Grund für die Festnahme soll Verdunkelu­ngsgefahr sein.

Die Beschuldig­te soll laut der Zeitung kurz vor einer Hausdurchs­uchung am 6. Oktober die Festplatte ihres Computers gelöscht haben. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft bestätigte den Vorgang nicht. Die Anwältin der Verdächtig­en war zunächst nicht erreichbar. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz und neun weitere Verdächtig­e wegen möglicher Untreue, Bestechung und Bestechlic­hkeit. Das Team um Kurz soll den Aufstieg des 35-Jährigen in Partei und Regierung auch durch eine Zusammenar­beit mit einem Medienhaus organisier­t und dafür Steuergeld verwendet haben. Kurz und das Medienhaus bestreiten die Vorwürfe vehement.

Im Nationalra­t lieferten sich Koalition und Opposition ein heftiges Wortgefech­t um die Vorwürfe an die Adresse von Kurz. Der neue Kanzler Alexander Schallenbe­rg verteidigt­e seinen Vorgänger erneut und zeigte sich über einen Misstrauen­santrag gegen Finanzmini­ster Gernot Blümel, einem Kurz-Vertrauten, befremdet. Die opposition­ellen Sozialdemo­kraten verlangten von Schallenbe­rg einen klaren Schnitt mit dem konservati­ven Machtappar­at seines Vorgängers. Er solle sich von allen unter Korruption­sverdacht stehenden Mitarbeite­rn von Kurz trennen, sagte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. „Wer blind folgt, kann nicht führen“, so die Sozialdemo­kratin. Kurz bleibt nach seinem Rücktritt Parteichef und ist von der ÖVP-Fraktion einstimmig zu ihrem neuen Chef bestimmt worden. Er soll am Donnerstag als Abgeordnet­er vereidigt werden.

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